Summary/Abstract: The study “Qualification of Children’s Rights Experts in Academia: A Qualitative Impact Assessment” is an empirical qualitative research of an international academic study programme on children’s hu-man rights, which analyses its theoretical foundations, methodological concepts and impacts on par-ticipants and, more generally, on society. The focus is on the M.A. Childhood Studies and Children’s Rights (MACR) at Freie Universität Berlin for the period from 2007 to 2017. The analysis is based on a combination of qualitative research analysis methods including content analysis, value coding, as well as case studies of graduates’ biographies. This methodological approach provides a comprehensive picture of graduates’ opinions of the impact children’s rights education in academia has on them. Through semi-structured guideline interviews and essays, narrations of MACR graduates and alumni have been gathered. An online survey with alumni from other member universi-ties of the Children’s Rights European Academic Network (CREAN) amplifies the research through data from similar programmes in other European countries. The results are the following: The interdisciplinarity of the field and the international student body require new teaching and learning methods of which Problem-Based Learning has proven to be suc-cessful and effective. The competencies students achieve in the MACR are principally twofold: intan-gible and tangible. Theoretical, reflexive knowledge based on respect, critical thinking, increased lev-els of tolerance, changes in attitude, and modified belief and value systems are informed by a critical understanding of the international children’s human rights system and concepts of childhood(s) as well as children’s competencies and agency discussed in several social sciences. Students acquire tan-gible practical competencies and know-how for professional activities in the field of children’s rights. The invitation to analyse society’s and one’s own often short-sighted and normative action based on a Eurocentric belief system is received earnestly and results in change in thought patterns and modified attitudes. Practical methods of working and living with children based on the acknowledgment of their agency and respect for their moral dignity are included in the daily surroundings of graduates. At times, however, graduates encounter limitations to the application of these competencies, of which power imbalance between children and adults resulting in adultist behaviour is the main difficulty to a con-sistent child rights-based approach. An increasing sense of belonging to the Child Rights Community of Practice, consisting of researchers, practitioners, the MACR students and graduates as new child rights experts and children themselves enables cooperation and allows for sharing a rich source of knowledge as a crucial contribution to induce social change. First changes in approaches to children’s rights have resulted, e.g. an understanding of children’s rights beyond the UN Convention on the Rights of the Child, away from a concentration on protection rights is emerging, voices demanding children’s participation have become louder, direct work with children based on respect for their dignity as human beings is increasing, and several insufficiently researched areas are being investigated such as art or urban planning’s impact on the realisation of children’s rights or how stateless children (can) come by their human rights. The MACR via its graduates is part of these first transitions, proving the social benefit of children’s rights education at university.
Kurzbeschreibung/Abstract: Die Studie „Qualification of Children‘s Rights Experts in Academia: A Qualitative Impact Assessment“ ist eine empirische, qualitative Forschungsstudie über einen internationalen Studiengang zu den Men-schenrechten von Kindern, welche die theoretischen Grundlagen, die methodologischen Konzepte und Auswirkungen des Studiengangs auf die TeilnehmerInnen und, weiter gefasst, auf die Gesellschaft analysiert. Im Fokus steht der M.A. Childhood Studies and Children’s Rights (MACR) an der Freien Universität Berlin im Zeitraum von 2007-2017. Die Analyse basiert auf einer Kombination von qualitativen forschungsanalytischen Methoden, beste-hend aus Inhaltsanalyse, Wertekodierung, und Fallbeispielen von Studierendenbiographien. Dieser methodologische Zugang bietet ein umfassendes Bild von Meinungen Graduierter darüber, welche Auswirkungen Kinderrechtestudien auf sie haben, privat und professionell. Mittels semi-strukturierter Leitfadeninterviews und Essays wurden Narrationen von MACR Graduierten und Alumni zusam-mengetragen und ausgewertet. Eine online Umfrage mit Alumni auch von anderen Mitgliedsuniversi-täten des Children’s Rights European Academic Network (CREAN) bereichert die vorliegende Studie mit Daten von ähnlichen Studiengängen in anderen Ländern Europas. Forschungsergebnisse der Studie sind: Aufgrund der Interdisziplinarität des Feldes und der internati-onalen Zusammensetzung der Studierendengruppen sind neue Lehr- und Lernmethoden erforder-lich. Ein auf wahren Problemen basiertes Lehren und Lernen hat sich hier als erfolgreich und gewinn-bringend erwiesen. Studierende erwerben im MACR Anwendungs- und Reflexionswissen. Das theo-retische, nicht unmittelbar greifbare, Reflexionswissen, das auf Respekt und kritischem (Nach-) Den-ken gründet, eine steigende Toleranz, sowie Haltungsänderungen und modifizierte Glaubens- und Wertesysteme hervorbringt, knüpft an sozialwissenschaftliche Diskurse zu einem kritischen Ver-ständnis des internationalen Menschenrechtssystems für Kinder an. Sozialwissenschaftliche Kind-heitskonzepte, das Verständnis von Kindern als Akteure in ihrem eigenen Lebensumfeld und darüber hinaus, stehen hierbei im Mittelpunkt. Die Einladung, auf eurozentristischen Grundannahmen basie-rende gesellschaftliche und eigene Normen und kurzsichtige Handlungen kritisch zu hinterfragen wird ausdrücklich und ernsthaft wahrgenommen. Häufig mündet diese Reflektion in geänderten Denkmustern und veränderten Haltungen. Die Studierenden erwerben praktisches Anwendungswis-sen und Fachkenntnisse für die professionelle Kinderrechtearbeit. Arbeitsmethoden für das Leben und die Arbeit mit Kindern als Akteure, sowie Respekt für ihre moralische Würde, sind im Alltag der Graduierten integriert. Zuweilen stoßen AbsolventInnen an Grenzen in der Anwendung ihres Wis-sens; das Machtungleichgewicht zwischen Kindern und Erwachsenen und die resultierenden adultis-tischen Verhaltensmuster stellen die Hauptschwierigkeit für die Umsetzung eines konsequenten Kin-derrechteansatzes dar. Als neue Kinderrechtsexperten erleben die Studierenden, AbsolventInnen und Alumni ein steigendes Zugehörigkeitsgefühl zur Kinderrechtecommunity, in der WissenschaftlerIn-nen, PraktikerInnen, sie selbst und auch Kinder kooperieren und wichtige (Er-) Kenntnisse austau-schen. Dies trägt nicht unwesentlich dazu bei, einen sozialen Wandel herbeizuführen. Erste Veränderungen von Ansätzen in der Kinderrechtearbeit finden bereits statt. Beispielsweise wächst ein Verständnis von Kinderrechten welches über die UN Konvention über die Rechte des Kin-des hinausgeht und, wenn auch langsam, den Fokus auf die Schutzrechte der Kinder hin zu Partizipa-tionsrechten verschiebt. Stimmen, die die Partizipation von Kindern einfordern, werden lauter, direkte Arbeit mit Kindern ist zunehmend respektvoll gegenüber ihrer Menschenwürde und einige bislang wenig studierte Kinderrechtethemen werden erforscht, beispielsweise welchen Beitrag künstlerische oder stadtplanerische Tätigkeiten zur Realisierung von Kinderrechten leisten oder wie Kinder ohne Staatsbürgerschaft zu ihren Rechten kommen (könn(t)en). Der MACR, mittels seiner Graduierten, ist Teil dieses ersten Wandels, welches die Bedeutung von Kinderrechtebildung und -forschung für einen sozialen Wandel unterstreicht.