Zusammenfassung Einleitung: In der Vergangenheit traten regelmäßig neuartige Erreger auf, die mitunter ein hohes Risiko für den Menschen darstellen können. In 70% der Fälle handelt es sich dabei um Zoonosen. Im Jahr 1992 wurden Mikroorganismen in Acanthamöben entdeckt, die aufgrund ihrer Größe und ihres Verhaltens in der Gram-Färbung zuerst für Bakterien gehalten und nach dem Entdeckungsort als Bradfordcoccus bezeichnet wurden. Erst im Jahr 2003 bemerkten französische Wissenschaftler, dass es sich dabei um Viren handelt und tauften diese Mimivirus, abgeleitet von microbe mimicking virus. Welche Rolle das Mimivirus für den Menschen spielt ist unklar. Wenige Studien zur Seroprävalenz von Mimiviren zeigten, dass ca. 2% der gesunden Bevölkerung bereits Kontakt mit Mimiviren gehabt haben müssen und in Patienten mit respiratorischen Erkrankungen, vornehmlich Pneumonien, die Wahrscheinlichkeit erhöht ist, für Mimivirus seropositiv zu sein. Eine echte Assoziation von Mimiviren und einer Pneumonie konnte nicht gezeigt werden, da der Nachweis der Nukleinsäuren dieser Viren nur ein einziges Mal gelingen konnte. Allerdings entwickelte ein Labormitarbeiter, der sich bei einem Laborunfall mit Mimivirus infizierte, mit der Serokonversion eine Pneumonie und das einzige Mimivirus-Isolat aus einem Menschen stammt von einer tunesischen Patientin mit einer Pneumonie. Methodik: In dieser Arbeit wurden labordiagnostische Verfahren zum Nachweis einer Mimivirus Infektion etabliert und damit anschließend die Prävalenz von Mimivirus in Deutschen Proben bestimmt. Ergebnisse: Die etablierte Duplex real-time PCR für zwei unterschiedliche Genregionen des Virus in Kombination mit einem optimierten Aufarbeitungsprotokoll zeigte eine Nachweisgrenze von ~140 Genomäquivalenten/mL Probe. Der serologische Nachweis erfolgte mit einem Immunfluoreszenztest der auf dem Beschichten von WI-38 Zellen mit Mimivirus Partikeln beruhte, da humane Zellen nicht mit Mimivirus infizierbar sind. Zur Bestätigung konnte ein weniger sensitiver jedoch spezifischer Western Bot eingesetzt werden. Die Untersuchung von 350 Blutspendern zeigte eine Seroprävalenz für Mimiviren von 2,3%. Drei/46 (6,5%) untersuchten Patienten mit einer respiratorischen Erkrankung waren seropositiv, jedoch nicht DNA positiv (n=24). Von 18 stammzelltransplantierten Kindern wurden über 2 Jahre 68 Nasenspülflüssigkeiten und 31 Seren untersucht. Jeweils drei Patienten Mimivirus DNA bzw. Mimivirus Antikörper positiv (16%), wobei ein Patient vor der Transplantation sowohl seropositiv als auch DNA positiv war. Schlussfolgerungen: Aufgrund der Fallzahlen ist eine statistisch belegbare Aussage schwer möglich, die Ergebnisse ähneln jedoch denen beatmeter Patienten anderer Studien. Bei der erwarteten Prävalenz von Mimiviren in Gesunden und Patienten mit respiratorischen Symptomen, scheinen Kinder mit hämatologisch-onkologischen Grunderkrankungen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf einen Mimivirus positiven Test zu besitzen. Ein erhöhtes pathogenes Potenzial von Mimiviren für den Menschen kann jedoch nicht gezeigt werden.
Abstract Introduction: Past decades have confronted humankind with new and emerging diseases of usually unknown pathogenic potential for the human population, nearly 70% of them being with zoonotic origin. In 1992, a new microorganism was identified in acanthamoeba and was called Bradfordcoccus due to its enormous size and its behavior in Gram staining tests. In 2003 French scientists proofed this pathogen to be a virus and it was named Mimivirus, derived from microbe mimicking virus. So far the pathogenicity of Mimivirus for humans is not understood. A few studies show that~ 2% of the healthy population can be seropositive for Mimivirus, increasing in patients with respiratory diseases and correlating best to pneumonia. However, Mimivirus DNA was only proven once in a pneumonia patient. A lab accident of a person working with Mimivirus lead to seroconversion and pneumonia. Moreover, the only Mimivirus isolate from a human could be obtained from a Tunisian patient suffering from pneumonia. Methods: This study aimed at the establishment of a diagnostic system for Mimivirus to elucidate the prevalence of Mimivirus German samples. Results: A duplex real-time PCR targeting two different genome regions of Mimivirus in combination with the modified sample preparation protocol was able to detect 140 genome equivalents of Mimivirus in 1 mL of a respiratory specimen. Serology was based on an immunofluorescence test which used the covering of WI-38 cells with Mimivirus particles, because tested human cells are not susceptible to Mimivirus. A more specific Western Blot could be used for confirmation. The seroprevalence of Mimivirus in blood donors could be determined as 2.3 %. Also, 3 out of 46 patients (6,5 %) with respiratory diseases were seropositive, while none of the 24 corresponding respiratory specimens was DNA positive for Mimivirus. From 18 children suffering from hematological disorders 68 respiratory specimens and 31 sera could be collected. Three patients were seropositive and 3 others were DNA positive in respiratory specimens. Interestingly, one patient was positive for Mimivirus antibodies as well as Mimivirus DNA prior to transplantation. Take-home message: Although the case numbers from 2 years of monitoring are low, children with hematological disorders may have a higher risk to become positive for Mimivirus. The prevalence of Mimivirus in Germany in healthy blood donors and patients suffering from respiratory diseases see to be comparable to other countries. Finally there is no evidence for an increased pathogenic potential arising from Mimivirus for humans.