Diese Arbeit widmet sich am Beispiel der Ukraine der Frage, ob die Europäische Union (EU) durch ihre direkte Unterstützung die zivilgesellschaftlichen Akteure der Demokratisierung im Osteuroparaum stärkt. Die Untersuchung beschränkt sich auf die Ebene der NGOs als Hauptadressaten zivilgesellschaftlicher Demokratieförderung der EU in der Ukraine. Im Zeitraum 1994–2015 werden einzelne ukrainische NGOs als Fallbeispiele der Untersuchung dahin gehend der Analyse unterzogen, wie sie von der EU projektorientiert direkt gefördert wurden bzw. ob diese Förderung sie in ihrer Rolle als Akteure der Demokratisierung vor Ort stärkte. Dabei wird eine solche Stärkung zweidimensional aufgefasst: Zum einen versteht man darunter den Aufbau interner Kapazitäten, welche die NGOs bei der Ausübung ihrer Funktionen und Aufgaben der Demokratisierung in Anspruch nehmen, wie Interessenvertretung, Kommunikation oder Sozialisation. Zum anderen setzt sie voraus, dass die ukrainischen NGOs im Förderverlauf die Domänen der Demokratisierung, wie sie durch das Modell einer „eingebetteten“ Demokratie dargestellt werden, ebenfalls extern positiv beeinflussten. Hiermit gilt zu zeigen, ob die Unterstützung der EU es den zivilgesellschaftlichen Akteuren in ihren europäischen Nachbarländern in der Tat ermöglichte, Einfluss auf die Demokratisierung zu nehmen, oder diese nur intern in ihren Kapazitäten stärkte, ohne dass eine klare demokratieförderliche Nachwirkung nachweisbar wäre. Als empirische Basis der Untersuchung fungieren 25 Projekte, welche durch 15 vorab ausgewählte ukrainische NGOs im Rahmen von vier Programminstrumenten der EU – TACIS, EIDHR, NCSF (ENPI) und NSA§LA – in der zeitlichen Varianz entlang von drei Zeitphasen der ukrainischen Demokratisierung (1994–2005; 2005–2010; 2010–2015) gefördert wurden. Am Beispiel der untersuchten NGOs zeigt diese Arbeit, dass die EU durch ihre direkte Unterstützung die zivilgesellschaftlichen Akteure der Demokratisierung in der Ukraine entlang beider genannten Dimensionen durchaus stärken kann. Einerseits zeigt die Untersuchung, dass die NGOs im Förderverlauf ihre internen institutionellen und fachlichen Kapazitäten erweitern. Dabei findet der Aufbau ihrer Kapazitäten primär als side effect der Umsetzung der eigentlichen Projektarbeit statt. Andererseits wird deutlich, dass die NGOs mithilfe der EU-Projektförderung einzelne Domänen der Demokratisierung, wie beispielsweise demokratische Wahlen oder bürgerliche Freiheitsrechte, auf verschiedene Art positiv beeinflussen. Zugleich demonstriert die Untersuchung, dass die Möglichkeiten und Grenzen der ukrainischen NGOs, mit der EU als externem Akteur der Demokratieförderung zu kooperieren, in engem Zusammenhang mit den innerstaatlichen Strukturen – oder domestic opportunity structures – stehen. Drei davon sind von besonderer Bedeutung: die Ausstattung der NGOs mit notwendigen Kapazitäten, ihr bestehendes Verhältnis zu staatlichen Politikakteuren und der eigentliche Wille zur Kooperation mit der EU als externem Akteur. Dies erklärt, warum vom Förderangebot der EU in der Ukraine primär ein begrenzter Kreis größerer und ressourcenstärkerer NGOs in der Hauptstadt Kiew profitiert. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass hierdurch kleinere lokale NGOs als einzelne Projektzielgruppen in ihrem demokratieorientierten Handeln mitgestärkt, das demokratische Bewusstsein in der Bevölkerung durch politische Bildung gepflegt bzw. die demokratischen Entwicklungen in der Ukraine sowohl auf nationaler als auch auf regionaler Ebene ebenfalls mitunterstützt werden. Diese Tatsache legt wiederum den Schluss nahe, dass die EU mit der direkten Förderung ausgewählter, hochprofessionalisierter NGOs einen Beitrag zur Demokratisierung in der Ukraine leistet. Trotzdem handelt es sich hierbei nur um ein kleineres Segment der ukrainischen Zivilgesellschaft; auch die Nachhaltigkeit der positiven Effekte der Förderung ist bei mehreren der in dieser Arbeit untersuchten EU-Projekte empirisch schwer nachweisbar. Die Interpretation der Forschungsergebnisse erfolgt daher unter Berücksichtigung dieser Problematik und anderen Herausforderungen der Zivilgesellschaftsförderung als externe Demokratisierungsstrategie der EU im Osteuroparaum.
Using Ukraine as an example, this work is dedicated to the question of whether the European Union (EU) strengthens civil society actors of democratization in Eastern Europe through its direct support. The investigation focuses on NGOs as the main addressees of civil society democracy promotion by the EU in Ukraine. This study analyzes how several Ukrainian NGOs were directly supported by the EU from 1994–2015 in carrying-out specific projects for democracy promotion, and whether this support strengthened them in their role as actors of democratization in the country. For such an effect to be present, two conditions must be fulfilled: On the one hand, internal capacities, which the NGOs use in carrying out their functions and tasks with regard to democratization, such as representation of interests, communication or socialization, must be build up. On the other hand, Ukrainian NGOs must have also had a positive external influence on the domains of democratization, in line with the model of an "embedded democracy." The aim here is to show whether EU support has indeed enabled civil society actors in neighboring European countries to exert a positive influence on democratization, or whether it has only strengthened their capacities internally, without there being any evidence of a clear-cut democracy promoting effect. The empirical basis of this study consists of 25 projects carried out by 15 selected Ukrainian NGOs and which were funded within the framework of four EU programs – TACIS, EIDHR, NCSF (ENPI) and NSA§LA – during three periods of Ukraine's transition to democracy (1994–2005; 2005–2010; 2010–2015). By example of the NGOs examined, this work shows that the EU, through its direct support, can certainly strengthen the civil society actors of democratization in Ukraine along both dimensions described above. On the one hand, the study shows that the NGOs expand their internal institutional and technical capacities during the funding period. Capacity building takes place primarily as a side effect of the implementation of the actual project work. On the other hand, it becomes clear that the NGOs, with the help of EU project funding, positively influence in various ways individual domains of democratization, such as democratic elections or civil liberties. At the same time, the study demonstrates that the possibilities and limitations of Ukrainian NGOs to cooperate with the EU as an external actor in democracy promotion are closely related to the so-called domestic opportunity structures. Three of them are of particular relevance: the provision of NGOs with necessary capacities, existing connections to state policy actors, and an actual will to cooperate with the EU as an external actor. This explains why a limited circle of larger and more resource-intensive NGOs in the capital Kiev primarily benefit from the EU's funding offer in Ukraine. However, the results also show that this means smaller local NGOs as individual project target groups are strengthened in their democratically oriented actions, democratic awareness among the population is cultivated through political education and democratic developments in Ukraine are supported at both national and regional level as well. This fact, in turn, leads to the conclusion that the EU is indeed contributing to democratization in Ukraine by directly supporting selected, highly professionalized NGOs. Nevertheless, this does not change the fact that this is only a small segment of Ukrainian civil society; the sustainability of the positive effects of funding are also empirically difficult to prove in several of the EU projects examined in this study. The interpretation of the research results takes this problem into account, as well as other challenges of civil society promotion as an external democratization strategy of the EU in the Eastern European region.