Länder unterscheiden sich nicht nur in ihrer ökonomischen Stärke und politischen Macht, sondern auch in dem Ansehen bzw. dem ihnen zugeschriebenem symbolischen Kapital. Mit Bezugnahme auf die Literatur zu symbolischen Grenzziehungsprozessen untersuchen wir, in welchem Maße sich in einer multinational zusammengesetzten Schule die nationale Herkunft der Schüler auf die symbolischen Grenzen zwischen den Schülergruppen auswirkt. Empirische Grundlage der Untersuchung bilden qualitative Gruppeninterviews mit Schülerinnen einer Europäischen Schule in Brüssel. Wir können zeigen, dass symbolische Grenzziehungsprozesse in zwei Schritten erfolgen. Zunächst klassifizieren die Schülerinnen ihre Mitschülerinnen anhand jugendspezifischer Kategorien. Dazu gehören (a) ein spezifischer jugendkultureller Lebensstil, (b) gute Schulleistungen ohne Überambition, (c) kosmopolitische Werthaltungen und schließlich (d) die Zugehörigkeit zu einer dominanten Sprachengruppe. Diese Primärkategorisierungen werden dann in einem zweiten Schritt auf unterschiedliche nationale Herkunftsgruppen attribuiert. Auf diesem Wege entsteht eine Statushierarchie zwischen den Ländern, vor allem zwischen nord- westeuropäischen und osteuropäischen Ländern.