Economic preferences and personality traits are fundamental explanatory factors in understanding individual decision-making. They explain the heterogeneity within human behavior and are the reason why individuals differ in their actions although the preliminaries are the same. Labor market behavior, educational choices, investment decisions as well as fertility and health outcomes are only a few examples in which inherent characteristics play a key role. These findings rely on one joint assumption: preferences and personality traits do not change across the working age. The point in time when preferences are defined and measured is thus irrelevant. However, if this assumption is violated, theoretical models and empirical studies face the threat of endogeneity biases: preferences do not only affect life's outcomes, life's outcomes may also affect preferences. Testing the exogeneity assumption is thus obligatory. Herein, the present thesis makes its contribution and presents three different studies on the stability of economic preferences and personality traits.
The first study in this thesis focuses on the stability of time preferences. So far, evidence on their stability is scarce and considerably restricted by very short time frames, very small sample sizes, or both. The Dutch Household Survey enables these obstacles to be circumvented and the long-term stability of time preferences within a representative sample to be analyzed. By relying on the `consideration of future consequences’ scale -- a behaviorally validated survey measure on time preferences -- this thesis finds that time preferences have, compared to other economic attitudes, a relatively low intra-individual stability. However, the analysis reveals that individuals' valuation of future utility neither varies with age nor changes persistently with past life experiences. Similar findings result from a replication of the analysis with the German Socio-Economic Panel and its ultra-short survey items on patience and impulsiveness. The thesis, therefore, comes to the conclusion that time preferences are stable in the long run but subjected to measurement issues.
The second study focuses on the determinants of risk-taking. Using German panel data, we find that people become more risk-averse when losing work. The immediate income loss does not mediate this effect. Risk aversion also seems unrelated to the loss of non-monetary benefits of work. However, the study finds that risk aversion responds more strongly to losing work the more future income is at stake, and the effect manifests itself on the eve of job loss even when people have not yet suffered from the consequences of the event. Lower future income expectations and more uncertainty about future incomes may thus explain the effect of job loss on risk attitude. Nevertheless, the effect is not persistent. After some time, individuals turn back to their initial level of risk attitude.
The last chapter of this thesis tests the stability of locus of control, a measure that depicts how much people believe in their ability to affect life outcomes. Using the German Socio-Economic Panel, we find that a job loss due to a plant closure has no long-lasting effect on locus of control. The common assumption of its stability is thus not rejected. However, during unemployment, control perception decreases significantly. The effect holds true independent from unemployment duration or socio-demographic characteristics and vanishes as soon as the unemployed find a new job. In conclusion, measurement of locus of control is affected by unemployment but not the trait itself. Using this trait as the explanatory variable can thus lead to biased estimations if this temporary deviation in measurement is not accounted for.
In conclusion, the present thesis neither rejects the stability assumption nor claims that preferences or personality are perfectly stable. All measures analyzed change with time. But, interpreting this instability as proof of endogenous preferences or personality traits appears unjustified. Each of the studies proposes alternative, less controversial interpretations of instability.
Ökonomische Präferenzen und Persönlichkeitsmerkmale sind zentrale erklärende Variablen wenn individuelle Entscheidungen betrachtet werden. Sie sind ursächlich für die Heterogenität im menschlichen Verhalten und Grund dafür, warum sich Individuen in ihren Handlungen voneinander unterscheiden, obwohl sie gleichen Voraussetzungen gegenüberstehen. Entscheidungen im Berufsleben, zum Bildungsweg, zu Investitionen, zur Familienbildung oder zum Gesundheitsverhalten sind nur einige Beispiele, bei denen individuelle Vorlieben und Eigenschaften eine zentrale Rolle spielen. Diesen Ergebnissen liegt jedoch die Annahme zugrunde, dass Präferenzen und Persönlichkeit über das Erwerbsalter hinweg stabil sind. Dadurch ist es nämlich irrelevant, zu welchem Zeitpunkt die individuellen Merkmale definiert und gemessen werden. Wenn diese Annahme jedoch verletzt ist, werden sowohl theoretische Modelle als auch ökonometrische Schätzungen durch Endogenität bedroht. Denn dann sind Handlungen nicht nur eine Konsequenz von Präferenzen, sie könnten Präferenzen in gleicher Weise formen. Wegen diesen tiefgreifenden Implikationen sind detaillierte Tests zur Exogenitätsannahme notwendig und verpflichtend. Hier leistet die vorliegende Dissertation ihren Beitrag und präsentiert drei verschiedene Studien zu der Stabilität von Präferenzen und Persönlichkeitsmerkmalen.
