Hintergrund: Die Tungiasis (Sandflohkrankheit) ist eine vernachlässigte Tropenkrankheit (Neglected Tropical Disease, NTD), die in großen Teilen der tropischen Welt verbreitet ist und mit gravierenden Komplikationen einhergehen kann. Sie wird durch die Penetration des weiblichen Sandflohs (Tunga penetrans) in die Haut hervorgerufen, welche eine starke Entzündungsreaktion im umliegenden Gewebe induziert und mit Juckreiz, erheblichen Schmerzen und Funktionseinschränkungen verbunden ist. Extraktionsversuche mit unsterilen Instrumenten führen zu einer bakteriellen Superinfektion oder einer Transmission von Viren wie HBV und HCV. Die epidemiologische Datenlage für den afrikanischen Kontinent ist äußerst spärlich. Methoden: In einer prospektiven Studie wurde der Zusammenhang zwischen dem Schweregrad der akuten bzw. chronischen Tungiasis und der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen untersucht. In zwei Querschnittsstudien auf Haushalts- und Schulebene wurden Prävalenz, Intensität und potenzielle Risikofaktoren für das Auftreten der Erkrankung bzw. schwerer Infektionen analysiert. Ergebnisse: Die Tungiasis beeinträchtigt das physische, psychische und soziale Wohlbefinden von Kindern und Jugendlichen im ländlichen Kenia erheblich. Eine Reduzierung der klinischen Pathologie unter effektiver Behandlung führte zu einer Rekonstitution der Lebensqualität. Die Prävalenz lag bei 25 % in der Allgemeinbevölkerung und bei 48 % in der untersuchten Schülerpopulation. Armutsassoziierte hygienische und architektonische Merkmale der Wohnumgebung wurden als Risikofaktoren identifiziert; eine mindere Qualität von SchulFußböden amplifizierte das Erkrankungsrisiko. Konklusion: Möglichkeiten der Therapie und Prävention der Tungiasis sind vorhanden und müssen der ländlichen Bevölkerung mit hoher Priorität zugänglich gemacht werden. Die Befestigung von Wänden und Fußböden und eine Erweiterung der sogenannten WASH-Initiative (Water, Sanitation and Hygiene) sollten im Fokus der öffentlichen Gesundheitsversorgung stehen.
Background: Tungiasis is a neglected tropical disease (NTD) which is widely spread in large parts of the tropical world and may be accompanied by severe complications. It is caused by the penetration of the female sand flea (Tunga penetrans) into the skin, which induces a strong inflammatory response in the surrounding tissue and is associated with itching, considerable pain and functional impairment. Attempts to remove the flea with non-sterile instruments lead to bacterial superinfection or transmission of viruses, e.g. hepatitis B and C. Epidemiological data for the African continent are still extremely scarce. Methods: A prospective study was performed to investigate the relationship between the severity of acute or chronic tungiasis and the quality of life of children and adolescents. In two community- and school-based cross-sectional studies, prevalence, intensity and potential risk factors for the occurrence of tungiasis and severe disease were analyzed. Results: Tungiasis substantially affects the physical, mental and social well-being of children and adolescents in rural Kenya. Under effective treatment, the reduction of clinical pathology correlated with the reconstitution of the quality of life. The prevalence was 25 % in the general population and 48 % in the examined student population. Poverty-related hygienic and architectural characteristics of the living environment were identified as risk factors; low-quality school floors amplified the risk of disease. Conclusions: Therapy and prevention options do exist and must be made accessible to rural communities with high priority. The fastening of walls and floors as well as the extension of the so-called WASH initiative (Water, Sanitation and Hygiene) should be a main focus of public health care.