Im Zentrum von John McDowells „Mind and World“ steht die Lösung des skeptischen Dualismus von Denken und sinnlichem Wahrnehmen. Dieser zeigt sich für ihn auch in dem Gegensatz einer kausal verstandenen Natur und eines rationalen Denkens. Die philosophische Methode, der er sich bedient ist „therapeutisch“, womit gemeint ist, dass es ihm nicht darum geht, konstruktive Philosophie zu treiben, sondern Hintergrundüberzeugungen aufzulösen, die zu Dualismen führen. Diese Arbeit versucht McDowells antiskeptisches Projekt zu unterstützen. Dafür jedoch ist seine Konzeption zu kritisieren, da sie auf einem minimalistischen Verständnis von Rezeptivität beruht. McDowells Sichtweise ist fokussiert auf ein Zeigen von etwas, das in der Umgebung eines Denkers liegt. Obwohl diese Sichtweise notwendig ist, um Erfahrung als eine Kraft zu sehen, die es vermag, in Argumentationsketten einzugreifen und den Menschen als begrifflich wahrnehmendes Wesen innerhalb einer diskursiven Tradition zu sehen, impliziert sie auch einen Mangel eines Verständnisses des leiblichem Erfahrens der Welt. Indem Einsichten von phänomenologischen Positionen, wie denen von Hermann Schmitz und Martin Seel berücksichtigt werden, wird das Bild der sinnlichen Welt realistischer, in dem Sinne, dass das Gegebene nicht, wie bei McDowell, als „bare presence“ zu begreifen ist. Es hat seine eigene sensuelle Struktur, die nicht in jeden Fall brauchbar für Argumentationen werden kann, indem sie durch ein Zeigen bestimmt wird. Mit diesen Ergänzungen von McDowells Begriff der Erfahrung ist es nötig, Rezeptivität nicht nur als eine fallible Kraft zu sehen. Sie muss als eine Sensibilität für die Strukturen des Gegebenen begriffen werden. Das führt zu der Frage, wie Erfahrungen als etwas nicht Zeigbares eine Auswirkung auf das Denken haben können. Um diese Frage zu beantworten, ist das Verständnis von konzeptionellen Fähigkeiten genauer zu umreißen. Adornos Idee der „Identifikation“ wird dafür als Orientierung genutzt. Durch dieses präzisiere Verständnis der konzeptionellen Fähigkeiten in Verbindung mit einem umfassenderen Begriff des sinnlichen Wahrnehmens, ist es möglich, McDowells antiskeptische Einsichten zu reformulieren. Es wird dafür argumentiert, die Verbindung von Geist und Welt als direkte zu verstehen, zugleich aber diese Direktheit als unauflösbare Spannung zu begreifen. Die Spannung ergibt sich daraus, dass die Bestimmtheit der Welt durch eine passive, nichtintentionale Wahrnehmung erfasst wird, dass sie aber auch als ein zumindest teilweise zeigbares Etwas identifiziert werden muss. Nur durch diese potenziell reduktive Identifikation ist es möglich, Wahrnehmungen mit dem „Raum der Gründe“ (Sellars) zu verbinden. McDowells Bild von Geist und Welt muss so als ein Zusammenspiel von Leiblichkeit, Artikulation und Begründen gesehen werden. Zuletzt zeigt die Arbeit eine veränderte Perspektive auf die Dualismen von Geist und Welt und Geist und Natur. Das Verständnis der Rezeptivität als einer Sensibilität für das Gegebene führt zu einem Verständnis des Humanen als einer metatierischen Sensibilität und zu einer Sicht auf Tradition und Bildung, die den Leib zu berücksichtigen hat. Aus diesem weiter gefassten Bild der Rezeptivität ergibt sich die Notwendigkeit, ein Verständnis von Weltoffenheit zu entwickelt, dass Unmittelbarkeit als fragile Größe begreift. Weltunmittelbarkeit ist immer bedroht von Traditionen, die einen Mangel an einem Verständnis von sensibler Wahrnehmung besitzen und von einer unausgewogenen Kooperation zwischen Leiblichkeit, Artikulation und Begründen in jedem Akt des Erkennens.
The main consideration of John McDowell´s „Mind and World“ is to dissolve the sceptical dualism between thinking and experience. For McDowell, this dualism is also manifested in the dualism of a causal interpretation of nature and rational thinking. The philosophical methodology he uses is „therapeutic“, meaning that he is not interested in constructive philosophy but in dissolving the underlying beliefs which support dualisms. Whereas this thesis sets out to support McDowells anti-sceptical project, it however offers a critique of his conception because of it´s minimalistic understanding of receptivity. McDowells view on receptivity is focused on pointing towards the presence of something in the surrounding of a thinker. Although this view is necessary to see experience as a force that is able to intervene in a line of argumentative and to understand human receptivity as conceptional embedded into a discursive tradition, it does impliyes a lack of understanding for the bodily experience of the world. By incorporating insights from phenomenologist positions, such as Hermann Schmitz and Martin Seel, the picture of the sensuous world is apprehended so as to make it more realistic, in the sense that the given cannot be conceived as a „bare presence“. It has it‘s own sensuous structure that is not in any case useful for argumentations by pointing to it. Along this expansion of McDowell´s understanding of experience, it is required to apprehend receptivity not strictly as a fallible force. It must be recognized as a sensitivity for the structures of the given. This raises the question of how experiences as something that is not pointable, can have an effect on thinking. To answer this question, a more concrete understanding of conceptual capacities must be developed, for which I use Adorno´s idea of „identification“. Following this more precise appreciation of conceptional capacities in relation to a comprehensive notion of perception, it is possible to reformulate McDowell´s anti-sceptical insights. Here, I provide an argument for how a relationship between mind and world can be seen as direct while simultaneously positing this directness as an unsurmountable tension. This tension ensues from the observation that the structure of the world is perceived through a passive, non-intentional bodily awareness, yet has to identified as well as something partially demonstrable. Only through this potential reductive identification it is possible to connect experiences with the „space of reason“ (Sellars). McDowells picture of mind and world must therefore be seen as a dynamic co-operation between the body, articulation, and reasoning. Finally, the thesis puts forward a modified way of approaching the dualisms between mind and nature and mind and world. The understanding of receptivity as a sensitivity for the given leads to an understanding of human as a meta-animal sensitivity and to a view on tradition and „Bildung“ that has to inherently take in account the body. From this wider picture of receptivity follows the necessity to develop an understanding of the openness to the world which sees immediacy as a fragile relevance. World-directedness is always threatened by traditions that lack a certain ability of sensibility and by a potential unbalanced co-operation between the body, articulation, and reasoning in every act of cognition.