Die erste Studie fokussiert sich auf Zeitpräferenzen und deren Stabilität. Bisher ist die Evidenz in diesem Feld sehr begrenzt und häufig durch sehr kleine Stichproben oder sehr kleine Zeitrahmen limitiert. Mit Hilfe einer niederländischen Haushaltsbefragung kann die vorliegende Dissertation die Einschränkungen der vorherigen Literatur vermeiden und die langfristige Stabilität von Zeitpräferenzen in einer repräsentativen Stichprobe analysieren. Unter Verwendung der „Consideration of future consequences“-Skala – einem verhaltensvalidierten Umfrageinstrument zu Zeitpräferenzen – zeigt die Studie, dass Zeitpräferenzen im Vergleich zu anderen Persönlichkeitsmerkmalen oder Präferenzen eine relativ hohe Instabilität aufweisen. Allerdings lässt sich diese Instabilität nicht auf spezifische Ereignisse zurückführen. Weder das Alter noch drastische Lebensereignisse üben einen persistenten Effekt aus. Ähnliche Ergebnisse lassen sich mit Hilfe des deutschen Sozio-ökonomischen Panels und seinen zwei ultra-kurzen Fragen zu Zeitpräferenzen finden. Die Studie schlussfolgert deshalb, dass Zeitpräfenzen in der langen Frist stabil sind, allerdings durch Messfehler verzerrt werden.
In ihrer zweiten Studie betrachtet die vorliegende Dissertation die Determinanten von Risikoverhalten. Unter Verwendung deutscher Panel-Daten zeigt sie, dass Personen risikoaverser werden, sobald sie ihren Arbeitsplatz verlieren. Allerdings erklärt weder der damit einhergehende Einkommensverlust noch der Verlust nicht-monetärer Vorteile aus Arbeit diese Beobachtung. Jedoch nimmt der Effekt eines Arbeitsplatzverlusts zu, je mehr zukünftiges Einkommen auf dem Spiel steht. Zudem ändern Individuen bereits vor dem eigentlichen Arbeitsplatzverlust ihre Risikobereitschaft, obwohl die Konsequenzen noch gar nicht eingetreten sein können. Unsicherheit über die Zukunft wird daher als Ursache identifiziert, weshalb Personen ihre Risikobereitschaft durch einen Arbeitsplatzverlust ändern. Der Effekt ist jedoch nicht persistent. Nach einiger Zeit kehren die Individuen zu ihrer ursprüngliche Risikobereitschaft zurück.
Das letzte Kapitel dieser Dissertation widmet sich der Stabilität von Kontrollüberzeugung. Dieses Persönlichkeitsmerkmal spiegelt die Wahrnehmung von Individuen wider, ob sie ihr Leben selbst steuern und ihren Erfolg beeinflussen können. Unter Verwendung deutscher Panel-Daten zeigt die Studie, dass ein unfreiwilliger Arbeitsplatzverlust im Durchschnitt keinen Effekt auf die Zielvariable hat. Die Exogenitätsannahme wird also nicht verworfen. Allerdings zeigt sich während der Arbeitslosigkeit ein signifikanter Effekt. Dieser ist sowohl von der Dauer der Arbeitslosigkeit als auch von verschiedenen sozio-demographischen Variablen unabhängig. Zudem verschwindet er, sobald die Person in ein Beschäftigungsverhältnis zurückkehrt. Die Studie kommt deshalb zu dem Fazit, dass lediglich die Messung von Kontrollüberzeugung durch Arbeitslosigkeit verzerrt wird. Es kann daher zu Schätzfehlern kommen, sofern für die temporäre Abweichung nicht korrekt berücksichtigt wird.
Zusammenfassend verwirft diese Dissertation die Stabilitätsannahme nicht. Sie argumentiert allerdings ebenso wenig, dass Präferenzen oder Persönlichkeitsmerkmale absolut stabil sind. Alle analysierten Maße verändern sich im Erwerbsalter. Diese Veränderungen als Endogenität zu interpretieren, würde jedoch zu weit greifen. Dafür stehen stets alternative, weniger invasive Erklärungen zur Verfügung, die zuerst angewandt werden können. Allerdings wird ebenso deutlich, dass die Verwendung von Präferenzen und Persönlichkeitsmerkmalen in der empirischen Wirtschaftsforschung sehr fehleranfällig ist.