Zusammenfassung: Vorliegende Arbeit untersucht Einsatz und Wirken der Allegorie im filmischen Werk Pier Paolo Pasolinis und legt dabei besonderes Augenmerk auf das Wechselspiel von textueller Abstraktion und filmischer Konkretion. In der kritischen Literatur zu Pasolinis filmischem Werk fällt der Begriff der Allegorie häufig. Doch obwohl die Allegorie als eine von Pasolinis grundlegenden poetischen Figuren erkannt wird, werden Begriff und Einsatz der Allegorie kaum näher analysiert. Dies holt diese Arbeit nach und setzt damit zugleich an jenem Aspekt von Pasolinis Filmen an, der nach wie vor als einer der interessantesten seines Werkes gilt: Pasolinis außergewöhnliche Zusammenführung einer überladenen, exponierten Zeichenhaftigkeit auf der einen Seite mit einer irreduziblen und emphatischen Körperlichkeit auf der anderen. Ausgehend von einem Überblick über die Geschichte der Allegorie und ihrer kontroversen Bestimmungen in Kunst-, Literatur- und Filmwissenschaften, arbeite ich im ersten Kapitel ein für den Film geeigneten Allegoriebegriff heraus. Darauf folgt eine Untersuchung von Pasolinis filmtheoretischen Schriften nach Anschlusspunkten für eine allegorische Praxis. Detaillierte Analysen der Filme Accattone (1961), Uccellacci e Uccellini (1966) und Porcile (1969) zeigen anschließend die Konsistenz, mit der sich Pasolini der Allegorie bedient hat, und geben zugleich Einblick in die Bandbreite, in der die Allegorie im Film wirken kann.
Abstract: This dissertation examines the allegorical practice in the films of Pier Paolo Pasolini, paying special attention to the question of textual abstraction and filmic concreteness. While critics often use the term allegory or allegorical when discussing Pasolini’s films, and even acknowledge the fundamentally allegorical nature of his poetical outlook in general, they rarely engage further in what this actually means. The allegorical mode more often than not is taken as a known term or, when explained further, reduced to only some of its aspects. In the following, I will start with a historical overview of the practice and aesthetic discussions of allegory and distill from it a definition of allegorical practice suited particularly to film. I will then analyze to what extent Pasolini’s own writings on cinema can be seen to reflect his allegorical practice. Detailed analyses of the films Accattone (1961), Uccellacci e Uccellini (1966) und Porcile (1969) subsequently show how consistently Pasolini employed allegory, and how differently it can be put into filmic play.