Sexualsteroide sind essentiell für eine erfolgreiche Fortpflanzung. Sie beeinflussen die Gametogenese, die Ausprägung der sekundären Geschlechtsmerkmale, Trächtigkeiten und vieles mehr. Obwohl prinzipiell diese Funktionen für alle Säugetiere identisch sind, gibt es Artunterschiede, die sich unter anderem bei ihrer Synthese als auch Rezeption widerspiegeln. Die Katzenartigen (Felidae) gehören zu den am stärksten bedrohten Tierarten, deshalb ist die Erforschung der Reproduktion und insbesondere der hormonellen Synthese und Regulation eine essentielle Voraussetzung für die Entwicklung von Verfahren der assistierten Reproduktion. Die Hauskatze dient als Modell, bei dem grundlegende, also auch molekulare Untersuchungen durchgeführt werden können. Die gewonnenen Erkenntnisse können vergleichend an anderen Felidae validiert werden, bei denen in der Regel ein limitierter Zugang zu Proben besteht. In den dieser Habilitationsschrift zugrunde liegenden Forschungsarbeiten wurden ausgewählte reproduktive Organe und Gewebe der Hauskatze hinsichtlich ihrer Kapazität zur Synthese und Rezeption von Sexualsteroiden näher charakterisiert. Vergleichend wurden Untersuchungen an Gelbkörpern von Luchsen durchgeführt. In fetalen Gonaden der Hauskatze konnte der auch bei anderen Spezies zu beobachtende Geschlechterunterschied bezüglich der Kapazität zur Steroidproduktion bestätigt werden. Die meisten der untersuchten steroidogenen Enzyme wiesen in den männlichen Proben eine vielfach höhere Expression auf mRNA-Ebene auf als in den weiblichen fetalen Gonaden gleichen Alters. Die Expression von Rezeptoren der Sexualsteroide konnte ebenfalls nachgewiesen werden, auch hier gab es teilweise Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Bei Luchsen gibt es das Phänomen der funktionell aktiven persistierenden Gelbkörper, welches am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung intensiv untersucht wird. Parallel zu der Charakterisierung der persistierenden Gelbkörper von Luchsen, wurden auch die Gelbkörper von Katzen untersucht. Durch unsere Studien wurden verschiedene Gelbkörperstadien genauer charakterisiert und potentielle Kandidaten, die zur Persistenz von Gelbkörpern von Luchsen beitragen könnten, wie beispielsweise Östrogen, identifiziert. Die Untersuchungen an der Plazenta der Hauskatze haben aufgezeigt, dass hier die Sexualsteroidproduktion der Plazenta zwar nicht in erheblichem Umfang zu den Serumprofilen beiträgt, aber ihre Progesteron- und Östradiolproduktion kurz nach Mitte der Trächtigkeit deutlich ansteigt. Diese erhöhte Hormonproduktion der Plazenta scheint somit sehr wichtig für den Erhalt der Trächtigkeit zu sein, denn ungefähr zur gleichen Zeit treten Gelbkörper der Trächtigkeit in die Regressionsphase ein. Das Studium von verschiedenen Entwicklungsstadien des Katzenhodens bot einerseits den Vorteil, dass die entwicklungsabhängige Kapazität zur Steroidsynthese analysiert werden konnte. So wurde beispielweise die für Synthese von Östrogenen erforderliche Aromatase in Testes der Katze sowohl auf mRNA- als auch auf Proteinebene erst ab der Pubertät nachgewiesen. Andererseits war es aber auch möglich, aufgrund der Lokalisation von Rezeptoren Rückschlüsse auf die potentielle Beteiligung von Sexualsteroiden an der Regulation bestimmter Abschnitte der Spermatogenese oder auch der Steroidsynthese selbst zu ziehen. Die Ergebnisse unserer Studien legen die Basis für weiterführende Untersuchungen zu Steroiden, ihrem Metabolismus und ihrer Wirkungsweise in Katzenartigen.