Globalisierung und Digitalisierung führen zu einer steigenden Anzahl der global zu implementierenden Informationssysteme in multinationalen Konzernen und Unternehmungsnetzwerken. Dennoch sind diese Prozesse, mit denen sich unterschiedliche Forschungsströmungen beschäftigen, immer noch bezüglich der Strategien zur Lösung der Inkompatibilitäten und der Vorgehensweise nicht ausreichend erforscht. Diese Dissertation befasst sich mit einer Forschungslücke der Rekontextualisierungs- und der Transferforschung sowie greift auf die Erkenntnisse aus der Informationssystemforschung zu. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden verschiedene Modelle und Erkenntnisse aus den drei obengenannten Forschungsrichtungen verwendet, um die Rekontextualisierung beim internationalen internen Transfer von Informationssystemen zu erforschen und diese während des gesamten Transferprozesses zu analysieren. Dabei werden unterschiedliche Einflussfaktoren auf drei Ebenen (Mikro-, Meso- und Makro-Ebene), die unterschiedliche Rekontextualisierungsarten hervorrufen, berücksichtigt. Mittels einer qualitativen multiplen Fallstudienanalyse werden die Zusammenhänge zwischen den Rekontextualisierungsarten, den Transferprozessphasen und den Ebenen der Ursachen der Rekontextualisierung in Konzernen und Unternehmungsnetzwerken untersucht. Diese empirische Analyse identifiziert, dass für die internen Transferprozesse in Konzernen und Unternehmungsnetzwerken unterschiedliche Strategien verwendet werden, sodass lokale Unternehmen eines Unternehmungsnetzwerkes mehr Einfluss auf die Gestaltung und Transformation eines Informationssystems haben als lokale Konzerntöchter. Darüber hinaus werden die unterschiedlichen Formen der Rekontextualisierung beim internationalen Transfer der Informationssysteme mittels der theoretischen und empirischen Analyse zusammengefasst. Es wird zwischen der innovationsbezogenen, organisationsbezogenen und institutionellen Rekontextualisierung unterschieden. Die Analyse der Zusammenhänge zwischen den Ebenen der Ursachen der Rekontextualisierung, den Formen der Rekontextualisierung und Transferphasen zeigt, dass die Rekontextualisierung ab der zweiten Transferphase (Anschaffung) vorkommen kann und die Ergebnisse des Transferprozesses beeinflusst. Wenn die innovationsbezogene Rekontextualisierung durch die Einflussfaktoren der Makro-, Meso- und Mikro-Ebene hervorgerufen werden kann, sind für die Entstehung der organisationsbezogenen Rekontextualisierung die Einflussfaktoren der Meso-Ebene entscheidend. Anwendung des in dieser Forschungsarbeit entwickelten konzeptionellen Frameworks, das die drei obengenannten Dimensionen berücksichtigt, soll eine effizientere Planung und Steuerung der Transferprozesse sowie eine höhere Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse von Transferprozessen ermöglichen.