EINLEITUNG Die Qualität der medizinischen Ausbildung im Fach Anatomie stellt einen der Grundpfeiler des späteren ärztlichen Handelns dar. Um das Niveau der medizinischen Ausbildung erhalten und verbessern zu können, ist eine Evaluation der Lehre und Prüfungen unerlässlich. Die aktuellen anatomischen Prüfungsformate an der Charité wurden unter verschiedenen Gesichtspunkten kritisch evaluiert. METHODEN In die Analyse eingeschlossen wurden die Ergebnisse der Studierenden aus der 3D-MC-Prüfung (n= 2.015) und MC-Semesterabschlussklausur (n= 2.261) vom SoSe 14 - SoSe 17. Im ersten Teil wurde die Studierendenleistung innerhalb der 3D-MC-Prüfung hinsichtlich folgender Kriterien evaluiert: der Vergleich der Studierendenleistung hinsichtlich identischer Fragestellungen zwischen Modell und humanem Präparat, eine vergleichende Beurteilung der Häufigkeit angewandter kognitiver Dimensionen der Fragestellungen in Relation zu der Studierendenleistung, sowie der Leistungsvergleich vor und nach einer Änderung der Prüfungsordnung, die eine reduzierte Wiederholbarkeit der Prüfung zur Folge hatte. Im zweiten Teil erfolgte eine lernzielspezifische Auswertung der Studierendenleistung zwischen der 3D-MC- und MC-Prüfung. Der finale Teil beinhaltet eine anonymisierte Umfrage zur Zufriedenheit Studierender (n=207) und Lehrender (n=16) mit den anatomischen Prüfungsformaten. ERGEBNISSE Die Auswertung der Ergebnisse zeigte, dass die Leistung der Studierenden bezüglich identischer Prüfungsfragen am Modell besser ausfiel als am Präparat. Außerdem wurde deutlich, dass > 80 % der Fragen der ersten kognitiven Dimension zufielen und sich die Leistung mit steigender kognitiver Dimension verschlechterte. Nach der Änderung der Prüfungsordnung verbesserte sich die Leistung der Studierenden. Der lernzielspezifische Vergleich der Leistung zwischen 3D-MC- und MC-Prüfung ergab, dass die Studierenden in makroskopischen Fragestellungen bessere Ergebnisse in der MC-Prüfung erzielten, während die Leistung hinsichtlich der mikroskopischen Fragestellungen in der 3D-MC-Prüfung besser ausfiel. Nicht alle Lernziele zeigten signifikante Unterschiede. Die Umfrageergebnisse verdeutlichten, dass sowohl Lehrende als auch Studierende die mündlich-praktischen Prüfungs-formate im Fach Anatomie vorziehen würden. SCHLUSSFOLGERUNG Das Prüfen anatomischen Wissens am Modell und am humanen Präparat ist nicht als äquivalent einzustufen. Außerdem findet überwiegend die niedrigste kognitive Dimension der Bloom´schen Taxonomie in den Fragestellungen Anwendung, was oberflächliches Lernen der Studierenden fördern könnte. Die Leistung der Studierenden verbesserte sich durch strengere Regularien der Prüfungsordnung und bestätigt somit die Annahme, dass die Motivation zum Lernen vor allem dem Bestehen der Prüfungen gilt. Die Umfrageergebnisse zeigten, dass mündlich-praktische Prüfungsformate im Fach Anatomie vorgezogen werden. Dennoch reflektiert die Entwicklung der Prüfungsformate nicht die Meinung Studierender und Lehrender zu diesem Thema und sollte evidenzbasiert überdacht werden.
INTRODUCTION The Quality of medical education in anatomy is a fundamental pillar for clinical practice. To keep and develop the standards of medical education evaluation is necessary. Assessment of students’ achievement is one possibility to evaluate the quality of medical education. METHODS We analyzed students’ achievement in the anatomical testing strategies 3D-MC- (n=2,015) and MC-examination (n= 2,261) from SS 14 to SS 17. First, we evaluated students’ achievement in the 3D-MC-examination regarding the following aspects: comparison of students’ achievement regarding identical questions using models or anatomical specimen, analysis of the amount of cognitive questions levels and the relation of students’ achievement regarding the cognitive level and the evaluation of the exam results before and after tightening the test modalities concerning the possibility of repetition. The second part involved the analysis of students’ achievement between different testing strategies regarding the same topic. Finally, we conducted an anonymous survey to evaluate students’ (n=207) and teachers’ (n=16) level of satisfaction relating the anatomical testing strategies. RESULTS This study shows that students’ achievement is significantly better concerning anatomical questions using models in comparison to anatomical specimen. Furthermore, over 80 % of the questions pertained to the lowest cognitive level of blooms taxonomy. The analysis of students’ achievement related to the cognitive level used revealed a decrease of students’ performance accompanying higher cognitive question levels. Changing the test modalities concerning the possibility of repetition increased the students’ achievement. The comparison between the different anatomical exams regarding the same learning objectives revealed that students’ achievement concerning macroscopic questions showed better results in the MC-examination, as to microscopic questions there were better achievements in the 3D-MC-examination. Not all learning objectives revealed differences. The results of our anonymous survey showed that both, students and teachers, prefer the oral practical examinations to written exams. CONCLUSION Testing anatomy using anatomical models is not comparable to using human specimen. Furthermore, our results show that the tightening of the 3D-MC-examination improved students’ achievement and therefore confirms the current assumption that „assessment drives learning“. Our anonymous survey includes that students and teachers prefer the oral-practical exam strategies although the current development does not reflect this position. Therefore, it would be recommendable to rethink the development of anatomical testing strategies based on the existing evidence. (englisch)