Der Prozess der zunehmenden europäischen Integration lässt sich nicht nur als ein Prozess der Zunahme europäischer Regelungen ud der Ausbildung eines eigenständigen politischen Herrschaftsverbandes, sondern aus soziologischer Perspektive auch als ein Prozess der Etablierung einer europäischen Gesellschafts- und Werteordnung begreifen. In diesem Beitrag wird gefragt, in welchem Maße die Bürgerinnen und Bürger der Europäischen Union und der gegenwärtigen Beitrittskandidaten die institutionalisierten Ökologiewerte der EU unterstützen. Zunächst wird das Ökologieskript der EU unter Rückgriff auf die Entwicklung des Primär- und Sekundärrechts rekonstruiert. Anschließend untersuchen wir anhand von Daten des „Gallup Millennium Survey“ 1999 und des ISSP 2000, in welchem Maße die Ökologievorstellungen der EU von den Bürgern in den Mitglieds- und Beitrittsländern geteilt werden und welche Ursachen für auftretende Werteunterschiede verantwortlich sind. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die mittelosteuropäischen Länder und die Beitrittskandidaten mittelfristig kaum weitergehende EU-Initiativen zum Umweltschutz unterstützen werden. Langfristig jedoch kann die Bereitschaft zum Umweltschutz wieder ansteigen, wenn die erwartete ökonomische Modernisierung der neuen Mitgliedstaaten voranschreitet, und wenn sich in ihrem Gefolge die grundlegenden Werthaltungen vom Materialismus hin zum Postmaterialismus ändern.