dc.contributor.author
Anczikowski, Iris
dc.date.accessioned
2018-06-07T16:29:32Z
dc.date.available
2010-03-15T13:12:08.502Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2615
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-6816
dc.description.abstract
Die vorliegende Arbeit beinhaltet eine retrospektive Analyse des Verlaufs der
Bekämpfung der Klassischen Schweinepest (KSP) bei Wildschweinen im Kreis
Euskirchen (Nordrhein-Westfalen) in der Zeit von 2002 bis 2007. Grundlage
bildeten Daten aus Fragebögen, die im Rahmen der Oralen Immunisierung (O.I.)
gegen die KSP zwischen 2002 und 2004 auszufüllen waren, sowie umfangreiche
serologische und virologische Untersuchungs-ergebnisse erlegter Wildschweine,
größtenteils aus der KSP-Datenbank (CSF-Database) entnommen. Unter
Einbeziehung von bestehenden Erfahrungen zur O.I. in Baden-Württemberg und
anderen Bundesländern wurden in NRW die Verfahren in Anlehnung an die
Bekämpfungsmaßnahmen in Rheinland-Pfalz, die vor dem Erstnachweis des Erregers
in der Nordeifel bereits angewandt wurden, durchgeführt. Zusätzlich bildeten
intensive jagdliche und wildhygienische Maßnahmen weitere Bestandteile des
Bekämpfungsprogrammes gegen die KSP beim Schwarzwild. Die O.I. wurde unter
Verwendung einer KSP-Lebendvakzine auf Basis des China-Stammes (C-Stamm) in
Impfködern (RIEMSER Schweinepestoralvakzine, RIEMSER Arzneimittel AG,
Greifswald – Insel Riems) ausgeführt. Die Impfstrategie beruhte auf einer
dreimaligen Doppelauslage der Köder pro Jahr (außer 2003). Die Analyse der
Daten aus den Fragebögen ermöglichte eine Beurteilung der Verfahrens-anwendung
der O.I. und bildete in Verbindung mit den Daten aus der KSP-Datenbank die
Grundlage für die Ursachenforschung des Wiederaufflammens (Re-emerging) der
KSP im Jahr 2005. Die Daten aus den Fragebögen, welche von
Jagdausübungsberechtigten während der vier Doppelköderauslagen in den Jahren
2002-2004 ausgefüllt wurden, konnten den neun betroffenen Hegeringen
zugeordnet und nach quantitativen sowie weiteren Gesichtspunkten (z.B.
Bodenbeschaffenheit, Wetterdaten) beurteilt werden. Die aus der
internationalen KSP-Datenbank (CSF Database) gewonnenen Daten aller
untersuchten Wildschweine wurden ebenfalls nach dem Ort des Erlegens sowie
nach der Altersklasse sortiert und analysiert. Eine deskriptive Auswertung der
Daten aus der CSF Database ergab einen signifikanten Unterschied der
Seroprävalenzraten zwischen der Altersklasse der Frischlinge (niedrige
Seroprävalenzen) und denen in den Altersklassen der Überläufer und Adulten.
Ferner zeigte sich bei der Analyse der virologischen Prävalenz
(Virusprävalenz) ein noch deutlicher Unterschied zwischen Frischlingen auf der
einen und Überläufern und Adulten auf der anderen Seite. Diese gesicherte
höhere Virusprävalenz bei Frischlingen unterstreicht einmal mehr die Bedeutung
der Frischlinge für das Aufrechterhalten des Seuchengeschehens. Die
statistische Analyse der Daten (Sero- und Virusprävalenz) im Hegeringvergleich
erbrachte einen signifikanten Unterschied zwischen den Hegeringen des hot-
spot-Gebietes (Hegeringe mit den meisten positiven Virusnachweisen) und den
übrigen Hegeringen. Dieses hot-spot-Gebiet wird durch die Hegeringe Bad
Münstereifel und Euskirchen gebildet. Der Einfluss der O.I. auf die
Seroprävalenzrate konnte jedoch nur indirekt bewertet werden, da durch den
Einsatz einer konventionellen attenuierten Lebendvakzine (RIEMSER
Schweinepestoralvakzine) zur O.I. keine serologische Differenzierung zwischen
den durch Vakzination und Infektion (Feldvirus) induzierten Antikörper möglich
ist. Zukünftig könnte dies durch den Einsatz einer DIVA-Vakzine (diffentiation
of infected from vaccinated animals) in Kombination mit einem sensitiven
Diagnoseverfahren möglich werden. Ungeachtet dessen war ein positiver Einfluss
der O.I. auf die Herdenimmunität der Population nachweisbar. Gleichzeitig war
der negative Einfluss der nicht durchgeführten Sommerimmunisierung im Jahr
2003 auf die Seroprävalenz, respektive Herdenimmunität, ebenso deutlich
