Die Zulassung neuer, gezielt wirkender antiviraler Medikamente (direct acting antivirals, DAA) hat die Therapieoptionen bei der chronischen Hepatitis C Infektion deutlich verbessert. Patienten können nun Interferon-frei und damit deutlich nebenwirkungsärmer behandelt werden. Es ist nun auch erstmals möglich, den Effekt der Infektion auf neurologische Symptome wie kognitive Defizite ohne Konfundierung durch die Nebenwirkungen des Interferons zu untersuchen. Hepatitis C-assoziierte kognitive Defizite betreffen auch Patienten, die nicht an einer fortgeschrittenen Lebererkrankung oder einer hepatischen Enzephalopathie leiden. Eine besondere Risikopopulation stellen mit dem Humanen Immundefizienzvirus (HIV) koinfizierte Patienten dar. Von diesen Patienten sind bis zu 60% von HIV-assoziierten kognitiven Defiziten (HAND) betroffen. Auch der Schweregrad der bestehenden Defizite ist bei diesen Patienten höher als bei Patienten mit einer HIV-Monoinfektion. Die Gruppe der HCV-/HIV-koinfizierten Patienten könnte somit besonders von einer HCV-Eradikation profitieren. Durch die Einführung der DAAs ist es erstmals möglich, den Effekt einer HCV-Eradikation auf die kognitive Leistung ohne Beeinflussung durch mögliche Nebenwirkungen der Interferontherapie zu untersuchen. Insgesamt 22 Patienten (8 HCV+, 14 HCV+/HIV+) konnten in diese Pilotstudie eingeschlossen werden. Die Kohorte bestand aus ausgewählten Patienten ohne weitere Komorbiditäten wie Leberfibrose/-zirrhose, Substanzabhängigkeit und zerebrale Vorerkrankungen und ohne Substanzabusus, die in infektiologischen Schwerpunktpraxen rekrutiert wurden. Wir führten eine longitudinale Analyse der Leistung in einer standardisierten neuropsychologischen Testung durch, an der alle Patienten vor Beginn einer Interferon-freien HCV-Therapie und 12 Wochen nach Therapieende teilnahmen. Als sekundäre Endpunkte wurden Ausprägung der Fatigue-Symptomatik, Lebensqualität und Depressivität erfasst. Für die Baseline-Testung standen die Daten einer Kontrollgruppe von 30 HIV-/HCV-negativen Probanden zur Verfügung. Für die Auswahl der neuropsychologischen Testverfahren maßgeblich war die Abbildung der kognitiven Domänen, die gemäß den Frascati-Kriterien bei HIV-Patienten untersucht werden müssen, um die Diagnose HAND stellen zu können ([visuelles] Gedächtnis/Lernen, Aufmerksamkeit, Sprache, Informationsverarbeitung, Feinmotorik, Exekutivfunktionen). Depressivität, Lebensqualität und Fatigue-Symptomatik wurden mittels Fragebögen erfasst. Die kognitive Leistung in der Gruppe der HCV-infizierten Patienten war vor Therapiebeginn signifikant schlechter als die Leistung in der HCV-negativen Kontrollgruppe. Vor Therapiebeginn war bei 54.5% der HCV-positiven Patienten ein kognitives Defizit nachzuweisen. Die Follow-up Analyse zeigte signifikante Verbesserungen in den Domänen visuelles Gedächtnis/Lernen, Exekutivfunktionen, semantische Wortflüssigkeit, Verarbeitungsgeschwindigkeit und Feinmotorik. In den Domänen verbales Lernen, phonematische Wortflüssigkeit und Aufmerksamkeit/Arbeitsgedächtnis zeigten sich keine Veränderungen. Die Fatigue-Symptomatik und Lebensqualität verbesserten sich signifikant. Die Studienergebnisse stützen die Hypothese, dass eine HCV-Eradikation durch Interferon-freie Therapien zu einer Verbesserung bestehender kognitiver Defizite führt. Folgestudien müssen zeigen, ob kognitive Defizite bei HCV-infizierten Patienten möglicherweise eine neue Therapieindikation darstellen.
Approval of direct-acting antivirals (DAA) against the hepatitis C virus (HCV) has dramatically changed the management of HCV infection due to high cure rates and a favorable safety profile. Their influence on neurologic aspects is notably relevant, as studies demonstrated active HCV replication within the CNS and alterations in cerebral metabolism consistent with neuroinflammatory conditions. These findings may be causative for cognitive deficits in HCV-infected patients. Similar impairment has been demonstrated in patients coinfected with HIV, with a prevalence as high as 60%. Therefore, these patients may particularly benefit from HCV eradication. To date, studies addressing the issue of reversibility of cognitive deficits after HCV therapy are based on Interferon treatment, which itself can cause persisting cognitive impairment. With the approval of DAAs, an Interferon-free HCV therapy has become available. Whether HCV-associated cognitive deficits are indeed reversible after HCV eradication remains unsolved to date. To tackle this issue for the first time, we conducted a pilot study to perform a longitudinal analysis of cognitive performance of 22 patients (8 HCV+, 14 HCV+/HIV+) who completed neuropsychological testing before starting and at week 12 after an Interferon-free therapy for chronic HCV infection. Test selection was based on international recommendations for the evaluation of cognitive deficits in patients with HIV-associated neurocognitive disorder (HAND). Tests covered the domains verbal learning, visual learning/memory, attention/working memory, executive function, processing speed and motor function. Depression, fatigue and mental health were assessed as patient reported outcomes. At baseline, 54.5% of the patients met the criteria for cognitive impairment. Follow-up analysis revealed significant improvements in the domains visual memory/learning, executive functions, semantic verbal fluency, processing speed and motor skills but not in verbal learning, phonemic verbal fluency and attention/working memory. Fatigue and mental health significantly improved at follow-up. These findings indicate that successful DAA treatment leads to cognitive improvements in several domains measured by standard neuropsychological testing. In summary, DAA treatment seems to have a positive effect on some cognitive domains and leads to mental health and fatigue improvement in HCV-infected patients. Further studies are needed to clarify whether cognitive impairment may represent a new treatment indication for HCV therapy.