dc.contributor.author
Kreutzmann, Madeleine
dc.date.accessioned
2018-06-07T14:40:28Z
dc.date.available
2017-06-12T09:17:27.194Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/225
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-4429
dc.description
Zusammenfassung Summary Einleitung und Zielsetzung 1\. Peer-Beziehungen und
Peer-Netzwerke im Klassenzimmer 2\. Peer-Beziehungen und ihre Bedeutung für
Motivation und emotionales Erleben 3\. Veränderungen von Peer-Beziehungen und
klassenbezogenem Zugehörigkeitsgefühl durch musisch-ästhetische
Bildungsangebote 4\. Fragestellungen 5\. Studienüberblick 6\. Zusammenfassende
Diskussion und Ausblick Literaturverzeichnis Erklärung Lebenslauf Anhang
dc.description.abstract
Die Bedeutung der sozialen Lernumwelt für die Motivation und das emotionale
Erleben von Schülerinnen und Schüler rückte in der vergangenen pädagogisch-
psychologischen Forschung immer häufiger in den Blick, wobei positive Effekte
beobachtet werden konnten, wenn Lernende in förderliche Peer-Beziehungen
eingebunden waren. Unklar blieb bislang, ob Schüler/innen in für das
Weiterlernen kritischen Situationen von ihren Beziehungen zu anderen Peers
profitieren können, zum Beispiel wenn Schüler/innen Fehler machen oder im
Unterricht mit ihren eigenen Fehlern konfrontiert sind. Neben individuellen
Faktoren, wie beispielsweise allgemeinen Selbstwirksamkeitserwartungen,
könnten die innerhalb der Schulklasse etablierten sozialen Netzwerke eine
besondere Form der Unterstützung gewähren und sich förderlich auf die
Motivation und das emotionale Erleben von Lernenden in unterrichtlichen
Fehlersituationen auswirken. Der Einsatz von Maßnahmen oder Interventionen,
welche eine Verdichtung schulischer Peer-Netzwerke bzw. eine gute Einbindung
in schulische Peer-Beziehungen ermöglichen, wäre demzufolge wünschenswert.
Schulen stellen zentrale Rahmenbedingungen für die Entwicklung von Peer-
Beziehungen im Klassenzimmer bereit. Mit der Implementation musisch-
ästhetischer Bildungsangebote in das Schulcurriculum werden nicht nur
Gelegenheitsräume für eine kreative Zusammenarbeit von Lernenden geschaffen,
sondern auch Möglichkeiten zur Anbahnung und Festigung schulischer Peer-
Beziehungen eröffnet. Aufgrund einer noch recht dünnen empirischen Befundlage
in diesem Bereich blieb bislang jedoch offen, ob solche Interventionsprojekte
tatsächlich eine bessere soziale Integration in die Schulklasse bewirken, ob
bestimmte Schülergruppen im unterschiedlichen Maße profitieren (z.B. Jungen)
und welche Rahmenbedingungen (z.B. Projektdauer) diesbezüglich vorhanden sein
sollten. In dieser Arbeit konnten Schüler/innen der fünften bis neunten
Jahrgangsstufe anhand von soziometrischen Nominierungsverfahren zu ihren
affektiven und instrumentellen Peer-Beziehungen befragt werden. Methoden der
sozialen Netzwerkanalyse wurden genutzt, um die Angaben aller Schüler/innen
einer Klasse miteinander zu kombinieren und Peer-Beziehungen auf Individual-
und Klassenebene zu operationalisieren. Peer-Beziehungen dienten (a) im
Kontext unterrichtlicher Fehlersituationen als Prädiktoren für die Vorhersage
selbstberichteter Motivation (Fehlerlernorientierung) und des emotionalen
Erlebens (Fehlerangst) und wurden (b) im Rahmen eines musisch-ästhetischen
Interventionsprojekts hinsichtlich ihrer Dynamik und in ihrer Vorhersagekraft
für das von Lernenden berichtete Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Schulklasse
untersucht. Anhand einer Schülerstichprobe der fünften und sechsten
Jahrgangsstufe (N = 421) lieferte die erste Studie (Kreutzmann, Zander &
Hannover, 2014) zunächst empirische Belege dafür, dass der konstruktive Umgang
mit Fehlern auf Schülerebene durch zwei voneinander unabhängige Dimensionen
charakterisiert ist: die kognitiv-motivationale Dimension
Fehlerlernorientierung beschreibt einerseits die aktive Hinwendung zu den
eigenen Fehlern und die damit verbundene Überzeugung aus Fehlern lernen zu
können, während die affektive Dimension Fehlerangst Besorgnis und
Aufgeregtheit in (antizipierten) Fehlersituationen kennzeichnet.
