Einleitung: In verschiedenen Bevölkerungen weltweit wurde ein unzureichender Vitamin-D-Status beobachtet. Gleichzeitig wurde neben gut belegten Auswirkungen von Vitamin D auf die Knochengesundheit über Korrelationen mit nicht-skelettalen Erkrankungen berichtet. Die Bewertung des Vitamin-D-Status ist von der validen Messung von 25-Hydroxyvitamin D (25(OH)D) abhängig. Um 25(OH)D-Serumwerte international vergleichbar zu machen, wird die Standardisierung der Messmethoden angestrebt. In der vorliegenden Dissertation wurde die aktuelle Vitamin-D-Versorgung Erwachsener in Deutschland sowie mögliche Determinanten untersucht. Darüber hinaus wurde der Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status und einer depressiven Symptomatik einschließlich eines möglichen Einflusses der Jahreszeit analysiert. Weitere Auswertungen befassen sich mit den Effekten einer Messmethodenstandardisierung auf die Bewertung des Vitamin-D-Status in bevölkerungsrepräsentativen Gesundheitssurveys. Methodik: Anhand von Daten der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1, 2008 – 2011) wurde der aktuelle Vitamin-D-Status (gemessen über 25(OH)D im Blutserum) der 18- bis 79-jährigen Erwachsenenbevölkerung untersucht. Die Ableitung zugehöriger Determinanten erfolgte mit linearen Regressionen. Ebenfalls auf der Basis von DEGS1-Daten wurde der Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status und einer depressiven Symptomatik bivariat und mit multivariablen Regressionen stratifiziert nach Sommer- und Winterhalbjahr analysiert. Zur Einschätzung des Effektes der Messmethodenstandardisierung wurden 25(OH)D-Serumwerte aus DEGS1, dem Bundes-Gesundheitssurvey 1998 (BGS98, 1997 – 1999) und der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS-Basiserhebung, 2003 – 2006) retrospektiv standardisiert und den ursprünglich gemessenen Serumwerten gegenübergestellt. Ergebnisse: Mehr als die Hälfte der Erwachsenen hat 25(OH)D-Serumwerte <50 nmol/l und damit keinen ausreichenden Vitamin-D-Status. Zu dieser Versorgungslage können veränderbare und unveränderbare Determinanten beigetragen haben, beispielsweise ein hoher Body-Mass-Index oder die geografische Lage des Wohnorts. Ein niedriger Vitamin-D-Status ist bei Erwachsenen mit einer depressiven Symptomatik assoziiert. Die Beziehung wird von der Jahreszeit beeinflusst und besteht für das Sommer-, jedoch nicht für das Winterhalbjahr. Die Standardisierung führte zu deutlichen Effekten hinsichtlich der Bewertung des Vitamin-D-Status der Bevölkerung. So reduzierte sich beispielsweise der Anteil an Personen, die mangelhaft versorgt waren (d.h. 25(OH)D-Serumwerte <30 nmol/l aufwiesen), von 30,2 % auf 15,2 % in DEGS1, von 23,7 % auf 15,5 % im BGS98 und von 27,0 % auf 12,5 % in KiGGS. Schlussfolgerung: Die Vitamin-D-Versorgung der Bevölkerung stellt sich auch nach einer retrospektiven Standardisierung von 25(OH)D-Serumwerten nicht als optimal dar. Der Vitamin-D-Status sollte daher hinsichtlich der Prävention von knochenbezogenen Krankheiten sowie möglicherweise nicht-skelettalen Erkrankungen (z.B. Depressionen) verbessert werden. Die Standardisierung hat einen wesentlichen Einfluss auf die Bewertung des Vitamin-D-Status. Bis zur ihrer Etablierung sollten sich Akteure, die mit der Messung, Bewertung und Interpretation von 25(OH)D-Serumwerten befasst sind, der aktuellen Limitationen bewusst sein.
Introduction: Insufficient vitamin D levels have been observed in various populations worldwide. Besides the effects of vitamin D on bone health, correlations with non-skeletal diseases have also been reported. Evaluation of vitamin D status depends on the valid measurement of 25-hydroxyvitamin D (25(OH)D). For 25(OH)D values to be comparable globally, standardisation of laboratory assays has been proposed. In this dissertation, the current vitamin D status of adults in Germany and its possible determinants are analysed. Moreover, the association between vitamin D and depressive symptoms including a possible influence of the season is examined. An additional analysis focuses on the impact of standardisation on the evaluation of vitamin D status in representative population-based samples. Methods: Based on data from the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1, 2008-2011), vitamin D status (using 25(OH)D in blood serum) of adults aged 18 to 79 years was examined. Determinants were analysed using linear regression. Also based on DEGS1 data, the association between vitamin D status and depressive symptoms was analysed stratified by summer and winter half-year using bivariate analysis and multivariable regressions.To assess the impact of the standardisation, 25(OH)D values from DEGS1, the German National Health Interview and Examination Survey 1998 (GNHIES98, 1997-1999) and the German Health Interview and Examination Survey for Children and Adolescents (KiGGS baseline study, 2003-2006) were standardised retrospectively and compared with the originally measured values. Results: More than half of the adults had 25(OH)D values <50 nmol/l and therefore no sufficient vitamin D status. Modifiable and non-modifiable determinants may have contributed to this finding, such as a high body mass index or the geographical location of residence. A low vitamin D status was associated with depressive symptoms in the summer but not in the winter half-year. Standardisation resulted in significant effects on the evaluation of vitamin D status. The proportion of participants with a deficient status (25(OH)D values <30 nmol/l), for example, decreased from 30.2% to 15.2% in DEGS1, from 23.7% to 15.5% in BGS98 and from 27.0% to 12.5% in KiGGS. Conclusion: Even after retrospective standardisation, 25(OH)D values of the population are not optimal. Regarding the prevention of bone-related and possibly non-skeletal diseases (e.g. depression), Vitamin D status should be improved. Standardisation has a substantial impact on the evaluation of vitamin D status. Thus, until it is common practice, persons involved in the measurement, evaluation and interpretation of 25(OH)D should be aware of the current limitations.