Im Mittelpunkt des Beitrags steht eine Analyse der politischen Kommunikationskultur in Deutschland auf Basis einer quantitativen Befragung von 360 hochrangigen Politikern, politischen Sprechern und Journalisten. Wechselseitige Machtperzeptionen und Rollenwahrnehmungen dieser Akteure werden als „kognitive Geschäftsgrundlage“ der Interaktion von Politik und Medien konzeptualisiert. Zentrale Frage ist, wie sehr die Orientierung an Medienlogiken ein durchgängiges Merkmal der politischen Kommunikationsbeziehungen ist und inwieweit Diskrepanzen in den Einstellungen medialer und politischer Akteure bestehen. Die empirischen Ergebnisse verweisen auf eine politische Kommunikationskultur, die sich nicht in einem einseitigen Postulat publizistischer Imperative auf der Seite medialer Akteure und einem analogen Postulat politischer Imperative auf der Seite der Politik manifestiert. Vielmehr werden medienorientierte Aufmerksamkeitsstrategien und Rollenkonzepte von beiden Seiten geteilt. Gespalten ist die Kommunikationskultur an jenen Stellen, an denen (macht)politische Rationalitäten ins Spiel kommen.