Einleitung: Die fortlaufende Akademisierung in der Physiotherapie hat nicht nur ein sich veränderndes Kompetenzgefüge in dieser Berufsgruppe zur Folge, sondern auch eine Erweiterung der Anforderungen innerhalb der Patientenversorgung. Hierzu zählt zunehmend auch die Fähigkeit der Durchführung und Interpretation strukturierter Assessments und diagnostischer Verfahren. Aus diesem Grund untersucht diese Dissertation exemplarisch, welche Voraussetzungen, Möglichkeiten und Grenzen für die Durchführung und Vermittlung strukturierter Untersuchungsergebnisse in der physiotherapeutischen Arbeit existieren. Methodik: Drei Publikationen aus zwei Studien wurden in diese Dissertation einbezogen. Die erste der beiden Studien verfolgte einen qualitativen Ansatz zur Identifizierung fördernder und hemmender Faktoren für die Implementierung und Weiterentwicklung integrierter Versorgungsstrukturen in der Geriatrie. Im Rahmen dieser Studie wurden 15 teilstrukturierte Interviews mit verschiedenen Angehörigen der Gesundheitsberufe durchgeführt. Bei der zweiten Studie handelte es sich um eine MPG-Prüfung zur Validierung eines sensorbasierten Stuhls zur automatisierten Durchführung des Timed-Up&Go (TUG) Tests. In diese Studie wurden 100 ältere Menschen mit funktionellen Einschränkungen einbezogen. Die Ergebnisse dieser Studie dienten zum einen der Validierung der Messvorrichtung sowie zum anderen im Rahmen einer sekundären Datenanalyse der Analyse der adäquaten oder nicht-adäquaten Selbsteinschätzung eines vorhandenen Sturzrisikos durch die Studienteilnehmer. Ergebnisse: Die Fähigkeit zur Durchführung von strukturierten Assessments konnte als Voraussetzung für eine funktionierende multidisziplinäre Zusammenarbeit identifiziert werden (Publikation 1). Technologische Innovationen können hier helfen, die Durchführung und Auswertung solcher Assessments zu unterstützen und während der Durchführung kurzer und einfacher Tests umfassende Informationen zur Mobilität der Testperson zu liefern (Publikation 2). Für Handlungsbereiche, die stark in die Kompetenzfeldern anderer Berufsgruppen hineinragen, kann die Interpretierbarkeit rein physiotherapeutischer Assessments jedoch an ihre Grenzen stoßen und die Verfügbarkeit von weiteren Informationen notwendig machen (Publikation 3). Schlussfolgerungen: Die Befähigung zur Durchführung von strukturierten Assessments sowie die Integrierung und Kommunikation der Ergebnisse dieser Untersuchungen innerhalb von multidisziplinären Teams stellen zentrale Anforderungen an die Physiotherapie dar. Dabei zeigt sich, dass innerhalb solcher Gefüge die Ergebniskommunikation in alle Richtungen erfolgen muss, um die Handlungsfähigkeit von Physiotherapeuten aufrecht zu erhalten.
Introduction: The process of professionalization in the field of physical therapy has made the provision of care more demanding. One of these demands is the ability to conduct and interpret structured assessments and diagnostic procedures. This dissertation showcases the prerequisites, potential and limits of conducting and interpreting such structured assessments in the field of physical therapy. Methods: This dissertation comprises three publications from two studies. The first study employed a qualitative approach to identify facilitators and barriers to implementing integrated care of geriatric patients. As part of this study, 15 semi-structured interviews were conducted with different health professionals in geriatric care. The second study consisted of a validation study for a sensor-equipped chair for the automated measurement of the Timed-Up&Go (TUG) test. Here, 100 participants with limited mobility were recruited. The results of this study were used to validate the measurement system; additionally, a secondary data analysis was performed to evaluate the adequacy or inadequacy of the self-evaluated risk of falling by the participants. Results: The ability to perform structured assessments was identified as an important prerequisite for a functional multidisciplinary collaboration in geriatric care (publication 1). Technological innovations improve the performance and interpretation of such assessments and provide more data on mobility using short and easy-to-perform tests (publication 2). In cases where results are encroach on fields of expertise of other health professions, the interpretability of assessments with a purely physical therapy perspective are limited. Here, the availability of additional information is needed (publication 3). Conclusion: The ability to perform structured assessments and to integrate and communicate results to a multidisciplinary team is a requirement for physical therapy. As this dissertation demonstrates, in such a setting this flow of information needs to work in all directions to ensure the capacity of physical therapists to act in the best interest of their patients.