Introduction Spinal pain is one of the leading causes of disability in modern societies. In patients with spinal pain, observation of spinal shape and mobility is a basic component of the physical examination, which is due to a common belief that correcting spinal shape and mobility aberrations can alleviate pain and improve the quality of life. When clinicians aim to normalize dysfunctional spinal shape or mobility, a fundamental basis of physiological reference values in asymptomatic individuals is a prerequisite. Although there is a general understanding that the spinal shape and mobility alter with age and sex, the details of these variations remain lacking. Therefore, an evidence-based description of these differences because of age and sex is essential for an improved treatment. Methods Three systematic reviews were performed to investigate the effect of age and sex on cervical, thoracic and lumbar spinal shape and mobility in asymptomatic adults. Meta-analyzes were additionally performed for the cervical and lumbar spine. The quality assessment tool for quantitative studies was applied to assess the methodological quality. Results The literature search yielded 4037, 897 and 2372 hits for cervical, thoracic and lumbar spinal shape and mobility, respectively. Among these, 34, 45 and 65 studies, respectively, met the inclusion criteria and were included in the systematic reviews. Most were cross-sectional studies with a moderate study design quality. Eleven studies for the cervical and twelve for lumbar spine with similar age descriptions were included in the meta-analyses. Insufficient homogeneous data did not allow a meta-analysis for the thoracic spine. With one-decade age increments from the 20s to 60s, there was an increasing tendency for thoracic kyphosis. Lumbar lordosis changed inconsistently with aging from the 20s to 60s and was greater in females than in males in each age range. Cervical, thoracic and lumbar mobility decreased non-monotonically with aging in each anatomical direction. The effect of sex on spinal mobility was inconsistent in each decade age range and differed among different spinal regions as well among different anatomical directions. Conclusions Quantitative effects of age and sex on spinal shape and mobility in asymptomatic adults were statistically evaluated. These findings allow better discrimination between functional deficits caused by spinal disorders and by physiological adaptive processes during aging. Further longitudinal studies with long-term follow-up including subjects with spinal pain need to be conducted to ensure an extensive comparison between symptomatic and asymptomatic individuals.
Einleitung Rückenschmerzen zählen zu den Hauptbeschwerden der heutigen Gesellschaft. Bei Patienten mit Rückenschmerzen ist die Untersuchung der Wirbelsäulenform und ihrer Beweglichkeit ein grundlegender Bestandteil der körperlichen Untersuchung. Es wird allgemein angenommen, dass die Korrektur der Wirbelsäulenform und die Behebung von Bewegungseinschränkungen Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern kann. Hierfür sind jedoch grundlegende physiologische Referenzwerte von asymptomatischen Probanden nötig. Obwohl bekannt ist, dass die Wirbelsäulenform und ihre Beweglichkeit von Alter und Geschlecht abhängig sind, bleiben die Details dieser Veränderungen immer noch unklar. Eine evidenzbasierte Beschreibung dieser Unterschiede aufgrund von Alter und Geschlecht ist daher für eine Therapie¬verbesserung unerlässlich. Methodik Es wurden drei systematische Reviews erstellt um den Einfluss von Alter und Geschlecht auf die Form und Beweglichkeit der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule bei asymptomatischen Erwachsenen zu ermitteln. Für die Hals- und Lenden¬wirbelsäule wurden zusätzlich Meta-Analysen durchgeführt. Zur Bewertung der Qualität der Arbeiten wurde das quality assessment tool for quantitative studies verwendet. Ergebnisse Die Literaturrecherche ergab 4037, 897 und 2372 Arbeiten zum Thema Form und Beweglichkeit von Hals-, Brust- bzw. Lendenwirbelsäule. Davon erfüllten 34, 45 bzw. 65 Studien die Einschlusskriterien und wurden für die systematischen Reviews herangezogen. Die meisten Arbeiten waren Querschnittsstudien mit einer moderaten Studiendesignqualität. In elf Arbeiten aus dem Halswirbelsäulen- und zwölf aus dem Lendenwirbelsäulenbereich wurden ähnliche Altersbeschreibungen verwendet und in die Meta-Analysen einbezogen. Aufgrund unzureichender Homogenität der Daten konnte für die Brustwirbelsäule keine Meta-Analyse durchgeführt werden. Mit jeder Lebensdekade zwischen den 20er bis zu den 60er Jahren nahm die Brustwirbelsäulenkyphose zu. Die Lendenwirbelsäulenlordose änderte sich in diesen Altersabschnitten uneinheitlich und war bei Frauen in jeder Altersgruppe im Durch¬schnitt größer als bei Männern. Die zervikale, thorakale und lumbale Beweglichkeit nahm mit zunehmendem Alter richtungsabhängig nicht monoton ab. Die Auswirkungen des Geschlechts auf die Mobilität der Wirbelsäule waren in jedem Jahrzehnt uneinheitlich und unterschieden sich in den verschiedenen Wirbelsäulenregionen sowie in den verschiedenen anatomischen Richtungen. Schlussfolgerung In dieser Arbeit wurden die quantitativen Auswirkungen von Alter und Geschlecht auf die Wirbelsäulenform und ihre Mobilität bei asymptomatischen Erwachsenen statistisch ausgewertet. Die Ergebnisse ermöglichen es, besser zwischen Funktionsstörungen, die durch Wirbelsäulenerkrankungen und solchen, die durch physiologische Anpassungsprozesse während des Alterns verursacht werden, zu unterscheiden. Für einen umfassenden Vergleich, der auch symptomatische Veränderungen umfasst, sind weitere Langzeitstudien mit Langzeit-Follow-up an Patienten mit Rücken¬schmerzen erforderlich.