Einleitung: Periprothetische Infektionen (PPI) sind die Ursache für ein Viertel aller Revisionen in der Endoprothetik. Die Standardtherapie ist der zweizeitige Wechsel der Prothese mit einem prothesenfreien Intervall von mehr als 4 Wochen und Unterbrechung der Antibiotikatherapie vor Reimplantation für 2 bis 8 Wochen zur Synovialaspiration. Mit zunehmender Intervalllänge steigen die mit der verringerten Mobilität assoziierten Komplikationen. Die Arbeitshypothese dieser Arbeit lautet: „Eine Verkürzung des prothesenfreien Intervalls auf unter vier Wochen führt zu einem mindestens ebenbürtigen Outcome und gleichen Reinfektionsraten wie die Standardtherapie.“
Methodik: 38 Patienten mit einer periprothetischen Infektion des Knie- oder Hüftgelenks wurden prospektiv eingeschlossen. Ausschlusskriterien waren Frühinfekte und die Infektion mit Problemkeimen. Therapiert wurde durch einen zweizeitigen Wechsel mit initialer Explantation der Prothese. Bei Patienten mit Hüftendoprothesen wurde eine Resektionsarthroplastik ohne Spacerimplantation durchgeführt. Bei Patienten mit Knieendoprothesen wurde ein statischer Spacer implantiert. Die Reimplantation erfolgte bei 19 Patienten nach einem kurzen (< 4 Wochen, „Fasttrack“), bei 19 Patienten nach einem langen (> 4 Wochen, „Slowtrack“) prothesenfreien Intervall. Die Gruppen setzten sich aus jeweils 10 Patienten mit Knie- und 9 Patienten mit Hüftendoprothesen zusammen. Alle Patienten erhielten eine standardisierte Antibiotikatherapie ohne Unterbrechung und es wurde keine Synovialaspiration vor Reimplantation durchgeführt. Primärer Endpunkt war die Rate der Reinfekte. Sekundäre Endpunkte waren das funktionelle Outcome, Schmerzen und die Hospitalisierungszeit.
Ergebnisse: Das prothesenfreie Intervall betrug in der Slowtrack-Gruppe durchschnittlich 66,7 Tage (SD ±37) und in der Fasttrack-Gruppe 17,9 Tage (SD ±5,8). Der Zeitraum des Follow-ups betrug mindestens 32 Monate, durchschnittlich 39,5 Monate (SD ±5,3). Eine Patientin erlitt eine rezidivierende periprothetische Infektion nach Wechsel mit langem Intervall und erhielt einen erneuten zweizeitigen Wechsel. Ein Patient mit kurzem Intervall hatte eine hämatogene Infektion nach einer Zahnarztbehandlung und wurde erfolgreich prothesenerhaltend therapiert. Bei Entlassung zeigten Patienten mit nach kurzem Intervall reimplantierten Hüftendoprothesen eine signifikant bessere Hüftfunktion im „Harris Hip Score“ (p = 0,008) als die Vergleichsgruppe. Weitere signifikante Unterschiede bei Funktion, Schmerzen oder Hospitalisierungszeit waren nicht zu verzeichnen. Patienten der Slowtrack-Gruppe verbrachten insgesamt 231 Tage in geriatrischen Einrichtungen. Patienten der Fasttrack-Gruppe benötigten keine externe Pflege.
Schlussfolgerung: Der zweizeitige Wechsel mit verkürztem prothesenfreien Intervall führt im funktionellen Outcome und in der Rate der Reinfekte zu vergleichbaren Ergebnissen wie das bisherige lange Standardintervall. Voraussetzung ist die Anwendung einer biofilmaktiven, standardisierten Antibiotikatherapie. Die Verkürzung des Intervalls geht mit einem geringeren Zeitraum eingeschränkter Gelenkfunktion und einer Reduzierung der Pflegebedürftigkeit einher. Für das Gesundheitssystem ergeben sich Kostenersparnisse aus der Reduktion von externer Pflege im Intervall.
Objective: One quarter of revisions in arthroplasty is due to periprosthetic infection. The standard procedure is a two-stage revision surgery with a prosthesis-free interval of at least 4 weeks and an antibiotic-free period of 2 to 8 weeks for synovial aspiration. Long prosthesis-free intervals can be associated with more complications. The working hypothesis of this study is: A prosthesis-free interval of under 4 weeks leads to an at least equal outcome and an equal reinfection rate compared to the standard therapy.
Methods: 38 patients with periprosthetic infection of the hip or knee were enrolled prospectively. Exclusion criteria were an early infection or difficult-to-treat microorganisms. Two-stage revision surgery with the removal of foreign material was performed. Patients with total hip arthroplasty were treated with a resection arthroplasty without spacer implantation. In patients with total knee arthroplasty a static spacer was implanted. 19 patients had two-stage revision surgery with a short (< 4 weeks, “fast track“) and 19 with a long (> 4 weeks, “slow track”) prosthesis-free interval. Each group was composed of 10 patients with total knee and 9 patients with total hip arthroplasty. Patients received a standardized biofilm-active antibiotic therapy starting with explantation without interruption for synovial aspiration. Primary endpoint was the rate of reinfection. Secondary endpoints were the functional outcome, pain and length of stay in hospital.
Results: The prosthesis-free interval was 67.7 days (SD ± 37.0) for the long interval and 17.9 days (SD ±5.8) for the short interval. The follow-up was at least 32 months, on average 39.5 (SD ±5.3) months. One patient with a long interval suffered from a persistent infection. A patient of the fast track group had a haematogenous infection after a dental treatment and was treated successfully with polyethylene exchange, irrigation and debridement. Patients with hip arthroplasty and short interval had a significantly higher Harris Hip score (p = 0.008) at discharge. No significant difference in pain or length of hospitalization could be found. Patients treated with a long interval required 231 days of further care. Short interval patients were in no need of further care.
Conclusion: The results of this thesis indicate that two-stage revision surgery with shortened prosthesis-free intervals yield equivalent results regarding outcome and reinfection rates. A prerequisite is the application of a standardized biofilm-active antibiotic therapy. A shortened prosthesis-free interval reduces the need for further care, the amount of time of an impaired joint function and healthcare expenditures.