Wildnager sind wichtige Zwischenwirte und paratenische Wirte für Parasiten von Hunden und Katzen. Dazu gehören auch Parasiten der Gattungen Toxoplasma, Echinococcus und Toxocara, die eine bedeutende Rolle als Zoonosen spielen. Wildnager können als Indikator für die Kontamination der Umwelt mit infektiösen Stadien dieser Pathogene genutzt werden und damit zur Einschätzung des Infektionsisikos für Menschen und Haustiere beitragen. In der vorliegenden Studie wurden im November 2010 sowie zwischen April und November 2011 an vier verschiedenen Standorten in Berlin Wildnager gefangen. Zwei der Standorte lagen im städtischen/urbanen Bereich und die anderen beiden waren periurban im Randbereich von Berlin lokalisiert. Die gefangenen Nager wurden einer kompletten parasitologischen Untersuchung unterzogen, in der verschiedene Organproben genommen wurden, um diese später auf Parasitenstadien zu untersuchen. Es wurden verschiedene PCRs durchgeführt, um DNA Protozoen speziell von T. gondii, und Helminthen, insbesondere von Toxocara spp., in Gewebeproben vom Gehirn (Toxocara und T. gondii) oder vom Muskel (Toxocara) der Tiere nachzuweisen. Zusätzlich wurden während der Sektion Metazestoden gesammelt, die ebenfalls über eine PCR gefolgt von Sequenzierung bestimmt wurden. Des Weiteren wurde ein ELISA zur Detektion von Antikörpern gegen T. canis durchgeführt. Insgesamt konnten 257 Wildnager über den Fangzeitraum gefangen werden. Es wurden bei 14,2 % der Nager Antikörper gegen T. canis nachgewiesen. In Muskulatur oder Gehirn wurden acht Tiere auf T. canis, vier für T. cati und ein Tier für Parascaris sp. positiv getestet. Der am häufigsten nachgewiesene Parasit war F. glareoli mit einer Prävalenz von 13,6 %. Erwartungsgemäß wurde dieser Parasit überwiegend in Rötelmäusen gefunden (44,1 % Prävalenz), er wurde hier aber erstmals auch in wenigen Gelbhals- und einer Brandmaus nachgewiesen. Lediglich in 12 Wildnagern wurde T. gondii detektiert, was einer Prävalenz von 4,7 % entspricht. Dabei waren Nager aus der Gattung Microtus signifikant häufiger T. gondii-positiv als solche der Gattung Apodemus. Es gab keinen Nachweis von Echinococcus und die vorhandenen Metazestoden wurden molekularbiologisch den Arten M. litteratus und T. martis zugeordnet. Außerdem wurde in einer Rötelmaus C. globifera identifiziert, ein Parasit der bei Greifvögeln vorkommt. Bei der statistischen Untersuchung der Daten ergab eine Analyse mittels „Non-metric multidimensional scaling“ (NMDS) in Kombination mit einer Clusteranalyse, dass die Parasitenfauna in eine urbane und periurbane Gruppe aufgeteilt werden können. In der urbanen Gruppe wurde ein hohes Vorkommen von Askariden-Larven positiven Tieren verzeichnet, hingegen wurde die periurbane Gruppe durch das Auftreten von F. glareoli geprägt. Abschließend lässt sich sagen, dass bei dieser durchgeführten Studie Parasiten mit zoonotischen Potential nachgewiesen wurden. E. multilocularis als bedeutendster zoonotischer Erreger wurde in keinem der Wildnager gefunden. Toxocara spp. war der am häufigsten nachgewiesene Parasit. In diesem Fall scheint die serologische Untersuchung mittels ELISA von Nagetieren eine sinnvolle Maßnahme um die Kontamination der Umwelt mit T. canis zu monitoren. Es scheint aber aufgrund der besonders schnell ansteigenden Zahl von Hauskatzen wünscheswert entsprechende Assays auch für T. cati zu entwickeln und einzusetzen.
"Small rodents as intermediate host and paratenic host of parasites from dogs and cats"
Wild rodents are important intermediate and paratenic hosts of canine and feline parasites. Among these are parasites of the genera Toxoplasma, Echinococcus and Toxocara, which play an important role as causes of zoonotic diseases. Wild rodents can be used as indicators of environmental contamination with infectious stages of these pathogens and thus to estimate risk of transmission for humans and companion animals. In the present study wild rodents were captured at four study sites in Berlin in November 2010 and between April and November 2011. Two of the sites were located in urban areas in the city while the other two were in periurban areas at the periphery of the city. The trapped rodents were subjected to a complete parasitological examination during which several organ samples were taken to be analysed later for the presence of parasitic stages. Various PCRs were conducted to detect DNA of protozoa, particularly Toxoplasma gondii, and helminths, especially Toxocara spp., in tissue samples from brain (T. gondii and Toxocara spp.) and from muscle (Toxocara spp.). In addition, metacestodes were collected during necropsies and identified by PCR and sequencing. Moreover, an ELISA for the detection of antibodies against T. canis was performed. In total, 257 wild rodents were trapped during the study period. Antibodies against T. canis were detected in 14.2% of all rodents. In muscle or brain, eight animals were positive by PCR for T. canis, four for T. cati and one for Parascaris sp. With a prevalence of 13.6% Frenkelia glareoli was the most frequently found parasite. As expected, this parasite was predominantly found in bank voles (44.1% prevalence) but for the first time it was also found in a few yellow-necked mice and a striped field mouse. T. gondii was found in only 12 wild rodents, which corresponds to a prevalence of 4.7%. Rodents of the genus Microtus were significantly more frequently infected than those of the genus Apodemus. None of the rodents was positive for Echinococcus and the collected metacestodes were identified as Mesocestoides litteratus and Taenia martis. Furthermore, Cladotaenia globifera, a parasite of prey birds, was identified in one bank vole. The statistical evaluation of the data by nonmetric multidimensional scaling“ (NMDS) in combination with a cluster analysis revealed that the parasite fauna can be grouped into an urban and a periurban group. The urban group was characterised by a high frequency of rodents carrying larvae of ascarids while the periurban group showed a high frequency of F. glareoli.