dc.contributor.author
Dossow, Vera von
dc.date.accessioned
2018-06-07T14:39:20Z
dc.date.available
2010-04-12T10:30:02.329Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/206
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-4410
dc.description.abstract
Grundlage der Interaktionen zwischen dem anästhesiologischen Management, dem
operativen Eingriff und den postoperativen Komplikationen bildet die
protektive Immunreaktivität, die abhängig ist von einer adäquaten
T-Zellreaktivität, einer intakten Makrophagen/Monozyten-T-Zellinteraktion
sowie einer angemessenen Zytokinbalance. Die durch den operativen Eingriff
bedingte Veränderung des Interaktionsgleichgewichtes dieses komplexen
Regulationssystems verursacht ein konsekutives Ungleichgewicht der
Immunreaktivität in der unmittelbar postoperativen Phase. Grundsätzlich gilt
als gesichert, dass eine prolongiert veränderte Immunreaktivität im Sinne
eines Ungleichgewichtes unmittelbar vor bzw. nach großen operativen Eingriffen
ein erhöhtes Risiko für postoperative Infektionen hat. In einer
Übersichtsarbeit zeigt sich vor dem Hintergrund der bisher publizierten
Datenlage, dass sich präoperativ das Th1/Th2 Verhältnis und postoperativ die
Zytokine IL-6, IL-10 sowie das IL-6/IL-10 Verhältnis besonders eignen, um die
Veränderungen der Immunreaktivität abzubilden. Im Folgenden ergaben sich
hinsichtlich der Immunreaktivität und der Entwicklung postoperativer
Infektionen in Bezug auf die intraoperative Narkoseführung zwei
Fragestellungen: 1\. Sind die prädiktiven Marker der Immunreaktivität
geeignet, um die Progression einer Infektion vorherzusagen und somit
Hochrisikopatienten zu identifizieren? 2\. Inwieweit hat die Narkoseführung
intraoperativ durch die Anästhetika (Propofol, Isofluran), die Analgetika (die
Opioide Remifentanil und Fentanyl) und das Sympathikolytikum (alpha2 Agonist
Clonidin) einen Einfluss auf die Immunreaktivität und die postoperative
Infektionsrate? In der Untersuchung zum ersten Teil der Fragestellungen wurden
Patienten nach großen chirurgischen Eingriffen eingeschlossen, die im
postoperativen Verlauf eine frühe nosokomiale Pneumonie entwickelten. In den
drei Untersuchungen zum zweiten Teil der Fragestellung wählten wir zwei
verschiedene operative Eingriffe: die elektive Tumorresektionen und die
elektive aortokoronare Venenbypass-Operation unter Verwendung der Herz-
Lungenmaschine. Es erfolgten in allen vier Untersuchungen Blutentnahmen zu
bestimmten Messzeitpunkten, um Parameter der neuroendokrinen Stressachse und
der Immunreaktivität unmittelbar postoperativ zu bestimmen: • neuroendokrine
Stressachse: Cortisol- und ACTH Plasmaspiegel • IFNγ- und IL-4-Sekretionen der
CD4+- und CD8+-Lymphozyten, das TH1/TH2- und Tc1/Tc2 Verhältnis mittels FACS-
Scan • IFN-γ und IL-10 Sekretion nach Concanavalin A Stimulation (Th1/Th2
-Verhältnis) im Vollblut • Plasmazytokinbestimmung (TNF-α, Il-1ß, IL-6, IL-8,
IL-10, IL-6/IL-10 Verhältnis)mittels ELISA • SOCS-3 Proteinbestimmung mittels
real-time PCR In der Untersuchung zum ersten Teil der Fragestellung stellten
wir fest, dass die prädiktiven Marker IL-6, IL-8 und IL-10 zum
Diagnosezeitpunkt einer Hospital erworbenen Pneumonie in der frühen
postoperativen Phase geeignet sind, die Progression einer Infektion
vorherzusagen. Das bedeutet, dass eine Infektion, als zweiter Stimulus nach
einem operativen Eingriff, bei bestimmten Patientenkollektiven zu einer
unkontrollierten Zytokinausschüttung führt, die per se durch Gegenregulation
zu einer Immunsuppression führen und damit mit einer Progression der Infektion
zum septischen Schock assoziiert sein kann. Die Entwicklung einer
postoperativen Immunsuppression ist aufgrund der hohen Letalität einer
Hospital erworbenen Pneumonie nach grossen chirurgischen Eingriffen klinisch
relevant. Es ergibt sich somit die Notwendigkeit, Hochrisikopatienten im
Hinblick auf die Progression einer Infektion rechtzeitig zu erkennen und
möglicherweise therapeutische Strategien zu beginnen, um eine weitere
Progression zu verhindern. Dies kann aber in der vorliegenden Untersuchung
nicht abgeschätzt werden und sollte Gegenstand zukünftiger Studien sein. In
den Untersuchungen zum zweiten Teil der Fragestellungen konnten wir
nachweisen, dass Anästhestika, Analgetika und ein Sympathikolytikum Einfluss
auf die Immunreaktivität nach einem operativen Eingriff nehmen. Eine
Inhalationsanästhesie mit Isofluran bei elektiven Tumorresektion des oberen
Aerodigestivtraktes hatte ein supprimiertes IL-6/IL-10 Verhältnis am ersten
postoperativen Tag und eine signifikant erhöhte postoperative Infektionsrate
im Vergleich zu einer intravenösen Anästhesie mit Propofol zur Folge. In einer
weiteren Untersuchung war unter einer Fentanyl-basierten Anästhesie eine
prolongiert aktivierte Immunreaktivität bis zum zweiten postoperativen Tag
nachweisbar. Erstmalig konnte unter Fentanyl auch eine verlängerte
intensivstationäre Behandlungsdauer festgestellt werden, aber kein
Gruppenunterschied hinsichtlich der postoperativen Infektionsrate. Allerdings
handelte es sich bei den Patienten um ein Kollektiv mit sehr guter
Ejektionsfraktion, so dass deren Immunsystem präoperativ nicht als supprimiert
zu betrachten war. Wir konnten in einer weiteren Untersuchung erstmalig für
