Einleitung: Die Kamille wird seit der Antike als Heilmittel bei verschiedenen Krankheiten verwendet. Einer ihrer Hauptwirkstoffe, Bisabolol, findet aufgrund seiner zugeschriebenen anti- inflammatorischen Wirkung in diversen modernen Kosmetika und Arzneimitteln Anwendung. In vitro konnten Mechanismen aufgezeigt werden, wie Bisabolol anti-entzündlich wirkt. In vivo und besonders am Menschen hingegen ist die Datenlage schwach und nicht eindeutig. Anhand von bewährten objektiven sowie subjektiven Parametern der Barriereschädigung und folgender Entzündungsreaktion sollten daher in dieser Studie die Hypothesen bestätigt werden, dass isoliertes Bisabolol am Menschen die Hautregeneration nach Barriereschädigung fördert, anti-entzündlich wirkt und Juckreiz lindert. Methodik: Diese randomisierte, Placebo-kontrollierte und dreifach verblindete Interventionsstudie begann mit der Hautirritation mittels der Tesafilmabrissmethode auf den Innenseiten der Unterarme von 40 gesunden Probanden und Probandinnen. Hierbei wurde durch mechanische Reizung in Form von repetitivem Aufkleben und Abziehen von Tesafilmstreifen eine Barriereschädigung mit folgender Entzündung der oberen Hautschichten erzeugt. Der Verlauf der Hautreaktion nach Barriereschädigung wurde anhand hautphysiologischer (transepidermaler Wasserverlust, Hydration der Haut) und klinisch-morphologischer Parameter (Erythem) direkt auf der Haut mit nicht-invasiven Messgeräten quantifiziert. Als subjektive Parameter wurden Schmerz- und Brennempfinden mittels einer visuellen Analogskala (VAS) erfasst. Diese Parameter wurden vor und direkt nach der Hautirritation, sowie drei, 24 und 48 Stunden später gemessen. Nach jeder Messung (ausgenommen der ersten und letzten) folgte eine topische Behandlung mit Bisabolol (98%) auf einem Arm und Paraffinöl als Placebo auf dem anderen. Nach Ablauf von 48 Stunden wurde eine Juckreizinduktion auf den initial Barriere-geschädigten Arealen durchgeführt, im Rahmen derer drei verschiedene Juckreizinduktoren appliziert wurden (Histamin (1%), Capsaicin (4%) und Cowhage). Die Intensität der Juckreizempfindung wurde auf beiden Armen gemessen und verglichen. Ergebnisse: Ein signifikant (p<0,05) schnelleres Wiederherstellen der Hautfunktionalität, Abklingen der Entzündungsreaktion bzw. eine bessere Juckreiztoleranz auf der mit Placebo behandelten Seite zeigte sich für jeden Parameter an mindestens einem der vier Messzeitpunkte. Keine der aufgestellten Hypothesen konnte bestätigt werden. Schlussfolgerung: Über den Grund für den Widerspruch zwischen den Ergebnissen dieser Studie und den Ergebnissen früherer Forschung lässt sich zu diesem Zeitpunkt nur spekulieren. Eine Möglichkeit wäre, dass Bisabolol nur in verdünnter Form wirkt und Wasser als Kofaktor benötigt. In dieser Studie wurde reines Bisabolol (98%) verwendet, während in anderen Studien verdünnte Formen (0,1 bis 10%) benutzt wurden. Es sind für die Klärung dieser Frage jedoch weitere Studien nötig, die einzelne Einflussfaktoren wie die Abhängigkeit von Wirkung und Konzentration genauer untersuchen.
Introduction: Camomile has been used for the treatment of various diseases for millenniums. One of its main active components, Bisabolol, can be found in various modern cosmetics and therapeutics for its suspected anti-inflammatory potential. Many mechanisms of action have been shown for how Bisabolol exerts its anti-inflammatory effect in vitro. However, there is only little and unclear data on in vivo effects and in humans especially. Through measurement of objective and subjective parameters of skin barrier function and inflammation this study was designed to confirm our hypotheses, that isolated Bisabolol supports skin regeneration, counteracts inflammation and alleviates itch in humans after barrier disruption. Methods: This triple-blinded RCT began with tape stripping inducing mild skin barrier damage on the volar forearms of 40 healthy volunteers. Inflammation of superficial skin layers was thus triggered by mechanical irritation in terms of repetitive application and removal of tape strips. The skin reaction after barrier disruption was measured by skin physiological (transepidermal water loss, stratum corneum hydration) and morphologic parameters (erythema) with specialized non-invasive devices on the skin surface. Measurements of pain and itch sensations on VAS were included as subjective parameters. All parameters were measured before and right after skin irritation, as well as three, 24 and 48 hours later. After every measurement following the tape stripping procedure (except the last one) a topical treatment with Bisabolol and paraffin oil (placebo) on either arm was conducted. Itch was induced 48 hours after skin irritation by different agents (Histamine (1%), Capsaicin (4%), Cowhage) on the initially tape-stripped areas. The intensity of itch was measured on both arms. Results: Significantly (p<0,05) faster skin function recovery, cessation of inflammation respectively lower intensity and duration of itch was shown in all parameters in favor of placebo in at least one of the four points of measurement. No hypothesis was confirmed. Discussion: At this point, there is no evidence-based explanation for the contradicting results of this study and the results of recent in vitro and animal studies. Bisabolol might exert its effect only in diluted form with water as a co-factor. In this study pure Bisabolol (98%) was used, whereas in other studies Bisabolol was used in diluted form (0,1% - 10%). However, as long as there are no further studies, which analyze single influencing factors – as the interdependency of Bisabolol’s effect and concentration – this remains speculation.