Objectives: We aimed to understand why German dentists remain reluctant about selective carious tissue removal (SE), and to develop and test two interventions for changing dentists’ behavior. Methods: Ten one-to-one interviews with German dentists were conducted, and identified themes linked to the Behavioral Change Wheel to develop two interventions. The intervention “Guideline” summarized a scientific statement on SE, while the intervention “Tool” simulated dentists having a removal tool (self-limiting handpiece) allowing them to reliably perform SE. For testing these interventions, a postal behavioral-change simulation- experiment was performed on German dentists (n=1226 / intervention), delivered via sealed envelopes. Dentists were first, without knowledge of the intervention, asked to fill out a questionnaire, including a question on their simulated removal behavior in deep lesions in vital teeth, measured via the dentin hardness dentists would leave close to the pulp. After opening the sealed envelope and receiving the simulated intervention, dentists filled out a second identical questionnaire. Results: Based on identified barriers (lack of guidelines, discrepancy between established and “new” knowledge, lack of routine) and facilitators (understanding the biological foundations for SE, knowing it was evidence-based, having reliable criteria for determining the endpoint of SE), the two interventions were developed. 504 dentists participated in the experiment (response rate: 24.9%). For both interventions, the outcome behavior improved significantly after the intervention (p < 0.001), with 29.6% (guideline) and 17.9% (tool) changing their behavior towards SE, respectively. There were no significant differences in the outcome behavior between the two interventions (p=0.933). Conclusion: Systematically developed behavior-change interventions may be efficacious to improve the uptake of SE. Clinical significance: Understanding the barriers and facilitators for applying SE facilitates the development of interventions which may be efficacious for changing carious tissue removal.
Ziele: Für tiefe kariöse Läsionen wird zunehmend ein selektives Exkavationsvorgehen (SE) zum Erhalt der Pulpaintegrität und -vitalität empfohlen. Die Mehrzahl der Zahnärzte wendet SE jedoch nicht als Therapie der Wahl bei tiefen Läsionen an. Das Ziel der Studie war die Identifizierung von Barrieren und fördernden Faktoren zur Anwendung von SE. Methoden: Es wurden zehn Einzelinterviews mit deutschen Zahnärzten (6 weiblich, 4 männlich, Alter 27-58 Jahre) durchgeführt. Diese Interviews wurden systematisch entlang des Theoretical Domain Framewoks (TDF) entwickelt. Mittels thematischer Analyse unter Einsatz des Behavior Change Wheel (BCW) und der daraus abgeleiteten Methodik (Behavoir Change Technique Taxonomy Version 1 (BCTTv1)) wurden zwei verschiedene Interventionen entwickelt. Die Interventionen wurden als Simulationsexperiment zur Verhaltensänderung postalisch an 2452 zufällig ausgewählte deutsche Zahnärzte versandt (n=1226 / Intervention), wobei die jeweilige Intervention in einem separaten verschlossenen Umschlag beigelegt war. Der primäre Ergebnisparameter (simuliertes Verhalten) wurde als Härte des in Pulpanähe belassenen Dentins gemessen. Ausgangsverhalten und Post-Interventionsverhalten wurde jeweils mittels zwölf Fragen erfasst. Für die Vergleiche von Prä- und Post-Interventionsverhalten sowie für die Gruppenvergleiche wurden der Chi-Quadrat-Test und eine Multinomiale-Ordiale Regression durchgeführt. Ergebnisse: Vier hemmende und vier fördernde Faktoren für SE wurden identifiziert. Die abgeleitete Intervention ‚‚Leitlinie‘‘ beinhaltete ein zusammengefasstes Statement der Deutschen Gesellschaft für Zahnerhaltung zur Anwendung von SE. Die abgeleitete Intervention ‚‚Werkzeug‘‘ beinhaltete ein simuliertes selbst-limitierendes Winkelstück, welches die Zahnärzte zur Exkavation nutzen können. 504 der kontaktierten Zahnärzte nahmen teil (24.9% Antwortquote). Die Härte des in Pulpanähe belassenen Dentins war signifikant verschieden im Vergleich von prä- und post-Intervention (p<0.001). In der ‚‚Leitliniengruppe‘‘ beließen zusätzliche 29.6% weiches Dentin, in der ‚‚Hilfsmittelgruppe‘‘ waren es 17.9%. Zwischen den Gruppen gab es keine signifikanten Unterschiede (p=0.933). Fazit: Systematische und auf theoretischen Grundlagen entwickelte Interventionen zur Verhaltensänderung waren wirksam und können in der Implementierung von SE hilfreich sein. Klinische Relevanz: Das Verstehen von hemmenden und fördernden Faktoren von SE ermöglicht die Entwicklung von Interventionen, die effektiv das Exkavationsverhalten von Zahnärzten verändern können.