Die Yersiniose ist die dritthäufigste bakterielle Magen-Darm-Erkrankung in Deutschland und anderen Ländern Europas. Sie wird neben Yersinia (Y.) enterocolitica auch durch Y. pseudotuberculosis verursacht. Die klinische Manifestation ist durch Diarrhoe, Pseudoappendizitis und Fieber gekennzeichnet und tritt meist bei kleinen Kindern auf. Die Pathogenität der Erreger steht in engem Zusammenhang mit dem Vorhandensein von Virulenzgenen, die sowohl auf dem Chromosom der Bakterien, als auch auf dem Virulenzplasmid pYV (70 kb) lokalisiert sein können. Die Inzidenz für durch Y. enterocolitica hervorgerufene Yersiniosen ist wesentlich höher als die für Y. pseudotuberculosis. Die Gründe hierfür könnten das diverse Wirtsspektrum und der schwierige kulturelle Nachweis von Y. pseudotuberculosis sein, aber auch ein schwaches Bewusstsein für diese Spezies als Gastroenteritis-Erreger. Y. pseudotuberculosis ist nicht nur humanpathogen , sondern kann auch Nutztiere und Haustiere sowie Zoo- und Wildtiere infizieren. Mit Hinblick auf das steigende Interesse an Lebensmitteln aus unkonventioneller Produktion (z. B. Wildfleisch, Freilandhaltung von Hausschweinen) erlangt Y. pseudotuberculosis zunehmende Relevanz für den gesundheitlichen Verbraucherschutz. Allein in dem Zeitraum der Jagdsaison 2016/2017 wurden ca. 26.800 Tonnen Wildfleisch in Deutschland verzehrt. Den größten Anteil nimmt dabei das Wildbret vom Schwarzwild mit 13.900 Tonnen ein. Zusätzlich kann unter bestimmten Bedingungen Wildfleisch direkt vom Jäger ohne amtliche tierärztliche Kontrolle (mit Ausnahme der amtlichen Trichinenuntersuchung) direkt an den Verbraucher vermarktet werden. Pathogene Y. enterocolitica-Stämme konnten bereits aus Wild isoliert werden. Zur Prävalenz von Y. pseudotuberculosis im Wild gibt es derzeit nur wenige Daten, insbesondere in Deutschland. Serologische Untersuchungen deuten jedoch auf ein Vorkommen von Y. pseudotuberculosis in Wildschweinen hin. Da es bisher kein zufriedenstellendes kulturelles Nachweisverfahren für Y. pseudotuberculosis gibt, gestaltet sich die Isolierung dieser Spezies und die Vergleichbarkeit von Prävelenzen schwierig. Die DIN EN ISO 10273, die auf den kulturellen Nachweis von pathogenen Y. enterocolitica abzielt, wurde kürzlich überarbeitet, aber die beiden Arten sind zu unterschiedlich, um diese Methoden für die Isolierung von Y. pseudotuberculosis zu verwenden. Ziel dieser Studie war es daher, Y. pseudotuberculosis durch eine verbesserte Isolierungsmethode aus Wildschweinen zu isolieren und die Isolate eingehend zu charakterisieren.