Fehlerlernorientierung und Fehlerangst korrelierten moderat und in erwarteter
Richtung mit inhaltlich verwandten Konstrukten wie motivationalen
Zielorientierungen und zeigten sich auch prädiktiv für weitere lernrelevante
Merkmale. So ging eine hohe Fehlerlernorientierung auch bei Kontrolle von
Zielorientierungen und des individuellen Leistungsniveaus mit einer erhöhten
schulischen Selbstwirksamkeitserwartung, Anstrengungsbereitschaft und
Lernfreude einher; Fehlerangst erwies sich als negativer Prädiktor schulischer
Selbstwirksamkeit. Darauf aufbauend konnte in der zweiten Studie (Zander,
Kreutzmann & Wolter, 2014) anhand des gleichen Datensatzes (N = 448) überprüft
werden, inwieweit beide Dimensionen des konstruktiven Umgangs mit Fehlern
durch schulische Zusammenarbeitsbeziehungen vorhergesagt werden. Hierfür wurde
über soziometrische Methoden sowohl die individuelle Einbindung in
wechselseitige Zusammenarbeitsbeziehungen (Zentralität, Merkmal auf
Individualebene) als auch die Dichte aller in der Schulklasse realisierten
Beziehungen auf Basis schulischer Zusammenarbeit (Netzwerkdichte, Merkmal auf
Klassenebene) erfasst. Schüler/innen berichteten dann weniger Fehlerangst,
wenn sie in eine Vielzahl wechselseitiger Zusammenarbeitsbeziehungen
eingebunden waren und auch bei einer hohen Dichte von
Zusammenarbeitsbeziehungen innerhalb der Gesamtklasse – allerdings galt dies
nur bei einer gleichzeitig hohen Ausprägung allgemeiner
Selbstwirksamkeitserwartungen. Fehlerlernorientierung war wiederum sowohl von
einer zentralen Einbindung in wechselseitige Zusammenarbeitsbeziehungen als
auch von einer hohen Selbstwirksamkeitserwartung abhängig. Die Netzwerkdichte
hatte keinen Effekt auf die Ausprägung von Fehlerlernorientierung. Die dritte
Studie (Zander, Kreutzmann, West, Mettke & Hannover, 2014) nutzte ein quasi-
experimentelles Prä-Post-Design mit einer unbehandelten Kontrollgruppe um
Effekte eines im Klassenverband stattfindenden musisch-ästhetischen
Bildungsangebots mit dem Schwerpunkt Tanz in Bezug auf die Entwicklung
schulischer Peer-Beziehungen zu untersuchen. Im Rahmen einer soziometrischen
Befragung wurden Schüler/innen der fünften bis neunten Jahrgangsstufe (N =
421) dazu befragt, wen aus ihrer Klasse sie gut finden und mit wem sie gern
zusammenarbeiten. Jungen der Interventionsgruppe profitierten insofern von dem
Interventionsprojekt, als dass sie nach Interventionsende über signifikant
mehr wechselseitige Zusammenarbeitsbeziehungen verfügten. Wie nachgeschaltete
Analysen aufzeigten, führte die Intervention, welche sich durch ein hohes Maß
an schülerzentrierten Aktivitäten in geschlechtergemischten Gruppen und einer
kooperativen Zielstruktur auszeichnete, in den teilnehmenden Schulklassen zu
einer Abnahme der Geschlechtersegregation. Demnach kam die bessere Einbindung
in schulische Zusammenarbeitsbeziehungen auf Seiten der Jungen insbesondere
dadurch zustande, dass Jungen in Folge der Intervention mehr Mädchen als
Partnerinnen für die schulische Zusammenarbeit gewinnen konnten. In der
vierten Studie (Kreutzmann, Zander & Webster, in press) wurde weiterführend
getestet, inwieweit sich Effekte eines musisch-ästhetischen
Interventionsprojekts auf die Peer-Strukturen in der Klasse auch im
subjektiven Erleben der Lernenden wiederspiegeln. Längsschnittliche
Mediationsanalysen lieferten Belege dafür, dass Schüler/innen dann ein
verstärktes Zugehörigkeitsgefühl zu ihrer Schulklasse berichteten, wenn sie
durch die Intervention einen Anstieg an Nominierungen auf Basis von Sympathie
erfuhren. Ein höheres Zugehörigkeitsgefühl wurde ebenfalls bekundet, wenn
Lernende vom Prä- zu Posttest selbst mehr Mitschüler/innen hinzugewannen, die
sie mögen. Diese Effekte waren jedoch nur bei Schüler/innen beobachtbar, die
ein gesamtes Schuljahr (im Vergleich zu einem Schulhalbjahr) an der
Intervention teilnahmen. Zusammengefasst verdeutlichen die vorliegenden
Studienergebnisse mit der Einbindung in schulische Peer-Beziehungen und
dichten Peer-Netzwerken einhergehende Vorteile für motivationale und
emotionale Prozesse in unterrichtlichen Fehlersituationen. Des Weiteren
