Einleitung: Gemeinsames Ziel der hier vorgestellten Arbeiten war die Entwicklung, online-Implementierung und Evaluierung einer international, interprofessionell und interdisziplinär einsetzbaren Curriculumskarte, welche verschiedene Empfehlungen bzgl. der kompetenzbasierten, medizinischen Ausbildung synthetisiert und Widersprüche zwischen diesen auflöst. Gleichzeitig sollten kritische Punkte bei der Entwicklung kompetenzbasierter, lernerzentrierter Curricula identifiziert und Konzepte zur Lösung dieser Probleme erarbeitet und evaluiert werden. Inhaltliche und organisatorische Aspekte der Curriculumsentwicklung und -kartierung sollten dabei gleichberechtigt nebeneinander stehen, damit die ordnungsgemäße Umsetzung der geplanten Curricula weder die Forschung noch die Krankenversorgung beeinträchtigt. Methoden: Auf Basis eines studentischen Needs-Assessments wurde die Curriculumskarte konzipiert und gleichzeitig eine Webplattform („LOOOP“) entwickelt, mit deren Hilfe diese Karte abgebildet werden konnte. Anschließend wurde die Karte schrittweise in LOOOP implementiert und die Auswirkungen auf Unterrichtsqualität und Prüfungsleistungen sowie das Nutzerverhalten evaluiert. Parallel zu dieser Implementierung wurde zur Unterstützung des selbstbestimmten Lernens ein computerbasierter Test zur Messung der medizinischen Entscheidungskompetenz („ASCLIRE“) entwickelt und evaluiert, um den Studierenden ein Feedback zu dieser Schlüsselkompetenz der medizinischen Ausbildung geben zu können. Zur semantischen Navigation durch das Curriculum wurde im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche die am besten geeignete Ontologie identifiziert. Im Vorfeld der Einführung des nationalen, kompetenzbasierten Lernzielkatalogs Medizin (NKLM) wurde das studentische Peer-Teaching-Programm der Charité gegen ein nationales Rahmenwerk kartiert und dabei der Prozess der Kartierung analysiert. Zur Sicherstellung der Verfügbarkeit geeigneter Patientinnen und Patienten für den klinischen Unterricht wurde ein Algorithmus entwickelt und evaluiert, der mit Hilfe der im Krankenhausinformationssystem hinterlegten Patientendiagnosen den Unterricht am Krankenbett bestmöglich zwischen geeigneten Kliniken verteilt. Um den Studierenden den optimalen Kompetenzerwerb auf dem Gebiet der klinischer Untersuchungstechniken bei gleichzeitiger Entlastung der Kliniken, Patientinnen und Patienten zu ermöglichen, wurden am Beispiel der Untersuchung der weiblichen Brust verschiedene, patientenferne Unterrichtsmethoden zum Erwerb klinischer Handlungskompetenz verglichen. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die entwickelte Curriculumskarte bildet alle von verschiedenen Autoren empfohlenen Aspekte ab und setzt diese in Bezug zueinander. Der Einsatz führte zu einer von den Studierenden empfundenen signifikanten Verbesserung der Unterrichtsqualität sowie zu verbesserten Prüfungsleistungen. Der Nutzungsgrad des zugehörigen Webinterfaces LOOOP ist sehr hoch mit Steigerungsraten um 100% pro Jahr. Zwei Dozierendenbefragungen an der Charité und an einer unserer Partneruniversitäten ermittelten bzgl. aller Aspekte der Karte positive Einschätzungen. Der ASCLIRE-Test wurde ebenfalls positiv evaluiert: Die Teststruktur ergab im Strukturgleichungsmodell eine hohe Anpassungsgüte und verschiedene Aspekte der Entscheidungskompetenz wurden als teilweise voneinander unabhängige Parameter identifiziert. Die Medical Subject Headings wurden als die am besten geeignete Ontologie identifiziert und nach Anpassungen an die Bedürfnisse der studentischen Ausbildung an allen internationalen Partner-Fakultäten in LOOOP implementiert. Die exemplarische Kartierung eines studentischen Peer-Teaching Curriculums gegen eine Teilmenge des NKLM zeigte unter anderem eine geringe Interrater-Reliabilität im Rahmen der subjektiven Kartierung, so dass wir begonnen haben, im Sinne des Web 3.0 unterstützende Algorithmen für die Kartierung in LOOOP zu implementieren. Der entwickelte Algorithmus zur Optimierung der Patientenverfügbarkeit konnte ca. 70% der ermittelten Probleme lösen und wurde ebenfalls unterstützend in LOOOP integriert. Am Beispiel schambesetzter Untersuchungen konnten wir zeigen, dass das Erlernen an einer Simulationspatientin zu signifikant besseren Prüfungsergebnissen verglichen mit dem Erlernen am Modell führte.