Einleitung: Der plötzliche Tod ist in den Industrienationen eine der häufigsten natürlichen Todesursachen von Erwachsenen. Die Mehrzahl dieser Todesfälle ist durch kardiale Ursachen bedingt und wird als „Plötzlicher Herztod“ bezeichnet. Die WHO definiert den plötzlichen Herztod als den Tod, der innerhalb einer Stunde nach Beginn der Symptome eintritt. Der plötzliche Herztod ist häufig die Erstmanifestation einer Herzkreislauferkrankung, die Todesursache lässt sich vielfach nur durch eine Obduktion aufklären. Der Nachweis früher Herzmuskelzellnekrosen als Folge einer ischämischen Schädigung des Myokards kann jedoch bei der kurzen Überlebenszeit mit herkömmlichen Methoden nicht erbracht werden. Zielstellung: Das Ziel der Studie bestand darin, Methoden zur postmortalen Diagnostik früher Myokardnekrosen zu eruieren und hinsichtlich ihrer praktischen Anwendung und Reproduzierbarkeit in der klinischen und forensischen Pathologie zu prüfen. Methoden: Für die Pilotstudie wurden die HBFP-Färbung nach Lie, die modifizierte Luxol-Fast-Blue (LFB)-Färbung nach Arnold sowie eine immunhistochemische Reaktion mit dem Komplement-Antikörper C9c angewendet und mit der HE-Färbung als Standardmethode verglichen. Die Auswahl der Fälle erfolgte durch eine systematische Archivanalyse von zwei pathologischen und einem rechtsmedizinischen Institut. In die Studie wurden Fälle mit einer akuten kardialen Todesursache und einer Überlebenszeit von weniger als 6 Stunden einbezogen. Dabei wurden auch äußere Faktoren wie die postmortale Liegezeit und die Art der Gewebefixierung berücksichtigt. Die Schnittpräparate wurden lichtmikroskopisch begutachtet und semiquantitativ ausgewertet. Ergebnisse: Von den insgesamt 128 Fällen wurden bei der HE-Färbung in 95 Fällen (74,2%) keine frühen Herzmuskelzellnekrosen nachgewiesen. Dies gelang jedoch in 26 Fällen (20,3%) dieser 95 Fälle bei Anwendung der Immunhistochemie mit dem Antikörper C9c. Die Lie-Färbung zeigte in 55 Fällen (57,9%) der 95 negativen HE-Fälle Muskelzelluntergänge an, von denen aber nur 12 Fälle immunhistochemisch bestätigt wurden. Mit der modifizierten LFB-Färbung waren frühe Herzmuskelzellnekrosen oft nicht von vitalen Zellen abzugrenzen. Immunhistochemisch konnten bei Verstorbenen mit einer Liegezeit von bis zu 8 Tagen post mortem positive Befunde erhoben werden. Schlussfolgerungen: Immunhistochemisch wurden in signifikant mehr plötzlichen Herztodesfällen (n=52, 40,6%) Einzelzell- und Gruppennekrosen nachgewiesen als mit der HE-Färbung (n=33, 25,8%). Die beiden histologischen Spezialfärbungen erwiesen sich als methodisch aufwendiger und weniger sensitiv (Lie-Färbung) oder als nicht selektiv und somit unspezifisch (modifizierte LFB-Färbung nach Arnold). Im Gegensatz dazu lieferte die standardisierte, automatisch und routinemäßig durchführbare C9c-Immunhistochemie aufgrund der kräftigen Immunreaktivität eindeutige, reproduzierbare und wegen der simultanen internen Kontrolle (Immunreaktivität von Gefäßwänden) objektive Ergebnisse. Die immunhistochemische Methode eignet sich zum Nachweis früher Herzmuskelzelluntergänge in der postmortalen Diagnostik des plötzlichen Herztodes.
Introduction: Sudden death is amongst the most common natural causes of death in adults in industrialized nations. The majority of these cases have a cardiac cause and are termed “Sudden cardiac death”. The WHO definition specifies an interval of at most 1 hour between the onset of symptoms and death. Sudden cardiac death is often the first manifestation of cardiovascular disease and autopsy is needed for confirmation. It is not possible, using conventional techniques, to demonstrate early-stage myocardial necrosis, as evidence for ischemic damage to the heart, within this short survival time.
Aims: The study’s aim was the examination of alternative methods for postmortal diagnosis of early myocardial necrosis and the testing of the most common with respect to their practical applicability and reproducibility in clinical and forensic pathology.
Methods: Lie’s HBFP-staining, Arnold’s modified Luxol Fast Blue (LFB) histologic staining together with the C9c-immunoreactivity were compared to standard HE stains. A systematic investigation of the archives of two clinical and one forensic pathology department was performed to retrieve suitable cases with cardiac causes of death. Only cases with a suspected or known survival time of less than 6 hours were included. Postmortal delays in the examination and tissue fixation methods were considered as relevant external factors. Tissue sections were examined with a light microscope and semiquantitatively evaluated.
Results: From a total of 128 cases, 95 cases (74,2%) showed no sign of fresh myocardial necrosis under HE staining. In 26 (20,3%) of these, heart muscle cell necrosis was demonstrated with the C9c immunostain. Lie’s stain marked sites of cell death in 55 cases (57,9%), of these only 12 could be immunohistochemically confirmed. By using the modified LFB staining early heart muscle cell necrosis could not be distinguished from vital cells in the most of the cases. The immunostaining yielded positive results up to 8 days after death.
Conclusion: The C9c-immunostaining demonstrated single cell and group necrosis in significantly more cases (n=52, 40,6%) than HE staining (n=33, 25,8%). The special histologic stains proved to be either technically complex and less sensitive (Lie’s stain) or unselective and unspecific (Arnold’s modified LFB stain). In contrast the standardized, automatically and routinely applied C9c immunhistochemistry gave clear and reproducible results since it showed a marked immunoreactivity and was objectively interpretable due to the internal control (vascular wall reactivity). The immunohistochemical method is suitable to provide evidence of early heart muscle cell damage for the postmortal diagnosis of sudden cardiac death.