Wie steht es über 70 Jahre nach der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager um die Vermittlung des Holocaust an deutschen Hochschulen? Was erfahren Studierende im Rahmen ihres Studiums über den Holocaust und seine Nachwirkungen? In welchem Umfang und in welchen Disziplinen wird das Thema gelehrt? Welche besonderen Herausforderungen ergeben sich aus der deutschen Verantwortung für den Holocaust? Gibt es Besonderheiten des Hochschulsystems in Deutschland, die sich auf die Art und Weise der Lehre zum Thema auswirken? Zu all diesen Fragen liegen bisher keine umfassenden Studien vor. Anders als der Stand und die Entwicklung der schulischen Vermittlung des Holocaust in Deutschland, ist die Lehre an deutschen Hochschulen über das Thema bislang nur selten Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung gewesen. Die vorliegende Studie macht einen ersten Schritt, um diese Lücke zu schließen. Sie beschreibt den Ist-Zustand der universitären Vermittlung des Holocaust in Deutschland zu und zeigt Besonderheiten und Trends auf. Mittels eines zweistufigen Erhebungsverfahrens, das eine empirische Auswertung von Vorlesungsverzeichnissen mit einer Inhaltsanalyse von Expert(inn)eninterviews kombiniert, wird der Status quo sowohl quantitativ als auch qualitativ beschrieben und so ein differenziertes Bild der akademischen Lehre über den Holocaust in Deutschland gezeichnet.