Mit Hilfe der vorliegenden sechs Arbeiten dieser Habilitationsschrift sind neue Erkenntnisse zu Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen stoffgebundenen und stoffungebundenen Süchten erbracht worden. Alkohol und Spielen - same same but different. Hierzu wurden Studien bezüglich Familienanamnese für Alkoholabhängigkeit, Folgen von Rauschtrinken bei Jugendlichen, Nalmefen, einer pharmakologischen Behandlungsmöglichkeit, sowie PET-Studien mit unterschiedlichen Radioliganden zu pathologischem Glücksspiel herangezogen. Es konnte gezeigt werden, dass Probanden mit einer positiven Familienanamnese für Alkoholabhängigkeit im experimentellen i.v.-Alkohol-Selbstverabreichungsverhalten höhere Spiegel als Probanden mit negativer Familienanamnese präferieren. Auch auf Grundlage früherer Studien kann dies ein weiterer wichtiger Aspekt zur Klärung von Faktoren für die spätere Entwicklung einer alkoholbezogenen Störung sein. Eine retrospektive Aktenrecherche zu alkoholintoxikationsbedingten stationären Aufnahmen bei Jugendlichen erbrachte einen Geschlechterunterschied bezüglich alkohol-bedingter Beeinträchtigung (ABB), ein Maß, das einfach aus zwei klinischen Parametern (BAC und GCS) berechnet werden und zur möglichen Beurteilung der Entwicklung einer späteren Alkoholabhängigkeit herangezogen werden kann. Verändertes Belohnungsverhalten als ein Merkmal von Abhängigkeitserkrankungen konnte in einer fMRT-Studie unter Alkoholeinfluss nach einer Einzeldosis Nalmefen bei alkoholabhängigen Probanden ohne Therapiemotivation modifiziert werden. Dies liefert erste Erklärungen für zugrundeliegende neurobiologische Nalmefen-Effekte. Eine 11C-Carfentanyl-PET-Replikations-Studie erbrachte die Bestätigung, dass eine orale pharmakologische Amphetamin-Challenge in Kombination mit 11C-Carfentanyl-PET eine gute Möglichkeit bietet, psychiatrische Erkrankungen, bei denen das Opiatsystem eine zentrale Rolle einnimmt, zu charakterisieren. Auf Grundlage derer konnte mit einer 11C-Carfentanyl-PET-Studie mit Amphetamin-Challenge bei Probanden mit pathologischem Glücksspiel eine gedämpfte endogene Opioid-Freisetzung bei zugleich im Gegensatz zu stoffgebundene Süchten fehlender erhöhter Baseline μ-Opiatrezeptor-Verfügbarkeit nachgewiesen werden. Auch im GABAergen System bei Probanden mit pathologischem Glücksspiel konnten mithilfe von 11C-Ro15-4513-PET Unterschiede zu stoffgebundenen Süchten gezeigt werden. Bei gleichzeitig positiver Korrelation mit stimmungsbezogener Impulsivität zeigte sich im rechten Hippocampus eine erhöhte 11C-Ro15-4513-Bindungsaffinität im Vergleich zu gesunden Probanden. In früheren Studien zu stoffgebundenen Süchten war eine verminderte 11C-Ro15-4513-Bindungsaffinität nachgewiesen worden.