Zusammenfassung Chronische Infektionen mit Hepatitis C (HCV) sind von hoher epidemiologischer Bedeutung, da sie insbesondere bei Patienten mit einer chronischen Hämodialyse (CHD) oder einer Nierentransplantation (NTX) zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität führen können. Eine „Okkulte HCV-Infektion“ ist eine neue umstrittene Entität, die durch das Vorhandensein von HCV-RNA (normalerweise > 200 IE/ml oder > 1000 Kopien/ml HCV-RNA) in Lebergewebe und/oder in mononukleären Zellen des peripheren Blutes (PBMC) in Abwesenheit von HCV-RNA im Serum unabhängig vom anti-HCV-Status definiert wird. Die Existenz und die Bedeutung einer okkulten HCV-Infektion sind noch nicht eindeutig geklärt und lassen viele Fragen offen. Das Ziel der vorliegenden Studie war es daher, die Prävalenz okkulter HCV-Infektionen in einer großen Kohorte von CHD- und NTX-Patienten zu analysieren, indem mit einem hochsensitiven Assay (Transcription-Mediated-Amplification) das Vorhandensein von HCV-RNA in PBMC untersucht und deren klinische Relevanz bewertet wurde. In diesem Rahmen wurden 417 CHD-Patienten und die gleiche Anzahl von NTX-Patienten eingeschlossen und untersucht. Wie erwartet, war die Prävalenz der HCV-Infektion in beiden Patientengruppen signifikant höher als in der Allgemeinbevölkerung. Die Prävalenz einer okkulten HCV-Infektion mit positiver HCV-RNA in PBMC war jedoch mit 0,25 % bei unseren CHD-Patienten und mit 0,5 % bei unseren NTX-Patienten sehr niedrig. Darüber hinaus ergeben sich nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 30 Monaten bei den 3 Patienten mit nachgewiesener okkulter HCV-Infektion keine klinischen oder virologischen Hinweise auf eine HCV-Infektion. Daher unterstützen unsere Ergebnisse nicht das Vorliegen einer klinisch relevanten okkulten HCV-Infektion bei CHD- und NTX-Patienten, insbesondere in den Bevölkerungsgruppen mit einer geringen Prävalenz von HCV-Infektionen. Die geringe Ausbeute und die aufwendigen und teuren Tests auf okkulte HCV-Infektionen rechtfertigen nicht die Durchführung eines Routine-Screenings bei diesen Patienten. Infolgedessen sind weitere Längsschnittstudien in geografischen Populationen mit hoher HCV-Endemizität erforderlich, um die Prävalenz einer okkulten HCV-Infektion bei CHD- und NTX-Patienten in Abhängigkeit vom verwendeten Verfahren zu klären.
Abstract Chronic infection with hepatitis C virus (HCV) is of high epidemiological significance, as it can lead to increased morbidity and mortality, especially in patients with hemodialysis (CHD) or kidney transplantation (NTX). “Occult HCV infection” is a new controversial entity defined by the presence of HCV RNA (usually > 200 IU / ml or > 1000 copies/ml HCV RNA) in liver tissue and/or peripheral blood mononuclear cells (PBMC) in the absence of HCV RNA in serum, irrespective of the anti-HCV status. The existence and significance of occult HCV infection is not clear and leave questions unanswered. The aim of the present study was therefore to analyze the prevalence of occult HCV infection in large cohorts of CHD and NTX patients by testing for the presence of HCV RNA in PBMC using a highly sensitive assay (Transcription-Mediated-Amplification) and evaluate its clinical relevance. In this regard, 417 CHD and the same number of NTX patients were included and examined. As expected, the prevalence of HCV infection was significantly higher in both patient groups than in the general population. However, the prevalence of occult HCV infection with positive HCV RNA in PBMC was found to be very low, 0.25% in our CHD patients and 0.5% in our NTX patients. Furthermore, on a mean longitudinal follow-up of 30 months of the 3 patients with occult HCV infection, there was no clinical or virological evidence of HCV infection. Thus, our results do not support the existence of a clinically relevant occult HCV infection CHD and NTX patients, particularly in those populations with low prevalence of HCV infection. The low yield and complex and expensive testing for occult HCV infection does not warrant its implementation for routine screening in these patients. As a result, further longitudinal studies in geographic populations with high HCV-endemicity are required to clarify the prevalence of occult HCV infection in CHD and NTX patients depending on the method used.