Einleitung: Einsparungs- und Optimierungsprozesse haben das Gesundheitssystem in den letzten Jahren geprägt. Gleichzeitig klagt ärztliches Personal über steigende Belastungen - von langen Arbeitszeiten, Überstunden, Unterbesetzung und Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bis zu den Tätigkeitsabläufen selbst, mit zunehmender Administration und weniger Arbeit am Patienten. Beeinträchtigungen der physischen, psychischen Gesundheit der Ärzte, ihrer Arbeitszufriedenheit und klinischen Performance können folgen, mit möglichem Einfluss auf die Gesundheit der Patienten. Neonatologische Intensivstationen stellen ein besonderes Arbeitsumfeld dar, mit komplexer, hoch technologisierter Arbeit, charakterisiert durch interdisziplinäre Teams mit überlappenden Aufgabenbereichen, Schichtarbeit sowie Unterbrechungen und Notfällen. Diese Arbeit soll als erste objektive Tätigkeitanalyse inklusive der Erfassung von Anforderungen, Ressourcen und Auswirkungen der Arbeit die bisher fehlenden Daten von Ärzten in der Neonatologie bieten. Methoden: In einer Echtzeitanalyse wurden 15 Ärzte einer Level 1-NICU für 60 Tage in Früh- und Spätschicht begleitet, alle ausgeübten Tätigkeiten erfasst und vorher festgelegten Haupt- und Unterkategorien zugeordnet. Dabei erlaubte das Zeiterfassungsprogramm die gleichzeitige Dokumentation von zwei Tätigkeiten. Zusätzlich erfolgte eine Untersuchung psychosozialer Aspekte am Arbeitsplatz per Fragebogen. Ergebnisse: Insgesamt wurden 550 Stunden Haupttätigkeiten und 100 Stunden Nebentätigkeiten erfasst, durchschnittlich 9 Stunden täglich. Die zeitaufwändigste Tätigkeit war Kommunikation (3 Stunden), v.a. unter Ärzten, gefolgt von indirekter Patiententätigkeit/ Administration (2 Stunden) und direkter Patiententätigkeit (1,5 Stunden). Sowohl Kommunikation als auch indirekte Patiententätigkeit/ Administration korrelierten negativ mit der insgesamt guten Arbeitszufriedenheit (MW 67 von 100). Besondere Belastungen stellten emotionale Anforderungen (MW 66) und der ArbeitFamilie Konflikt (MW 63) dar. Mehr als 50 % der Ärzte galt als Burnout-gefährdet bei großer Bedeutung der Arbeit (MW 83) und hohem Gemeinschaftsgefühl (MW 81). Es fanden sich negative Korrelationen der Anforderungen sowie positive Korrelationen im Bereich der Ressourcen mit der Arbeitszufriedenheit. XIV Diskussion: Erstmals konnte objektiv der ärztliche Alltag einer Neonatologie dokumentiert werden, der neben langen Arbeitszeiten v.a. geprägt ist von Kommunikation und indirekten Patiententätigkeiten. Eine Aussage zur Qualität der Kommunikation kann nicht getroffen werden, aber auch aufgrund der negativen Korrelation mit der Arbeitszufriedenheit ist eine Verbesserung der Kommunikation notwendig. Trotz hoher Anforderungen liegt die Arbeits- und Lebenszufriedenheit über dem Durchschnitt, allerdings ist die hohe Burnout-Gefährdung der Ärzte bedenklich. Die Arbeit bestätigt die Verknüpfung der Arbeitszufriedenheit mit Tätigkeitsabläufen sowie psychosozialen Aspekten in der Neonatologie und zeigt Ansatzpunkte zur Verbesserung auf. Weitere untereinander vergleichbare Studien, die die Beanspruchungen der Arbeit sowie den Erfolg von Änderungen der Organisationsstrukturen und Arbeitsmodelle auf das Personal von neonatologischen Intensivstationen und deren Patienten erforschen, sind notwendig.
Introduction: Processes of economisation and optimisation have characterized our health system over the last years. Simultaneously, medical staff complains of increasing burdens - long hours, overtime, understaffing and increasing work-family-conflicts as well as work processes themselves, including increasing administration and less direct patient work. Disruptions in physicians' physical and mental health as well as their work satisfaction and clinical performance may be a result, with potential impact on patients’ health. Work at a NICU is complex, highly technological and characterised by interdisciplinary teams with overlapping range of tasks, shift work, interruptions and emergencies. Data is limited, aim of this study is to provide a first objective task analysis and assessment of demands, resources and effects of work at a NICU. Methods: For real-time task analysis 15 Level III-NICU physicians were accompanied for 60 days in early and late shifts. Recorded tasks, maximum 2 tasks simultaneously, were assigned to main task categories and sub-categories. Additionally, physicians were asked about some psychosocial aspects of their work. Results: A total of 550 hours of main activities and 100 hours of secondary tasks were recorded, on average 9 hours daily. Most time-consuming main activity was communication (3 hours), followed by indirect care/ administration (2 hours) and direct patient care (1,5 hours). Communication and indirect patient care/ administration showed a negative correlation to physicians´ overall good job satisfaction (mean 67 of 100). Emotional demands (mean 66) and work-family conflict (mean 63) were particularly burdensome. More than 50 % of physicians showed a risk for burnout, despite a high meaning of work (mean 83) and sense of community (mean 81). Negative correlations for demands and positive correlations for resources with job satisfaction were shown. Discussion: This study shows a first objective analysis of a neonatologist´ daily routine which apart from long working hours is primarily characterized by communication and indirect patient activities. Quality of communication cannot be assessed; however, along with the negative correlation with job satisfaction improvement of communication is necessary. Despite high demands, satisfaction with work and life is above average; however, physicians´ risk for burnout is alarming. Our work confirms the correlation of job satisfaction with work processes, demands and resources in neonatology and shows basic approaches for improvement. Further studies are needed to investigate workloads and success of changed organizational structures and working models for staff and their patients at a NICU.