In der musiker-medizinischen Fachliteratur liegen wenig gesammelte Daten dazu vor, mit welchen spezifischen Problemen sich professionelle und semiprofessionelle Musiker und Sänger in Deutschlands großen Universitätskliniken vorstellen. Das Ziel dieser kumulativen Publikationspromotion war daher, in der musiker-medizinischen Spezialsprechstunde an der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité –Universitätsmedizin Berlin die spezifischen Vorstellungsgründe, Erkrankungen sowie postinterventionellen Verläufe dezidiert zu erfassen, sowie intensive Literaturrecherchen durchzuführen. Stellvertretend für die Gruppe der Instrumentalisten wurde hierzu am Beispiel von Oboisten retrospektiv die Gesamtheit relevanter Instrumenten-bzw. spielassoziierter Probleme untersucht. Außerdem wurde bei gesunden, funktionell beeinträchtigten sowie organisch erkrankten professionellen Sängerinnen und Sängern des klassischen und nicht-klassischen Bereiches prospektive Analysen subjektiver und objektiver Stimmparameter durchgeführt. In einer ersten Literaturübersichtsarbeit wurden aus ursprünglich 956 detektierten Quellen insgesamt 43 Publikationen herausgefiltert, um einen Überblick über typische musiker-medizinische Probleme und körperliche Beschwerden bei Oboisten zu geben. Als Ergebnis fand sich eine Evidenz für die Assoziation folgender Einschränkungen bzw. Erkrankungen: muskuloskelettale Probleme, fokale Dystonien, velopharyngeale Inkompetenz, erhöhter Augeninnendruck und Glaukom, gastroösophageale Refluxkrankheit, erniedrigte Lungenfunktion, Krankheitsübertragung über das Instrument, sowie Schwerhörigkeit aufgrund von Lärmbelastung. Es zeigt sich, dass Oboisten ein erhöhtes Risiko für spezifische Krankheitsbilder aufweisen, die Präventionsmaßnahmen und spezielle medizinische Beratung bzw. Behandlung notwendig machen. In einer zweiten, prospektiv-klinischen Pilotstudie wurden bei 10 stimmgesunden, ausgebildeten Sängern aus den Bereichen Pop/Rock/Metal/Musical die in ihrem Repertoire gängigen nicht-klassischen Stimmeffekte untersucht, um die Produktionsmechanismen, die Reproduzierbarkeit sowie das stimmschädigende Potential dieser Effekte zu beurteilen. Im wesentlichen wurden folgende Effekte produziert: Breathy („Hauchen“), Creaky („Knarren“), Vocal fry (Strohbass), Grunting („Grunzen“), Rattle („Knattern“), Growling („Knurren“), Distortion („Verzerrung“), Belting, und Twang. Alle Effekte ließen sich auditiv gut voneinander differenzieren. Sie waren intraindividuell sicher gleichartig reproduzierbar und wurden auch interindividuell weitestgehend konsistent gebildet. Eine Besonderheit stellte bei einem Sänger der erstmalige Nachweis der Existenz partieller Stimmlippenvibrationen dar. Aus phoniatrischer Sicht lässt sich schlussfolgern, dass bei ausgebildeten Sängern die untersuchten nicht-klassischen Stimmeffekte per se nicht zu direkten negativen Beeinträchtigungen führen. In einer dritten, prospektiv-klinischen Studie an 76 Sängerinnen und Sängern mit organischen und funktionellen Stimmproblemen wurde die Wirksamkeit etablierter therapeutischer Maßnahmen (Phonochirurgie, logopädische Stimmübungs behandlung, Gesangsunterricht) miteinander verglichen. Drei Monate posttherapeutisch hatten sich die meisten Stimmfunktionsparameter signifikant verbessert. Phonochirurgische Interventionen zeigten den größten Einfluss auf die Verbesserung der Singstimme. Konservative Therapien lieferten quantitativ kleinere Verbesserungen, führten aber auch zur qualitativen Stimmwiederherstellung mit wiedererlangten künstlerischen Fähigkeiten. Die Ergebnisse lassen schlussfolgern, dass alle drei untersuchten Behandlungsmethoden eine sichere, quantifizierbare, subjektiv und objektiv höchst zufriedenstellende Therapie zur Stimmverbesserung darstellen.
There is little data from Germany’s medical universities regarding professional and semi-professional musicians’ and singers’ specific problems. Therefore, the aim of this cumulative dissertation was to record the specific reasons, diseases and post-interventional coursesin the special consultation for instrumentalists and vocalists at the Department of Audiology and Phoniatrics of the Charité –UniversitätsmedizinBerlin, as well as conducting profound literature research.Representing instrumentalists, all relevant instrument-or playing-related problems were examined retrospectively in oboists. Furthermore, prospective analyzes of subjective and objective voice parameters were performed in singers from classical and non-classical genres, beinghealthyor sufferingfromfunctionalimpairment or laryngeal pathologies. In a first literature review, a total of43 publications were extracted from 956 detected sources to give an overview of typical problems and physical complaints among oboists. There was evidence for the association withmusculoskeletal problems, focal dystonia, velopharyngeal incompetence, increased intraocular pressure and glaucoma, gastroesophageal reflux disease, decreased lung function, disease transmission via the instrument, and noise-induced hearing loss.It has been shown that oboists are at an increased risk for specific medical conditions that require preventive measures and special medical advice or treatment. In a second prospective clinical pilot study, we examined common non-classical vocal effects in 10 professional pop/rock/metal and musical theater singers,in order to assess theirproduction mechanisms, reproducibility and damagingpotential.The following effects wereproduced: Breathy, Creaky, Vocal fry, Grunting, Rattle, Growling, Distortion, Belt, and Twang. Theycould be easily differentiated from each other, wereintraindividually consistently repeatable,and also interindividually produced in a similar way. Interestingly, we discovered for the first time the existence of partial glottal vibration in one singer. From a phoniatric point of view weconclude that trained non-classical vocaleffects per se do not lead directly to negative impairments.In a third prospective clinical study of 76 singers with organic and functional voice problems, the efficacy of established therapeutic interventions (phonosurgery, logopedic voice therapy, singing lessons) was compared. Three months post-therapeutically,most voice function parameters had improved significantly. Phonosurgeryofferedthe greatest impact on singing voice improvement. Conservative therapies provided quantitatively minor changes, but also led to qualitative voice restoration with regained artistic abilities. The results suggest that all three treatment methods represent a safe, quantifiable, subjectively and objectively highly satisfactory therapy for voice enhancement.