festzustellen. Weiterhin ließ die Analyse der Daten aus den Fragebögen im
Hegeringvergleich einen Schluss auf mögliche Ursachen der weniger
erfolgreichen Impfkampagnen der Jahre 2002 bis 2004 zu. Insbesondere zeigten
sich bei dem zum hot-spot-Gebiet zählenden Hegering Bad Münstereifel deutliche
Mängel in der Verfahrensanwendung der Köderauslage, wobei insbesondere
unzureichende Wildbeobachtung und die Wahl von Köderplatzgrößen im Vordergrund
standen. Die Jagdstreckenanalyse, unterteilt nach Altersstruktur und
Hegeringen macht zudem deutlich, dass während der Zeit der KSP-Bekämpfung
nicht, wie erforderlich, eine signifikante Erhöhung der Jagdstrecke stattfand,
der Anteil der Frischlinge lag durchschnittlich bei 54%. In der zeitlichen
Darstellung des Verlaufes der Seroprävalenzwerte zeigte sich kurz nach Beginn
der neuen Impfkampagne am Anfang des Jahres 2006 bei allen Altersklassen ein
signifikanter Anstieg, wobei der vorher beschriebene signifikante Unterschied
in den Seroprävalenzraten der Frischlinge auf der einen Seite und den älteren
Altersklassen auf der anderen Seite fortbestand. Fazit: Das Re-emerging der
KSP im Kreis Euskirchen gründet ursächlich auf einer multifaktoriellen Basis,
zum einen auf Mängeln bei der Verfahrensanwendung der O.I. besonders im hot-
spot Gebiet, einer fehlenden Sommerimmunisierung im Jahr 2003 und auf der viel
zu geringen Jagdstrecke zur Reduzierung der Schwarzwild-Population. Dennoch
stellt das auf drei Doppelimpfungen pro Jahr basierende O.I.–Verfahren in
Verbindung mit einer intensiven Bejagung und seuchenhygienischen Maßnahmen ein
geeignetes Verfahren im Rahmen der KSP-Bekämpfungsmaßnahmen bei Wildschweinen
dar, wie in Deutschland gezeigt werden konnte. Es setzt eine großflächige,
langfristige und individuelle Planung und Durchführung des Impfprogramms
voraus, in das die Jagdausübungsberechtigten durch ständige Interaktion mit
den zuständigen Behörden wirksam einbezogen werden müssen. Im Anschluss an
eine erfolgte Tilgung ist es weiterführend notwendig, durch gezielte
Untersuchung erlegter Wildschweine definierter Altersklassen über einen
längeren Zeitraum ein Re-emerging der KSP auszuschließen bzw. frühzeitig zu
erkennen. Da im Jahre 2005 diese intensive diagnostische Überwachungsphase
noch Bestand hatte, war es möglich, das erneute Aufflammen der Infektion
frühzeitig zu erkennen und schnell mit neuen Bekämpfungsmaßnahmen zu
reagieren. Auch im Seuchengeschehen in der Nordeifel (NRW) zeigte sich einmal
mehr, welche entscheidende Rolle die Frischlinge bei der Aufrechterhaltung der
Seuche spielen. Daher muss diesen zukünftig bei der Bekämpfung der KSP noch
größeres Augenmerk gewidmet werden.
de
dc.description.abstract
A retrospective analysis of the course and the eradication program of
Classical Swine Fever (CSF) in wild boar populations in the state of North
Rhine-Westphalia, Germany, between 2002 and 2007 was carried out. Its basis
were data from questionnaires, which had to be filled out during the process
of oral immunisation (o.i.) and from serological and virological findings
derived from an international CSF database of hunted wild boars. Learning from
years of experience in the eradication of CSF using o.i. in Baden-Wurttemberg
and other federal states, North Rhine-Westphalia incorporated o.i. as a
further effective method into the CSF eradication program in addition to
hunting and hygiene measures to combat epidemics, based on the eradication
program of Rhineland Palatinate before the first CSF-virus (CSFV)-infection
had been detected. Using a CSF attenuated live vaccine based on the “China-
strain” (C-strain) in maize baits (RIEMSER Schweinepestoralvakzine, RIEMSER
Arzneimittel AG, Greifswald, Isle of Riems), oral immunisation was performed
as a continuous strategy using three double vaccination periods per year
(except 2003). The questionnaire data allowed an evaluation of the eradication
procedure of o.i. In combination with the data from the CSF-database it
provided the basis of causal research into the re-emergence of CSF in 2005.
