Wie lässt sich die Wirksamkeit der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) für Angststörungen noch weiter steigern? Dieser Frage ist die Wissenschaft in letzter Zeit verstärkt nachgegangen. Neben pharmakologischen und psychotherapeutischen Augmentationsstrategien scheint auch der Einsatz von körperlicher Aktivität eine vielversprechende Herangehensweise bei der Behandlung von Angst zu sein. Zahlreiche empirische Studien bestätigen, dass körperliche Aktivität Angst reduzieren sowie den Prozess der Angstextinktion unterstützen kann. Das Ziel dieser randomisierten kontrollierten Multicenter-Studie war es, zu untersuchen, ob körperliche Aktivität vor in-vivo Exposition die Wirksamkeit einer KVT bei Panikstörung mit Agoraphobie verbessern kann. Alle Proband*innen erhielten eine manualisierte KVT mit fünf Expositionssitzungen. Unmittelbar vor jeder Exposition wurde ein 30-minütiges Laufbandtraining absolviert. Die Experimentalgruppe betätigte sich bei moderater Intensität (entsprechend 70 % der maximalen Sauerstoffaufnahme), während die Kontrollgruppe bei niedriger Intensität (30 % der maximalen Sauerstoffaufnahme) körperlich aktiv war. Die Assessments fanden vor (Baseline) und nach (Post) der Behandlung sowie sechs Monate nach Behandlungsende (Follow-up) statt. Als primäre Endpunkte wurden die Hamilton-Angst-Skala (Ham-A) sowie das Mobilitätsinventar eingesetzt. Als sekundäre Endpunkte dienten die Panik- und Agoraphobie-Skala, Fragebögen zu angstbezogenen Kognitionen und körperbezogenen Ängsten sowie der EuroQol zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. An drei Studienstandorten wurden insgesamt 77 Proband*innen mit einer Panikstörung mit Agoraphobie in die Studie aufgenommen und auf die beiden Bedingungen randomisiert. Über beide Bedingungen hinweg zeigen sich von Baseline zu Post signifikante Verbesserungen in allen eingesetzten Messinstrumenten. Varianzanalysen mit Messwiederholung erbringen jedoch keine signifikanten Interaktionseffekte zwischen Bedingung und Zeit. Nichtsdestotrotz deutet ein Trend in Richtung eines signifikanten Interaktionseffekts für die Ham-A auf eine größere Symptomverbesserung in der Experimentalgruppe hin (f[1, 74] = 4.15, p = .045, α = .025). Diese Überlegenheit der Experimentalgruppe ist zum Follow-up Zeitpunkt nicht mehr zu beobachten, da die Kontrollgruppe von Post zu Follow-up eine signifikante Ham-A-Verbesserung erreicht und somit aufholt. Folglich beenden beide Bedingungen die Studienteilnahme mit vergleichbaren Ergebnissen. Diese Befunde deuten darauf hin, dass körperliche Aktivität vor Expositionssitzungen die Wirksamkeit der KVT beschleunigen kann. Ein solcher Effekt würde bedeuten, dass die Betroffenen das zu erwartende Therapieergebnis in kürzerer Zeit erreichen, was klinisch u.a. eine schnellere Reduktion des Leidensdrucks sowie eine frühzeitigere Wiederherstellung der Mobilität bedeuten und damit auch eine ökonomische Entlastung darstellen würde. Zu den Stärken dieser Studie zählen u.a. der Einsatz einer Kontrollgruppe, die größtmögliche Vergleichbarkeit der Bedingungen, die relativ große Stichprobe, die Randomisierung mit Verblindung, die standardisierte Diagnosestellung sowie die Intention-to-treat-Analyse. Nichtsdestotrotz sollten für die Interpretation der Ergebnisse einige Einschränkungen berücksichtigt werden wie die hohe Dropout-Rate sowie die relativ kleine Anzahl an Trainingseinheiten.
Lately, increasing the effectiveness of the cognitive-behavioral therapy (CBT) for anxiety disorders has become a focus of scientific research. Next to pharmacological and psychotherapeutic augmentation physical activity appears to be promising. As shown in numerous empirical findings the effects of physical activity are to reduce anxiety and to improve the process of fear extinction. The aim of this randomized controlled multicenter trial was to examine whether physical activity prior to in-vivo exposure can improve the outcome of a CBT for patients with panic disorder with agoraphobia (PD/AG). All participants received an evidence-based manualized CBT including five exposure sessions. Prior to each exposure a 30-minute treadmill task was accomplished. The experimental condition completed this task at moderate intensity (70 % of the individual maximal oxygen uptake [VO2max]) while the control condition was active at low intensity (30 % VO2max). Assessments took place before (baseline), after (post) and six months after the treatment (follow-up). The Hamilton-Anxiety-Scale (Ham-A) and the Mobility-Inventory served as primary outcome measures. As secondary outcome measures the Panic- and Agoraphobia-Scale, Agoraphobic-Cognitions-Questionnaire, Body-Sensations-Questionnaire and the EuroQol for assessing the health-related quality of life were used. At three study centers 77 patients with PD/AG were included in this trial and randomized to one of the two conditions. Beyond the two conditions significant improvements in all measurements are evident from baseline to post. Repeated-measures analyses of variance find no significant interaction effects between condition and time. However, a trend towards a significant interaction effect in the Ham-A points to a bigger symptom reduction in the experimental group (f[1, 74] = 4.15, p = .045, α = .025). At follow-up this superiority disappears since the control group improves significantly from post to follow-up and catches up. As a result, both conditions complete this trial with a similar outcome. These findings indicate that exercise prior to exposure sessions speeds up the effect of a CBT. The expected therapeutic success would be reached earlier resulting in a faster reduction of psychological strain and an earlier restoration of mobility which would be an economic relief as well. Strengths of this study are the application of a control group, the maximum comparability of the two conditions, the relatively large sample, the randomization with blinding, the standardized diagnostics as well as the intention-to-treat-analysis. Nonetheless, for interpreting the results some limitations should be taken into account, for example the high dropout rate and the relatively small number of exercise sessions.