This dissertation addresses the self of people with everyday multiple language use. As the self arises from the social interactions of everyday life, we assume that everyday multiple language use is reflected in the representation of the self. Conducting five empirical studies, we investigate our theoretical assumptions about a language-dependent self-representation and its positive emotional and motivational consequences. In Study 1 and Study 2, we conducted secondary analyses of existing data on bilingual immigrant school students in Germany to investigate the impact of everyday multiple language use on spontaneous accessibility of self-knowledge. Findings from Study 1 showed that for students who typically speak German only when at school but not when at home, self-knowledge bound to the school-context was more easily accessible and self-knowledge bound to the home-context less easily accessible than for students speaking German across contexts. Analogously, findings from Study 2 showed that students who typically speak German only when at school accessed two more distinguishable sources of self-esteem, in terms of affective components of self-knowledge related to the school and family context, than students who speak German also when at home, when asked in the German-speaking context of the school. In order to more directly assess the extent to which individuals’ different self-aspects are represented in different languages, i.e. compartmentalized along language lines, we introduce a newly developed bilingual version of a self-descriptive trait sorting task which we test with school students speaking English and Norwegian in Study 3. Applying the newly introduced procedure in Study 4, we assess the extent of compartmentalization along language lines in international university students who due to staying abroad currently used multiple languages in everyday life and examined the relation to their affective response towards negative bogus feedback. Findings revealed that participants’ variation in self-esteem was small when participants had chosen traits in both of their languages for their self-description in comparison to participants who had used traits in one language only in the bilingual trait sorting task. Findings from an experiment presented in Study 5, showed how accessing self-knowledge in an open self-description task in a language other than German helped participants of an online survey to buffer self-esteem threats caused by negative bogus feedback and, consequently, showed higher levels of self-esteem and more motivation to work on a second test than participants who described themselves in German after having received negative feedback in German. Taken together, our findings indicate that language offers an organizing principle for self-knowledge representation, which positively effects emotion and motivation in self-threatening situations. Based on our findings, we propose that everyday multiple language use should be considered as a potential resource for the self and discuss possible implications of our conclusion regarding theory and practice.
Gegenstand dieser Dissertation ist das Selbst von Personen, die im Alltag mehrere Sprachen verwenden. Da das Selbst aus sozialen Interaktionen des alltäglichen Lebens hervorgeht, gehen wir davon aus, dass sich die Verwendung mehrerer Sprachen im Alltag in der Repräsentation des Selbst niederschlägt. In fünf empirischen Studien überprüfen wir unsere theoretisch hergeleiteten Annahmen über eine sprachabhängige Selbstrepräsentation und die daraus resultierenden positiven Konsequenzen für Emotion und Motivation. In Studie 1 und Studie 2 führen wir Sekundäranalysen vorhandener Daten von mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund in Deutschland durch, um den Einfluss von Sprachverwendung auf die spontane Zugänglichkeit von Selbstwissen zu zeigen. In Studie 1 ergibt die Auswertung einer offenen Selbstbeschreibungsaufgabe, welche im deutschsprachigen Kontext Schule in Deutsch durchgeführt wurde, dass Schülerinnen und Schüler, die zuhause eine andere Sprache als Deutsch sprechen, spontan stärker auf schulbezogenes Selbstwissen und weniger auf Selbstwissen, welches sich auf den Kontext Zuhause bezog, zugriffen, als Schülerinnen und Schüler, die auch Zuhause Deutsch sprechen. Analog können wir in Studie 2 zeigen, dass Schülerinnen und Schüler, die Zuhause eine andere Sprache als Deutsch sprechen, auf zwei stärker voneinander unterscheidbare Quellen von Selbstwert zugreifen, wenn sie im deutschsprachigen Kontext Schule danach gefragt werden. In Studie 3 setzen wir eine neu entwickelte bilinguale Version einer Traitadjektiv-Sortieraufgabe zur Selbstbeschreibung ein und erproben dadurch, das Ausmaß der Sprachabhängigkeit in der Selbstrepräsentation Englisch-Norwegisch-sprechender Schülerinnen und Schüler direkt zu erfassen. In Studie 4 untersuchen wir den Zusammenhang zwischen der emotionalen Reaktion auf negatives Bogus-Feedback und dem Ausmaß der compartmentalization along language lines von internationalen Studierenden, die aufgrund ihres Auslandsaufenthaltes im täglichen Leben unterschiedliche Sprachen verwenden, welches mithilfe des in Studie 3 vorgestellten neuen Verfahrens erfasst wurde. Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Veränderung im Selbstwert gering war, wenn die Teilnehmenden Traitadjektive in ihren beiden Sprachen zur Selbstbeschreibung gewählt hatten, während bei Teilnehmenden, die ausschließlich Traitadjektive in einer Sprache für ihre Selbstbeschreibung gewählt hatten, stärkere Veränderungen im Selbstwert gezeigt werden konnten. Die Ergebnisse eines Experiments, welches wir in Studie 5 präsentieren, zeigen, wie der Zugriff auf Selbstwissen in einer offenen Selbstbeschreibungsaufgabe in einer anderen Sprache als Deutsch den Teilnehmenden einer Online-Befragung dabei half, eine durch Bogus-Feedback ausgelöste Selbstwertbedrohung abzuschwächen und in der Folge ein höheres Selbstwertgefühl und mehr Motivation zur Bearbeitung eines zweiten Tests angaben, als Teilnehmende, die sich nach dem in Deutsch präsentierten negativen Feedback in Deutsch beschrieben. Zusammengefasst zeigen unsere Ergebnisse, dass Sprache ein Organisationsprinzip für die Repräsentation von Selbstwissen bietet, welches mit positiven emotionalen und motivationalen Konsequenzen in selbstwertbedrohlichen Situationen einhergeht. Auf der Grundlage unserer Befunde plädieren wir dafür, die alltägliche Verwendung mehrerer Sprachen als eine potentielle Ressource für das Selbst zu verstehen und erörtern mögliche Implikationen unserer Schlussfolgerung für Theorie und Praxis.