Between 2002 and 2004, hunters had to fill out questionnaires on the
distribution and placement of baits in each case. Questionnaire information
was related to the nine concerned CSF-affected hunting communities and used
for the assessment of other aspects such as respective soil conditions and
meteorological data. Data from the CSF-database referring to serological and
virological findings of all wild boars examined could also be classified
according to the place where individual boars were killed or found dead and to
their age. A descriptive analysis of the CSF-database serological data
revealed a significant difference in the seroprevalence rates of different age
groups. Piglets had low seroprevalences as opposed to sub-adults and adults.
In addition, virusprevalence rates showed even greater differences between
piglets and sub-adults as well as adults. The fact that virusprevalence is
higher among the youngest age class underlines once again the crucial role of
piglets in the perpetuation of a CSF-epidemic. Significant differences between
hunting communities of the hot-spot-area (hunting communities with the highest
number of positive CSF virus detection) and the other hunting communities were
assessed by statistical analysis of serological and virological data. The hot-
spot-area consists of the hunting communities of Bad Münstereifel and
Euskirchen. The use of a conventional live vaccine did not allow
distinguishing between antibodies resulting from field infection and
vaccination. For that reason, the influence of o.i. could be evaluated only
indirectly. In the near future, this differentiation could be brought about by
the use of a DIVA-vaccine (differentiation between infected and vaccinated
animals) in combination with a sensitive diagnostic technique. The influence
of the herd immunity, however, could be verified. Also, the consequences of
the missing summer immunisation of 2003 could clearly be ascertained.
Furthermore, the analysis of the questionnaire data allowed inferences on
possible causes of the less effective vaccination campaigns from 2002 until
2004. Especially in the hot-spot-area of Bad Münstereifel several shortcomings
in the distribution of baits were revealed. Furtheron, insufficient
observations of animals and the wrong size of the vaccination zones
constituted major problems. The analysis of the hunting bag, classified for
age groups and hunting communities, also shows that during the CSF eradication
program, the quantity of pigs taken was not significantly increased as
required; the proportion of piglets remained at an average of 54%. The
documentation of the course of the seroprevalence rates showed a significant
increase in all age groups at the beginning of 2006, when the new immunisation
phase had started. Differences in the seroprevalence rates between the piglets
and the older though were maintained. In conclusion: The re-emergence of CSF
in the county of Euskirchen in 2005 was caused by multiple factors, including
shortcomings in the execution of the o.i., especially in the hot-spot-area, a
missing summer immunisation in 2003 and a far too small hunting bag to
effectively reduce the wild boar population. However, for the control of
epidemics, a o.i. strategy with three double vaccination periods per year in
combination with hunting and hygiene measures is an appropriate method for CSF
eradication in wild boar populations. An area extensive, long-term and
individual strategy for planning and executing an immunisation program is
required, into which hunters have to be involved by constant interaction with
officials. After the successful eradication of CSF, a directed and long-term
examination of hunted wild boars of defined age groups is essential for the
prevention and early detection of CSF re-emergence. Due to directed
examinations of wild boars in 2005, it was possible to detect such re-
emergence and start eradication at an early stage. In the northern part of the
Eifel (North Rhine-Westphalia) the crucial role of young wild boars (piglets)
in the perpetuation of CSF was again underlinded. In future, all efforts to
eradicate CSF will have to be focused on this age group.
en
dc.format.extent
[4], III, 225 S.
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
classical swine fever virus
dc.subject
disease control
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::630 Landwirtschaft::630 Landwirtschaft und verwandte Bereiche
dc.title
Zur Bekämpfung der Klassischen Schweinepest (KSP) bei Schwarzwild in
Nordrhein-Westfalen
dc.contributor.firstReferee
Univ.-Prof. Dr. Karl-Hans Zessin
dc.contributor.furtherReferee
Dir. u. Prof. Dr. habil. Volker Kaden
dc.contributor.furtherReferee
Univ.-Prof. Dr. Karl Heinz Lahrmann
dc.date.accepted
2009-12-14
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000016223-7
dc.title.subtitle
Analyse des Seuchengeschehens 2002 bis 2007 unter besonderer Berücksichtigung
der oralen Immunisierung
dc.title.translated
Control of classical swine fever (CSF) in wild boars in Northrhine-Westfalia
en
dc.title.translatedsubtitle
concluding analysis of CSF-eradication and oral imunisation in 2002 - 2007
en
refubium.affiliation
Veterinärmedizin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000016223
refubium.note.author
Mensch und Buch Verlag; ISBN: 978-3-86664-735-0
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000007173
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open access