ZUSAMMENFASSUNG Der Morbus Meniére ist eines der häufigsten Schwindelsyndrome. Die genaue Ätiologie und Pathogenese sind noch immer unbekannt. Ein endolymphatischer Hydrops wird als Ursache diskutiert. Klassischerweise leiden an Morbus Menière erkrankte Patienten unter akuter Tieftonschwerhörigkeit, Drehschwindel, Tinnitus und Ohrendruck. Die Erkrankung kann aber auch monosymptomatisch beginnen, was die Diagnosefindung erschwert und die Erstdiagnose herauszögern kann. Ziel unserer Doktorarbeit ist, die Rolle des Tieftonhörsturzes als diagnostischen Marker eines Morbus Menière zu untersuchen. Es wurden 106 Patienten mit Tieftonhörsturz in die Studie eingeschlossen. Diese wurden auf vorliegende Symptome untersucht. Als Kontrollgruppe dienten 38 Patienten mit einem Hochtonhörsturz, die auf das Vorliegen der gleichen Symptome untersucht wurden. Zusätzlich wurde ein Fragebogen an die 106 TTHS-Patienten geschickt, um den Krankheitsverlauf beurteilen zu können. Es wurden Vergleiche gezogen zwischen Patienten, die sich mit dem Erstereignis eines TTHS vorstellten und Patienten, die schon mindestens ein Hörsturzereignis in der Vorgeschichte hatten. Bei allen Patienten wurde die aktuellste Version der Diagnosekriterien für einen Morbus Menière von 2015 angewandt. Von den 106 Tieftonhörsturzpatienten erfüllten 24 bei Erstvorstellung in der Klinik die Diagnosekriterien für einen Morbus Menière. Fünf weitere Patienten, die sich mit TTHS und Tinnitus vorgestellt hatten, entwickelten im Verlauf Drehschwindel und erfüllten damit die Kriterien. Wir konnten bestätigen, dass das Symptom Drehschwindel und damit ein Morbus Menière signifikant häufiger bei einem TTHS als bei einem HTHS auftritt. Lag bei Patienten mit einem TTHS-Erstereignis zusätzlich ein Tinnitus vor, entwickelte sich im Verlauf häufiger ein Morbus Menière als bei Patienten mit einem alleinigen TTHS.
Schlussfolgerungen: Der TTHS ist ein wichtiger diagnostischer Marker des Morbus Menière. Durch den Vergleich von Patienten mit TTHS-Erstereignis und Nicht-Erstereignis konnten wir zeigen, dass sich weitere Symptome zum Hörsturz häufig erst mit zeitlichem Abstand entwickeln und ein Morbus Menière häufig monosymptomatisch beginnen und erst in der Folge weitere Symptome entwickeln kann. Es zeigte sich, dass das Ausmaß des Hörverlustes im Audiogramm Rückschlüsse auf Schwere der Erkrankung und Prognose zulassen kann. Das Symptom Drehschwindel ist ein wichtiger Faktor sowohl in Bezug auf die Prognose eines Hörsturzes, bzw. die Entwicklung eines Morbus Menière, als auch in Bezug auf den Leidensdruck der Patienten.
Menière‘s Disease is one of the most common vertigo syndromes. Despite intensive research the etiology and pathogenesis are not fully understood. Endolymphatic hydrops is assumed as a possible cause. The usual symptoms of patients with Menière’s disease are acute low-tone sensorineural hearing loss, attacks of vertigo, tinnitus and aural fullness. A monosymptomatic onset of the disease is possible, which can delay the initial diagnosis and makes the diagnostics very difficult. The goal of the present study is to determine the role of acute low-tone sensorineural hearing loss as a diagnostic criterion for Menière’s disease. Methods 106 Patients were included in the study and checked for symptoms of Menière’s disease. As a control group we included 38 patients with a high-frequency sudden hearing loss, who were checked for the same symptoms. Additionally a questionnaire was sent to the 106 patients as a follow-up. Patients with a first-time hearing loss and patients with at least one event of hearing loss in the medical history were compared. We analyzed the symptoms of all the patients using the latest diagnostic criteria for Menière’s disease from 2015. Results 24 out of the 106 patients with a low-frequency hearing loss had met the diagnostic criteria for Meniere’s disease upon their first admission to the hospital. Five patients, who first presented with hearing loss und tinnitus, developed vertigo over time and met the criteria then. Our results confirmed that vertigo is significantly more common in a low-frequency than in a high-frequency hearing loss. Analysing the first-time hearing loss patients it showed, that patients with accompanying tinnitus developed Menière’s disease more frequently than patients with a sole low-frequency hearing loss. Conclusions Low-frequency hearing loss is an important marker of Menière’s disease. Comparing First-time and Non-first-time hearing loss patients it showed that Menière’s disease often begins monosymptomatic and further symptoms develop only over time. It showed that the extend of hearing loss could be a marker for prognosis and severity of the disease. Vertigo is an important factor for prognosis of hearing loss and progression to Menière’s disease as well as for the degree of suffering of the patients.