Im Rahmen der Dissertation werden die transatlantischen Beziehungen der damals 15 Mitgliedstaaten der Europäischen Union mit den Vereinigten Staaten von Amerika vor und während der Irak-Krise analysiert. Die Kernfrage lautet: Wie ist zu erklären, dass die 15 EU-Mitglieder trotz gemeinsamer Verpflichtungen aus den UN-Resolutionen und dem Kohärenzgebot der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik kein einheitliches Verhalten zur (militärischen) Unterstützung der Vereinigten Staaten im Irak-Krieg zeigten? Welche Faktoren bewogen die Staaten, den USA hingegen individuelle Unterstützung zukommen zu lassen? Am Beginn der vergleichenden Analyse der Positionierung der europäischen Staaten gegenüber den USA in der Irak-Krise steht die Definition der abhängigen Variablen der Untersuchung: das Verhalten der EU- Mitgliedstaaten vor und während der Irak-Krise. Dieses Verhalten reicht von vorbehaltloser Unterstützung der USA bis hin zur aktiven Gegnerschaft. Die 15 EU-Mitglieder können nach momentanem Kenntnisstand anhand dreier Indikatoren - militärische, politische und logistische Unterstützung - in Kategorien eingeteilt werden, die ein Verhaltensmuster abbilden, welches Art und Ausmaß der Unterstützung für die USA darstellt. Die Untersuchung basiert auf einer Korrelationsanalyse und 15 Objekten (EU-Mitgliedstaaten). Es werden fünf quantitativ messbare, unabhängige Variablen analysiert, die für das Verhalten der einzelnen EU-Mitgliedstaaten gegenüber den USA in der Irak-Krise ausschlaggebend gewesen sein könnten. Untersucht wurden die ideologische Ausrichtung der Regierung, die Machtausstattung der Parlamente, der Einfluss der öffentlichen Meinung auf das Regierungshandeln, die Machtressourcen der Staaten im internationalen System und die wirtschaftliche Verflechtung mit den USA. Die Untersuchung der Daten zeigt, dass keine der analysierten Variablen für sämtliche Staaten eine signifikante Erklärung ihrer Positionierung in der Irak-Krise bietet. Die Analyse zeigt jedoch auch, dass die Unabhängigen Variablen der staatlichen Analyse-Ebene („second image“) gemeinsam einen etwas höheren Erklärungsgrad aufweisen, als die Unabhängigen Variablen der internationalen Analyse-Ebene („third image“). Vor allem der Einfluss der öffentlichen Meinung auf das Regierungshandeln ist ein Wirkfaktor mit Erklärungskraft für das außenpolitische Verhalten einiger EU-Mitgliedstaaten in der Irak-Krise. Auf überstaatlicher Ebene bieten die Machtressourcen im internationalen System und die wirtschaftliche Verflechtung mit den USA für das Verhalten einiger Staaten nur eine schwach positive Plausibilität. Internationale Auswirkungen scheinen daher in der jeweils spezifischen Situation eine eher untergeordnete Rolle für den Entscheidungsprozess der politischen Elite der EU-Mitgliedstaaten zu spielen.
This dissertation analyzes the transatlantic relationships between the initial 15 member states of the European Union and the United States before and during the Iraq crisis. The key question: how is it that the 15 EU members did not exhibit a solidified front on the issue of (military) support of the United States in the Iraq War regardless of joint obligations stemming from UN resolutions and the policy coherence of their Common Foreign and Security Policy? Which factors led the states to provide the USA with support? The comparative analysis of the positioning of the European states in relation to the USA in the Iraq crisis starts by defining the dependent variables of the study: the stance of EU members states before and during the Iraq crisis. This stance ranges from implicit support of the USA to active antagonism. By means of three indictors - military, political and logistical support - the 15 EU members can be separated, according to current knowledge, into categories indicative of their behavioral patterns regarding the type and extent of support for the USA. The study is primarily based on a correlation analysis and 15 subjects (EU member states). Five possibly decisive quantitative, measurable and independent variables for the stance taken by individual EU member states regarding the USA in the Iraq crisis will be analyzed. The ideological orientation of the government, the powers at Parliament’s disposal, the influence of public opinion on governance, the states’ power resources in the international system and economic ties to the USA were examined. The study of the data shows that none of the variables analyzed for all the states offers a significant explanation for their stance in the Iraq crisis. However, the analysis does show that the independent variables on the state analysis level (“second image”), taken as a whole, show a somewhat higher degree of explanation than the independent variables at the international analysis level (“third image”). In particular, the influence of public opinion on governance is a fundamental factor with explanatory power for the foreign policy stance of some EU member states in the Iraq crisis. At the supranational level, power resources in the international system and economic ties to the USA only offer a weak positive plausibility for the stance of some states. International repercussions therefore appear to play a more secondary role in the decision making process of the political elite of EU member states in this particular situation.