konnten in dieser Arbeit schulklassenbezogene, musisch-ästhetische
Bildungsangebote als bedeutsame Gelegenheitsräume identifiziert werden, die
förderlich für die Entwicklung und Intensivierung von Peer-Beziehungen sind
und das Zugehörigkeitsgefühl zur eigenen Schulklasse stärken. Verfahren der
sozialen Netzwerkanalyse erwiesen sich im Rahmen dieser Arbeit in vielerlei
Hinsicht als gewinnbringend für die Erfassung und Analyse von Peer-Beziehungen
und Peer-Netzwerken im Klassenzimmer. Methodische Limitation der
durchgeführten Studien sowie daraus resultierende Implikationen für die
weitere Forschung und Praxis werden im Schlussteil dieser Arbeit diskutiert.
de
dc.description.abstract
In recent years pedagogical-psychological research has focused increasingly on
the role of social learning environments: researchers have observed positive
effects on motivation, school-related emotional experiences and academic
development among students who are embedded in positive and supportive peer
relations. Yet it has remained unclear whether students benefit from peer
relations in situations that are critical for further learning: for example,
in dealing with mistakes they have made in class. Alongside other factors such
as general expectations of self-efficacy, social networks within classrooms
could provide a particular form of support, improving students’ motivation and
emotional experiences in scholastic error situations. The provision of
suitable interventions, enabling peers to form strong relationships, would
therefore be desirable. Schools provide the central framework for the
initiation and development of peer relationships in the classroom. Art
education programs in the school curriculum not only facilitate mutual
creative collaboration; they can also promote the formation of strong peer
relationships in the classroom. However, due to sparse empirical findings in
this field, it has remained an open question whether such intervention
projects actually result in better social integration in the classroom,
whether groups of students benefit differently (e.g. according to gender), and
under which conditions students benefit most (e.g. program duration). In this
thesis, students from grades five to nine have been interviewed for their
affective and instrumental peer relationships based on sociometric nomination
procedures. Methods of social network analysis were used to combine the data
of all students in a classroom and to operationalize peer relationships on
both the individual and classroom level. Peer relations were studied (a) as
predictors for students’ self-reported motivation (positive learning
orientation towards mistakes) and emotional experiences (fear of making
mistakes) in scholastic error situations and (b) in their dynamics and
predictive value for student’s sense of belonging to their class within the
scope of an art education program. Based on a student sample of fifth and
sixth graders (N = 421) a first study (Kreutzmann, Zander & Hannover, 2014)
initially yielded empirical evidence that students’ constructive handling of
mistakes is characterized by two independent dimensions. The cognitive-
motivational dimension positive learning orientation towards mistakes
describes an active handling of mistakes and the related belief that one can
learn from one’s mistakes, while the affective dimension fear of making
mistakes deals with the concerns and anxiety that arise in (anticipated) error
situations. As predicted, positive learning orientations towards mistakes and
fear of making mistakes were moderately correlated with similar psychological
constructs such as motivational goal orientations, and were also predictive of
other learning-related characteristics. After controlling for academic
performance, learning and performance goals, a high positive learning
orientation towards mistakes was associated with increased academic self-
efficacy, investment of effort, and enjoyment of learning; fear of making
mistakes turned out to be a negative predictor of academic self-efficacy.
