Die epithetische Wiederherstellung von ausgedehnten Gesichtsfehlbildungen und erworbenen Defekten ist eine Alternative zur plastisch-chirurgischen Rekonstruktion, wenn die chirurgischen Möglichkeiten ausgeschöpft bzw. nicht indiziert sind. Die Befestigung der Epithesen durch Implantate hat die Lebensqualität der Patienten und deren Zufriedenheit deutlich verbessert. Eine häufige Komplikation bei der epithetischen Versorgung sind jedoch periimplantäre Entzündungen. Die fehlenden zellulären epithelialen und bindegewebigen Verbindungen bei perkutanen Implantaten ermöglichen den Eintritt von Pathogenen wie Bakterien oder Toxinen ins periimplantäre Gewebe und sind häufig Ursache für periimplantäre Entzündungen. Die Beurteilung der periimplantären Zone erfolgt meist durch die – sehr subjektive – klinische Untersuchung und ggf. mikrobiologische Analysen. Die Messung der Sulkusflüssigkeits-Flussrate (SFFR) dagegen ist als diagnostisches objektives minimal-invasives Verfahren bei intraoralen Implantaten und Zähnen etabliert und auch bei extraoralen Hautdurchleitungen zur Anwendung gekommen. Es ist bekannt, dass die SFFR bei Parodontitis und intraoraler Periimplantitis stark mit den biochemischen Entzündungsmarkern in der Sulkusflüssigkeit korreliert. Bislang hat jedoch keine Studie den Zusammenhang zwischen der SFFR und den biochemischen Entzündungsmarkern bei perkutanen Implantaten untersucht. In dieser Arbeit wurden anamnestisch Patientendaten erhoben und das periimplantäre Gewebe klinisch beurteilt. Die SFFR wurde mit dem Periotron 8000® und die biochemischen Komponenten Calprotectin, Interleukin-6 und Hämoglobin in der Sulkusflüssigkeit durch ELISA gemessen. Die Korrelationen wurden mit statistischen Tests (Spearman, Kreuztabellen und χ2-Test sowie Mann-Whitney bzw. Kruskal-Wallis) untersucht. Folgende Ergebnisse wurden ermittelt: • Alter, Geschlecht, Nikotin- oder Alkoholkonsum sowie Bestrahlung zeigten keinen Einfluss auf die periimplantären Entzündungen. Bei Nikotinabusus wurden im Sulkus erhöhte Hämoglobinwerte gemessen. • Oberflächliche Krustenansammlungen korrelierten nicht signifikant mit den Entzündungsmarkern und der SFFR. Darüber ließen sich keine signifikanten Korrelationen zwischen den Entzündungsmarkern und der vom Patienten durchgeführten periimplantären Hygiene nachweisen. • Es konnten keine signifikanten Unterschiede bei den Entzündungsmarkern und der SFFR zwischen verschiedenen Implantat- bzw. Abutment-Systemen festgestellt werden. • Verschiedene Faktoren, wie die verschiedenen Implantationsorte im Gesicht oder die durch mimische Muskulatur bedingte periimplantäre Gewebsbeweglichkeit, stehen in keinem Zusammenhang zu den Entzündungsmarkern und der SFFR. • Die durch digitale Streckung bedingte Hautbeweglichkeit zeigte eine signifikante Korrelation mit den Entzündungsmarkern in der periimplantären Haut und mit der SFFR. • Die periimplantäre Entzündung korrelierte signifikant mit der periimplantären Gewebsdicke. Ab einer Taschentiefe von >3 mm zeigte sich ein Anstieg der Entzündungsmarker und der SFFR. • IL-6 (insbesondere der IL-6-Gesamtgehalt) korrelierte hochsignifikant mit fast allen klinischen Entzündungsmerkmalen und der SFFR. • Der Gesamtgehalt der beiden Entzündungsmarker ist für die Beurteilung der Entzündung geeigneter als die Konzentration, da die Konzentration der Entzündungsmarker durch den Entzündungseffekt (zunehmende Gewebssekretion in den Sulkus) erniedrigt wird. • Die SFFR korrelierte mit dem klinischen Entzündungs-Score (nach Holgers), der Sondierungstiefe und dem Gesamtgehalt von Calprotectin und IL-6. Die Ergebnisse der vorliegenden Analyse lassen sich wie folgt zusammenfassen: Das IL-6 ist ein valider periimplantärer Entzündungsmarker. Die gesteigerte Exsudatssekretion (SFFR) und die Freisetzung von Calprotectin scheinen sowohl bei klinisch gesunden perkutanen Implantaten als auch bei Implantaten mit einer Periimplantitis wichtige Faktoren bei der Unterstützung der physikalisch geschwächten Hautbarriere zu sein. Die Erfassung der SFFR kann als objektive, leicht durchführbare Messung sowohl diagnostisch bei einer Entzündung im periimplantären Gewebe als auch zur Verlaufsbeurteilung bei einer Periimplantitis-Therapie empfohlen werden. Da die periimplantäre Gewebsdicke und die periimplantäre Hautbeweglichkeit wichtige Parameter für den Erhalt eines entzündungsfreien periimplantären Gewebes darstellen, ist klinisch eine ausreichende periimplantäre Gewebeausdünnung zu fordern.
Purposes: This study aimed to assess, clinically and biochemically, the percutaneous titanium implants and to identify the diagnostic role of sulcus fluid flow rate (SFFR). Materials and Methods: 96 implants by 38 patients with implant-supported facial prostheses were recruited. General and localised influencing factors and clinical symptoms and signs were assessed. Measurement of SFFR was carried out using paper-strips and Periotron8000®. Concentration (Conc) and total amounts (TA) of three sulcus-fluid components; Interleukin-6 (IL-6), calprotectin (Calp) and hemoglobin (Hb) were measured using the enzyme-linked immunosorbent assay (ELISA). Results: High probing depth (4-6mm) was accompanied by increasing SFFR, Calp and IL-6. Great amount of crusts and peri-implant tissue contact with the prosthesis resulted in superficial skin irritation without considerably increasing Calp, IL-6 and Hb in the sulcus- fluid. There were no differences in the biochemical sulcus components neither between different facial regions nor the irradiated and non-irradiated sites. All implants showed high concentrations of calprotectin in their sulcus-fluid. Only IL-6 could be significantly correlated with almost all inflammatory clinical signs. Conclusions: SFFR can show the degree of peri-implant inflammation. Biochemical means may be effective in defencing against pathogens. IL-6 can be a marker in defining the degree of inflammation. Reducing the thickness of the peri-implant tissue appeared to be a key role in inhibiting peri-implant inflammation. Changes relating to tissue nature between different facial regions, or as result of radiation, do not considerably influence susceptibility to inflammation.