Nachdem es Thomas E. Starzl 1963 gelungen war die erste orthotope Lebertrans- plantation (OLT) am Menschen durchzuführen, hat sich die OLT zu einem standardisierten Verfahren in der Therapie der terminalen Leberinsuffizienz entwickelt. Pharmakologische und chirurgische Innovationen haben dazu geführt, dass seit dieser Zeit Überlebensraten kontinuierlich gesteigert werden konnten. So erreichen die großen Transplantationszentren heute Fünfjahresüberlebensraten von über 80%. Durch diese Erfolge steigt jedoch der Druck auf die Transplantationsmedizin neue Wege zu finden, um den Spenderpool zu erweitern. Spätestens seit Ende der 1980er Jahre ist eine zunehmende Diskrepanz zwischen transplantierten Organen und Patienten auf den Wartelisten zu verzeichnen. Dabei können Lebendspenden, „split-liver“-Transplantationen und andere Techniken diesem Missverhältnis bisher nicht ausreichend begegnen, sodass Versuche unternommen werden, den Spenderpool auf solche Organe zu erweitern, die potenziell mit einer schlechteren Funktion einhergehen. Lebern von Spendern über 55 Jahre machen inzwischen annähernd 45% der transplantierten Organe in Europa aus. Ziel dieser Dissertation ist die Untersuchung des Einflusses des Spenderalters auf das Patienten- bzw. Organüberleben innerhalb der ersten zwölf Monate nach Leber-transplantation. Für die retrospektive Auswertung von Lebertransplantationen, die zwischen den Jahren 2004 und 2007 durch die chirurgische Abteilung des Virchow-Klinikums der Charité durchgeführt wurden, konnten 272 Transplantation in die Untersuchung eingeschlossen werden. Diese wurden anhand des Spenderalters auf vier Gruppen verteilt (Spenderalter < 50, 50-59, 60-69 und > 69 Jahre). Zwischen den Gruppen bestand kein Unterschied hinsichtlich der initialen Organfunktion, dem Transplantat- oder Patientenüberleben. Auch Leberenzym- parameter, Abstoßungsreaktionen und chirurgische Komplikationen unterschieden sich nicht signifikant zwischen den verschiedenen Altersgruppen. Es ließ sich jedoch ein signifikanter Anstieg an sogenannten Ischemic Type Biliary Lesions (ITBL) in der Gruppe der über 69-jährigen Spender nachweisen. Die Ergebnisse stehen im Einklang mit einer Reihe weiterer Studien und zeigen, dass es vertretbar zu sein scheint, auch ältere Spender zur Lebertransplantation zu nutzen, um damit den Organspenderpool zu vergrößern. Durch optimierte Verfahren, mit möglichst schneller Organallokation und damit einhergehender kurzer Ischämiezeit, können die Ergebnisse weiter verbessert werden. Insbesondere das Auftreten von Gallenwegskomplikationen lässt sich durch eine kurze Ischämiezeit und modifizierten Konservierungslösungen bzw. Druckinfusionen während der Organentnahme reduzieren. Aussagen zu Langzeitergebnissen, das heißt 3- oder 5- Jahresüberlebens-raten, lassen sich wegen des follow-ups von nur zwölf Monaten aus den erhobenen Daten nicht erstellen.
After Thomas E. Starzl successfully transplanted the first human liver in 1963, liver transplantation has become a standardized technique in the treatment of terminal organ failure. Pharmacological and technical improvements have led to a continuous increase in patient survival. Thus, large transplant centers have achieved five-year survival rates of 80% and above. Through these successes however, pressure has increased to find new strategies to expand the donor pool. Since the 1980s there has been a growing imbalance between transplanted organs and patients awaiting a donor liver. Living-donor liver transplants, „split-liver“-transplants and others have failed to adjust this imbalance sufficiently. Because of this, physicians have tried to expand the donor pool by using organs with potential inferior function. Meanwhile livers from donors 55 years and above account for nearly 45% of the transplanted organs in Europe. The objective of this dissertation is to analyze the influence of donor age on patient and organ survival within the first 12 months after liver transplantation. In this retrospective evaluation of liver transplants at the surgical department of the Charité, Virchow Klinikum, from 2004 to 2007, 272 transplants were included in the study. The study group was then divided in four groups according to the donor age (donor age < 50, 50-59, 60-69 and > 69 year of age). No difference in regard to initial organ function, patient or graft survival were found between the groups. Furthermore, there were no statistically relevant differences in liver-enzyme-parameters, rejection rates or surgical complications. However, a significant increase of ischemic type biliary lesions was found in the oldest donor group. The results of this dissertation are in agreement with a number of recently published studies. They suggest that it is reasonable to accept older donor grafts to expand the liver donor pool. Optimized organ procurement and quick allocation with short cold ischemia time can help to further improve these results. The incidence of biliary duct complications can be reduced by short cold ischemia times, modified rinse solutions or pressure infusion during organ procurement. Because of the limited follow-up of only 12 months, conclusions of long term results, such as 3-and 5-year survival rates can not be made.