The overall goal of this dissertation was to investigate the impact of public attitudes, perceptions and associated stigma towards psychiatry and mental illness on different societal levels in Vietnam. Currently, the mental health care infrastructure in Vietnam is on the verge of transformation, exhibiting the demand for access to effective and adequate mental health care services. Additionally, mental illness-related stigmatization and discrimination remain highly prevalent causing impairment in patients’ access to adequate, effective and reliable psychiatric care. Furthermore, public attitudes towards mental illness, as well as corresponding treatment options, influence help-seeking behaviours of patients and caregivers, ultimately affecting the course of the treatment. In Vietnam, depression and schizophrenia account for at least 75% of all psychiatric inpatients. The present study aims to assess public attitudes towards psychiatrists and treatment options for depression and schizophrenia in Vietnam. A secondary goal is to analyse the existing restrictions patients with a mental illness and the Vietnamese general publics’ desire for social distance from individuals labelled with a mental illness. To that end, for the first time in a Southeast Asian sample, socio-demographic factors will be included to explore their influence within the Vietnamese cultural context. The collected data stems from a general population-based survey that was carried out in the greater Hanoi area using self-report questionnaires. Data was stratified according to the latest Vietnamese census (2009) and micro-census (2013) with regards to socio-demographic factors. Respondents mostly endorsed evidence-based treatment recommendations, such as psychotherapy or psychotropic medication both for schizophrenia and depression. Moreover, negative attitudes towards psychiatrists were associated with religious beliefs and male gender among respondents, while public attitudes towards restrictions of mentally ill people were related to gender and age. Finally, three independent factors were found to influence perceptions regarding the course of mental illness. These include (1) loss of social integration and functioning, (2) lifelong dependency on others and (3) positive expectations towards treatment outcome, out of which two were associated with more desire for social distance. The results of this study will be interpreted in the context of the socio-cultural landscape in Vietnam and give insight into its role in help-seeking behaviour as well as any stigma associated with mental illness giving ground for developments in the mental health system and among care providers. Involving religious institutions in raising awareness about mental health issues while considering socio-cultural factors of the public might pave the way for adequate psychiatric care and destigmatize the mental health system.
Das übergeordnete Ziel dieser Dissertationsschrift ist es, die Auswirkungen öffentlicher Einstellungen, Wahrnehmungen und die damit verbundenen Stigmata gegenüber Psychiatrien und psychischen Erkrankungen auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen in Vietnam zu untersuchen. Derzeit steht die Infrastruktur der psychiatrischen Versorgung in Vietnam am Rande einer Transformation, bedingt durch eine steigende Nachfrage nach Zugang zu effektiven und angemessenen psychiatrischen Versorgungsdiensten. Nichtsdestotrotz sind Stigmatisierung und Diskriminierung im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen nach wie vor in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet und beeinträchtigen den Zugang der Patienten zu einer angebrachten, effektiven und zuverlässigen psychiatrischen Versorgung. Darüber hinaus beeinflusst die Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber psychischen Erkrankungen und entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten auch das Hilfesuchverhalten von Patienten und Pflegepersonal, was sich letztlich negativ auf den Behandlungsverlauf auswirkt. In Vietnam sind mindestens 75 % aller psychiatrischen stationären Aufenthalte auf Patienten mit Schizophrenien oder Depressionen verteilt. Die vorliegenden Studien zielen somit darauf ab, die öffentliche Einstellung gegenüber Psychiatern und Behandlungsmöglichkeiten bei Depressionen und Schizophrenie in Vietnam zu messen. Ein sekundäres Ziel ist es, bestehende soziale Restriktionen für psychisch Erkrankte sowie den Wunsch der vietnamesischen Bevölkerung nach sozialer Distanz zu Menschen mit psychischen Erkrankungen zu analysieren. Zu diesem Zweck werden erstmals in einer südostasiatischen Stichprobe soziodemographische Faktoren einbezogen um deren Einfluss eingebettet in den vietnamesischen kulturellen Kontext zu untersuchen. Die gesammelten Daten stammen aus einer allgemeinen bevölkerungsrepräsentativ stratifizierten Umfrage, die im Großraum Hanoi auf der Basis von Selbstbeurteilungsfragenbögen durchgeführt wurde. Die Daten wurden gemäß des letzten vietnamesischen Zensuses (2009) und des Mikrozensus (2013) in Bezug auf soziodemografische Faktoren stratifiziert. Die Befragten befürworteten größtenteils evidenzbasierte Behandlungsempfehlungen wie Psychotherapie oder pharmakologische Behandlungen zur Behandlung von Schizophrenie ebenso wie bei Depressionen. Darüber hinaus wurde ein Zusammenhang zwischen negativen Einstellungen gegenüber Psychiatern und religiösen Überzeugungen sowie männlichem Geschlecht festgestellt, während die öffentliche Einstellung gegenüber Einschränkungen für psychisch Erkrankte eher geschlechts- und altersbedingt war. Konklusiv wurden drei unabhängige Faktoren gefunden, die die Wahrnehmungen über den Verlauf einer psychischen Erkrankung beeinflussen: Dazu gehören (1) ein Verlust von sozialer Integration und Funktionalität, (2) eine erwartete lebenslange Abhängigkeit von Anderen und (3) positive Erwartungen an das Behandlungsergebnis, von denen die ersten zwei Faktoren mit einem stärkeren Wunsch nach sozialer Distanz verbunden waren. Die Ergebnisse dieser Studie werden im soziokulturellen Kontext Vietnams interpretiert und geben einen Einblick in ihre Rolle bei hilfesuchendem Verhalten sowie den vorherrschenden Stigmata gegenüber psychischen Erkrankungen. Darüber hinaus werden Implikationen für die Entwicklung im psychischen Gesundheits- und Pflegesystem in Vietnam diskutiert. Das Einbeziehen religiöser Institutionen und Praktiken hinsichtlich einer Sensibilisierung bezüglich Fragen der psychischen Gesundheit, im Kontext soziokultureller Faktoren der Öffentlichkeit, könnte einen Weg für eine adäquate psychiatrische Versorgung ebnen und die Inanspruchnahme des psychischen Gesundheitssystems langfristig entstigmatisieren.