Zusammenfassung
Die Plasmazellleukämie (PZL) ist eine seltene, aber sehr aggressive Plasmazelldyskrasie. Sie ist gekennzeichnet durch einen erhöhten Prozentsatz (>20%) und eine absolute Anzahl (>2 × 10⁹/l) von Plasmazellen im peripheren Blut. Als primär klassifiziert werden Plasmazellleukämien ohne Nachweis von einem früheren Multiplen Myelom (MM) und als sekundär solche, welche ein rezidiviertes oder refraktäres MM in Form einer leukämischen Ausschwemmung zeigen. Aus biologischer Sicht sind daher das MM, die primäre sowie die sekundäre PZL verschieden. Die primäre PZL stellt von Anfang an eine eindeutige Einheit dar, während die sekundäre PZL gekennzeichnet ist durch eine mehrstufige Akkumulation von Merkmalen, hervorgehend aus fortgeschrittenem, rezidiviertem oder refraktärem MM. Aus heutiger Sicht ist die Erkrankung einer Plasmazellleukämie mit einer kurzen Remission und einer schlechten Prognose verbunden. Grundsätzlich ist daher ein detailliertes Verständnis über Pathogenese, Inzidenz und Verlauf einer Plasmazellleukämie für erfolgreiche Therapien notwendig. Bisherige Studien haben gezeigt, dass die Einführung von Autologer- bzw. Allogener-Stammzelltransplantation (Auto-, Allo-SZT) und Bortezomib-basierter Therapie, sowie Agentien wie Lenalidomid, das Gesamtüberleben (Overall Survival-OS) signifikant verlängern können. In der vorliegenden Arbeit analysieren wir retrospektiv Daten von 54 Patienten aus 6 Zentren, welche im Zeitraum von 1995 bis 2012 an einer Plasmazellleukämie erkrankten und behandelt wurden. Diese Patienten präsentierten sich in unterschiedlichen Stadien und mit verschiedenen Vortherapien. Es war möglich, eine breite Auswahl an verschiedenen Patientencharakteristika zu erfassen und deren Einfluss auf Langzeitergebnisse zu untersuchen. Trotz einiger Anzeichen für eine moderate Verbesserung des OS mit einer Plasmazellleukämie in der letzten Dekade haben wir eine im Vergleich zu MM-Patienten immer noch schlechtere Prognose bestätigt. Die vorliegende Studie zeigt, dass die Durchführung einer Stammzelltransplantation zu einer signifikanten Verbesserung des OS gegenüber konventioneller Chemotherapie führt. Die Studie zeigt aber auch, dass auf die Durchführung einer konventionellen Chemotherapie nicht verzichtet werden kann. Die zukünftige Entwicklung weiterer Wirkstoffe und die Identifizierung therapeutisch prädiktiver Biomarker werden voraussichtlich zu einer individuelleren gezielten Behandlung führen, die Wirksamkeit erhöhen und die Toxizität minimieren. Nichtsdestotrotz besteht die dringende Notwendigkeit von prospektiven, multizentrischen Studien mit dem Ziel einer Verbesserung der Behandlungsergebnisse und des Überlebens der Patienten.
Plasma cell leukemia (PCL) is a rare, yet very aggressive plasma cell dyscrasia. It is characterized by an increased percentage (> 20%) and an absolute number (> 2 × 10⁹ / l) of plasma cells in the peripheral blood. PCL without evidence of prior multiple myeloma (MM) are classified as primary, while prior recurrent or refractory MM in the form of a leukemic blood panel are classified as secondary. Thus, from a biological point of view, MM, primary PCL and secondary PCL are different entities. Primary PCL denotes a clearly defined disease pattern from the very outset, whereas secondary PCL is characterized by a multilevel accumulation of features, resulting from advanced, recurrent or refractory MM. From the current perspective, plasma cell leukemia is associated with a short remission and portends a dismal prognosis. Therefore, a detailed understanding of the pathogenesis, incidence and progression of plasma cell leukemia is essential for successful therapies. Previous studies have shown that the introduction of autologous- or allogeneic-stem cell transplantation (auto-, allo-SCT) and Bortezomib-based therapy as well as agents such as Lenalidomide can significantly extend overall survival (OS). In this study, we retrospectively analyze data of 54 patients from 6 centers, who were affected and treated with plasma cell leukemia in the period from 1995 to 2012. These patients presented themselves in different stages and with varied pre-therapies. It was possible to record a wide range of different patient characteristics and to examine their influence on long-term results. Despite some indications towards a moderate improvement in the OS within the last decade with plasma cell leukemia, we confirmed a still worse prognosis as compared to MM patients. The present study shows that carrying out a stem cell transplant leads to a significant improvement in the OS compared to conventional chemotherapy. The study also shows that the use of conventional chemotherapy can not be dispensed with. Future developments of additional agents as well as the identification of therapeutically predictive biomarkers is expected to lead to a more personalized targeted treatment that increases efficacy and minimizes toxicity. Nevertheless, there is an urgent need for prospective, multicentric studies which aim towards improving treatment outcomes and the survival of these patients.