Im Rahmen der Forschungsarbeit wird die Entwicklung und Steuerung der formellen Altenpflegearbeitarbeitsmärkte in Deutschland und Schweden seit den 1950er Jahren bis zum Jahr 2007 untersucht. Die übergreifende Fragestellung befasst sich damit, wie die Länder der angesichts des wachsenden Bedarfs an Pflegedienstleistungen ihre Pflegepolitik ausrichten. Welche Arbeitsteilungen zwischen Familie, Staat, gemeinnützigen Organisationen und kommerziellen Anbietern im Altenpflegebereich werden gefördert? Setzen die Länder auf eine Professionalisierung und Stabilisierung der regulären Altenpflegearbeit, sind Informalisierungsentwicklungen im Sinne einer Übertragung der Altenpflege an die Familie oder den grauen Markt erkennbar oder zeigen sich Prekarisierungs- und De-Professionalisierungstendenzen? Die Forschungsarbeit lässt sich der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung zuordnen. Sie stellt eine theoriegeleitete Fallstudienanalyse dar, die zwei Länderstudien beinhaltet und die in vergleichender Perspektive die formale Altenpflege-Erwerbsarbeit in Deutschland und Schweden untersucht. Die qualitative Untersuchung basiert auf Literatur- und Dokumentenanalysen sowie ergänzenden Interviews und umfasst Policy-Analysen (Pflegepolitik, Arbeitsmarkt- und Berufsbildungspolitik, EU- Politik) und eine statistische Auswertung der Arbeitsmärkte wie der Altenpflege-Arbeitsmärkte in Deutschland und Schweden. Zur Bearbeitung der Forschungsfragen werden Konzepte der vergleichenden Wohlfahrtsstaatsforschung, zum institutionellen Wandel und der Pfadabhängigkeit, politikwissenschaftliche Steuerungs- und Regulierungskonzepte sowie arbeitsmarkt- und professionstheoretische Ansätzen miteinander verknüpft. Das theoretische Erkenntnisinteresse orientiert sich an dem Pfadabhängigkeitskonzept, demzufolge Wohlfahrtsstaaten auch unter veränderter Rahmenbedingungen eher den einmal eingeschlagenen wohlfahrtsstaatlichen Entwicklungspfad folgen. Konzepte des institutionellen Wandels zeigen dagegen, dass auch ein inkrementeller zu einem paradigmatischen Wandel führen kann. Das liberalisierungspolitische Konzept von Höpner u.a. (2009) geht hingegen davon aus, dass marktschaffende Politik ein politikfeld- und länderübergreifendes Phänomen darstellt. Im Ergebnis zeigt sich seit den 1990er Jahren bis zum Jahr 2007 weder im deutschen noch im schwedischen Pflegebereich ein paradigmatischer Wandel, da an grundlegenden Merkmalen in der Bildungspolitik und der primären familiären bzw. öffentlichen Verantwortung festgehalten wird. Es lassen sich jedoch inkrementelle Veränderungen auf der institutionellen Ebene identifizieren. In beiden Ländern wurde seit den 1990er Jahren die Privatisierung im Pflegebereich gefördert, die Re-Finanzierung der Pflegeanbieter wurde umgestaltet in Richtung mehr Eigenverantwortung und der Anbieterwettbewerb wurde forciert. Mit Blick auf die Entwicklung der Pflegebeschäftigung lassen sich in beiden Ländern Qualifizierungs- und Stabilisierungstrends ausmachen. Parallel dazu zeigen sich aber auch Prekarisierungs- und De- Qualifizierungsentwicklungen, jedoch in unterschiedlichen Zeiträumen. Pflegekräfte in Deutschland sind eher atypisch erwerbstätig und weisen eher eine Ausbildung auf als Pflegekräfte in Schweden. In beiden Ländern hat sich der Wohlfahrts-Mix in Richtung Privatisierung verschoben.
The topic of the research is the development and steering of elderly care labour markets in Germany and Sweden since the 1950s till 2007. The overarching question deals with how the countries adjust their policies regarding the regular care work against the growing demand for care services. What divisions of labour are promoted between the family, the government, non- profit organisations and commercial providers? Do the countries rely on a professionalization and stabilization strategy of regular care work? Are tendencies visible for a stronger ‘informalization’, that means a shift of elderly care work onto the family or the grey market? Or, are there tendencies of a de-professionalization and a precarisation of regular care work? The research can be categorized as comparative welfare state research. It represents a theory-based case study analysis, which includes two country studies and which examines in a comparative perspective the formal elder care work in Germany and Sweden. The qualitative research is based on literature and document analysis as well as additional interviews and includes policy analysis (care policy, labor market and vocational training policy, EU policy), and a statistical analysis of the labour markets and the elderly care labour markets in Germany and Sweden. It links concepts of comparative welfare state research, of institutional change and path dependency, of political steering and regulation as well as approaches of labour market and profession theory. The theoretical research interest is guided by the concept of path dependence according to which welfare states are likelier to follow a given welfare path once chosen. Concepts of institutional change show, however, that even an incremental change may lead to a paradigmatic shift. The concept of political liberalization of Höpner et al. (2009) assumes again that market- creating policy is a cross-national and overarching policy field phenomenon. To sum up, no paradigmatic shift becomes apparent in either the German or Swedish elder care sector since the 1990s till 2007, because basic principles of educational policy and the primary family or public responsibility were retained unchanged. In both countries, however, incremental changes at the institutional level can be identified. Both in Germany and in Sweden, privatization in the care sector has been promoted since the 1990s, the re- financing of the care provider has been transformed in the direction of more individual responsibility, and competition among providers has been forced. Regarding the development of the elderly care labour markets there are stabilization and professionalization trends and incentives of care work in both countries. On the other hand, the incentives support also a precarisation and a de-professionalization of care work in Germany and Sweden, but in different time periods. German care-givers are rather atypically employed and more often have vocational training than Swedish care-givers. In both countries, the welfare mix has shifted towards privatization.