Einleitung: Primäre intrazerebrale Blutungen (ICBs) verursachen 10-17% aller Schlaganfälle insgesamt und stellen eine Erkrankung mit einer sehr schlechten Prognose dar. Sowohl das Volumen der Blutung als auch das Ausmaß einer Hämatomexpansion sind Prädiktoren für eine erhöhte Mortalität und stehen im direkten Zusammenhang mit einer klinischen Verschlechterung des Patienten. Während die Bedeutung einer Therapie mit oralen Antikoagulantien gut untersucht ist, wird noch sehr kontrovers diskutiert, welchen Einfluss eine Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern (TAHs) auf das Volumen einer ICB hat. Methodik: Die Fragestellung wurde anhand einer retrospektiven Analyse untersucht. Diese umfasst alle Patienten, die zwischen 2005-2014 mit der Diagnose „ICB“ in der Klinik für Neurologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin behandelt wurden. Ausgeschlossen wurden Patienten mit einer ICB sekundärer Ursache (Tumor, Trauma, antikoagulative Medikamente) oder einer fehlenden Bildgebung. Die Studienpopulation wurde anhand demografischer und klinischer Parameter, den Risikofaktoren und TAH-Einnahme untersucht. Des Weiteren erfolgte eine Volumenmessung mithilfe des initialen CT-Bildes und einer Verlaufsbildgebung (<72 Stunden) durch die ABC/2-Methode. Ergebnisse: Es wurden 343 Patienten mit ICB untersucht. Zum Zeitpunkt der Diagnose nahmen 29% TAHs ein. Das mediane Initialvolumen betrug 16 ml, 11% verstarben bereits während des Krankenhausaufenthaltes. 160 Patienten verfügten über eine Initial- und Verlaufsbildgebung. In 64% der Fälle kam es im Verlauf zu einer Hämatomexpansion. Patienten unter TAH-Therapie waren älter (p<0,001), verfügten seltener über einen prämorbide modifizierte Rankin- Skala (premRS) 2 (p<0,001), einen mRS2 nach Entlassung (p=0,017) und hatten ein häufigeres Auftreten zahlreicher Risikofaktoren. Eine Assoziation zwischen TAH-Einnahme und Blutungsvolumen fand sich nicht. Allerdings konnte festgestellt werden, dass Patienten mit TAH-Einnahme häufiger verstorben sind (p=0,001). Die TAH-Therapie stellt allerdings nach multivariater Analyse keinen Prädiktor für das Versterben dar. Das Alter und der NIHSS (National Institutes of Health Stroke Scale) sind hingegen Faktoren, die auf das Versterben Einfluss haben. Ein weiterer Prädiktor ist das Initialvolumen. Patienten mit einer Hämatomexpansion unterschieden sich durch ein größeres initiales Volumen (p=0,005). Auch hier konnte kein Einfluss einer TAH-Therapie identifiziert werden. Schlussfolgerung: In der Gegenüberstellung der Patientengruppen mit und ohne TAH-Therapie, stellen sich die Patienten unter Therapie als älter und prämorbider heraus. Unter Beachtung dieser Faktoren hat die TAH-Einnahme keinen Einfluss mehr auf die Mortalität. Auch in Bezug auf das initiale Blutungsvolumen sowie die Hämatomexpansion konnte kein Einfluss einer TAH-Therapie nachgewiesen werden.
Background: Primary intracerebral hemorrhages (ICHs) cause 10-17% of all strokes and represent a disease with very bad prognoses. Hematoma volume as well as dimension of hematoma expansion are predictors for a higher mortality and are directly associated with clinical deterioration. While the influence of therapy with oral anticoagulantion on ICH volume is well established, the effect of antiplatelet therapy (APT) is discussed controversial. Methods: We examined this problem with help of a retrospective analysis. This study contains all patients with acute ICH diagnosed between 2005 and 2014 at our department. We excluded patients with secondary cause of ICH (tumor, trauma, anticoagulation) or missing imaging. The studypopulation was analyzed by demographic and clinical parameters, riscfactors and APT use. Furthermore hemorrhage volume was calculated by ABC/2 method with help of the initial cerebral CT and a follow-up (<72 hours). Results: We examined data of 343 patients with primary ICH. At the point of diagnosis 29% used APT. Baseline median hemorrhage volume was 16 ml, in-hospital mortality was 11%. 160 patients had a follow-up CT within 72 hours. Hematoma expansion occured in 64%. Prior APT was associated with older age (p<0,001), less frequent premorbid modified Rankin Scale (premRS) £2 (p<0,001), mRS£2 after discharge (p=0,017) and presence of cardiovascular comorbidities. An association between APT use and larger baseline ICH volume was not found. However, we could detect that patients treated with APT died more frequently (p=0,001). But APT use does not represent a predictor of in-hospital mortality after multivariate analysis. On the other hand age and NIHSS (National Institutes of Health Stroke Scale) are factors that influence mortality. Another predictor is the initial volume. Patients with hematoma expansion differed by a larger initial hematoma volume (p=0,005). Again, no influence of APT use could be identified. Conclusion: In comparison patients with APT use were older and more premorbid. Taking these factors into consideration, APT intake has no effect on mortality. Also, no influence of APT could be demonstrated with regard to the initial bleeding volume as well as the hematoma expansion.