Clonidin eine unveränderte perioperative T-zellspezifische Immunreaktivität
nachweisen. Diese konstante Immunreaktivität hat wahrscheinlich zur Folge,
dass keine sekundären immunsuppressiven Effekte auftraten. Da die Patienten in
dieser Studie aus einem Kollektiv kommen, die per se eine sehr gute
postoperative Prognose haben, wird vermutet, dass sich kein Einfluss auf das
Outcome feststellen ließ. Im Rahmen eines SIRS nach großen operativen
Eingriffen erweist sich Remifentanil vorteilhaft hinsichtlich einer stärkeren
Abschwächung der übermäßig aktivierten Immunreaktivität unmittelbar
postoperativ im Vergleich zu Fentanyl. Dies gilt auch für die Verwendung der
Inhalationsanästhetika. Die additive Gabe von Clonidin kann sich bei großen
operativen Eingriffen über eine Reduktion des Sympathikotonus günstig auf die
Balance der Immunreaktivität unmittelbar postoperativ auswirken. Besondere
Beachtung gilt Patientenkollektiven, die bereits präoperativ eine veränderte
Immunreaktivität (z. B. Tumorerkrankungen und chronische alkoholkranke
Patienten) aufweisen. Diese Patienten profitieren von einer Anästhesie mit
Propofol und Clonidin hinsichtlich der Balance der Immunreaktivität
unmittelbar postoperativ. Die Verwendung von Inhalationsanästhetika sowie
langwirksame Opioide wie Fentanyl sollten bei diesen Patienten nach
Möglichkeit nicht verwendet werden.
de
dc.description.abstract
Innate and acquired immunity play a pivotal role in the host defense response.
Surgical stress, pain and tissue injury are known to modulate complex immune
responses in patients undergoing major surgery, which can lead to subsequent
increased susceptibility to postoperative infections. Anesthetics may
influence the immune response indirectly through modulation of the
neurohumoral response or directly by acting on immune competent cells. In
particular, cell-mediated immune balance seems to be affected by anesthetics
and this might account for anesthetic-dependent risk of postoperative
infections. Recent publications underlined that a suppressed Th1/Th2 ratio
preoperatively as well as a suppressed IL-6/IL-10 ratio in the immediate
postoperative period are predictive parameters for the development of
postoperative infections in patients undergoing major surgery. In addition at
the onset of Hospital-acquired pneumonia, a significant systemic cytokine
mediated response had already been initiated. Therefore it might be possible
to identify patients at risk for septic shock with these predictive parameters
during early pneumonia. Inhalational anesthesia with isoflurane caused a
suppressed IL-6/IL-10 ratio in the postoperative period in patients undergoing
major tumor resection of the upper aerodigestive tract cmpared to propofol.
This means, that perioperative immune balance is better maintained with
propofol compared to inhalational anesthesia in patients undergoing major
surgery. The opioid remifentanil can attenuate the inflammatory response to
cardiopulmonary bypass surgery when used as a part of a balanced anesthetic
technique with sevoflurane compared to fentanyl-based anesthesia. The overall
intensive care unit stay was significant shorter in patients receiving
remifentanil compared to fentanyl. Clonidine caused a significant lower
Th17Th2 ratio six hours postoperatively compared to the placebo-group after
cardiac surgery with the use of cardiopulmonary bypass. A possible explanation
might be that clonidine, by reducing the sympathetic tone via the α2-AR,
changed the early T-cell subset response in favor of the proinflammatory
response after cardiac surgery, which might be important for maintaining
immune balance perioperatively. In conclusion, the influence of anesthetics,
opioids and alpha2- agonists on cell-mediated immune responses regarding the
clinical relevance, it seems that the Th1/Th2 ratio as well as pro- and anti-
inflammatory cytokine ratios might be appropriate parameters presenting
perioperative immune balance, especially in immunocompromised patients
undergoing major surgery. Therefore, further studies are necessary to
investigate each anesthetic substance in different patient collective (i.e.
patients with pre-existing immune pertubations (tumor patients, chronic
alcohol abuse), cardiopulmonary bypass surgery) regarding the clinical
significance and postoperative infection rate. This might help to choose the
appropriate anesthesiological management.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
postoperative immune reactivity
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Relevanz der Narkoseführung auf die unmittelbar postoperative Immunreaktivität
dc.contributor.contact
vera.dossow@med.uni-muenchen.de
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. K. Zacharowski
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. H. van Aken
dc.date.accepted
2009-11-09
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000016530-5
dc.title.translated
Anesthesia and its influence on postoperative immune reactivity
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000016530
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000007420
dcterms.accessRights.dnb
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open access