Based on this, the same dataset (N = 448) was used in a second study (Zander,
Kreutzmann & Wolter, 2014), examining to what extent both dimensions of
constructive handling of mistakes were predicted by collaborative relations
with other classmates. For this purpose, students’ individual embeddedness in
reciprocal collaborative relations (centrality, individual level variable) and
the overall structure of collaborative peer relations in the classroom
(network density, classroom level variable) were assessed using sociometric
methods. Students reported a lower fear of making mistakes when they were
embedded in a variety of reciprocal collaborative relations and also in
classrooms with a high density of collaborative relations within the class as
a whole – but this was only to the extent that students also reported a high
level of general self-efficacy beliefs. A positive learning orientation
towards mistakes was dependent on both a central embededdness in reciprocal
collaborative relations as well as high self-efficacy. Network density had no
effect on students learning orientation towards mistakes. The third study
(Zander, Kreutzmann, West, Mettke, West & Hannover, 2014) used a quasi-
experimental pre-post design with an untreated control group to examine the
effects of a classroom-based art education program with a focus on dance on
the development of peer relations. In a sociometric assessment students from
grades five to nine (N = 421) were asked whom in their class they liked and
with whom they liked to work with. Boys benefited most from the intervention
project, as they established significantly more reciprocal collaborative
relations at post-test. Supplementary analyses revealed that the intervention,
which was characterized by a high degree of student-centered activities in
mixed-sex groups and a cooperative goal structure, helped to decrease gender
segregation in participating classrooms: boys’ better integration into
reciprocal collaborative relations was due particularly to the fact that they
chose more girls as collaboration partners at post-test. A fourth study
(Kreutzmann, Zander & Webster, in press) tested to what extent the effects of
art education programs on peer structures in the classroom are reflected in
students’ subjective experiences. Longitudinal mediation analyses provided
evidence that intervention students reported increases in their sense of
belonging to their class, if they experienced an increase in liking
nominations from other peers from pre- to post-test. Students also reported an
increased sense of belonging if they found themselves liking more other
classmates from pre- to posttest. These effects, however, were more observable
within students participating in the intervention for one year (compared with
students’ participating half year). In summary, the study results of this
thesis highlight the advantages for motivational and emotional processes in
scholastic error situations if students were embedded into peer relationships
and dense peer networks. Furthermore classroom-based art education programs
were identified as significant opportunies to help students to develop and
intensify peer relationships, and to foster students’ subjective sense of
social belonging. The social network approach has been shown to bring numerous
advantages for the assessment and analysis of peer relationships and peer
networks in the classroom. The methodological limitations of the conducted
studies and resulting implications for further research and practice are
discussed in the final part of this thesis.
en
dc.format.extent
113 Seiten
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
peer relations
dc.subject
social network analysis
dc.subject
social belonging
dc.subject.ddc
100 Philosophie und Psychologie::150 Psychologie
dc.subject.ddc
300 Sozialwissenschaften::370 Bildung und Erziehung
dc.title
Auswirkungen von Peer-Beziehungen und Peer-Netzwerken im Klassenzimmer auf
Motivation und emotionales Erleben
dc.contributor.contact
madeleine.kreutzmann@fu-berlin.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Bettina Hannover
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Felicitas Thiel
dc.date.accepted
2016-03-07
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000104801-7
dc.title.subtitle
Eine Analyse in unterrichtlichen Fehlersituationen und einem musisch-
ästhetischen Interventionsprojekt
dc.title.translated
Effects of peer relationships and peer networks in the classroom on motivation
and emotion. Analyses in the context of scholastic error situations and a
classroom-based art education program
en
refubium.affiliation
Erziehungswissenschaft und Psychologie
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000104801
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open access