Die politische Relevanz des Themas Migration hat sich auch in den letzten Monaten und Jahren gezeigt: Die Diskussionen um die doppelte Staatsbürgerschaft oderdie Frage nach islamischem Religionsunterricht an staatlichen Schulen lösten und lösen heftige Debatten aus. Dabei handelt es sich schon lange nicht mehr primär um Migranten, sondern vielmehr um ?Migrantenjugendliche?: Um junge Menschen in Deutschland, deren Eltern immigrierten. Dabei war zumeist weder für die Migranten noch für die Bundesrepublik Deutschland klar, dass es sich dabei nicht nur um ein temporäres Phänomen handelt. Inzwischen hat sich gezeigt, dass sich beide Seiten auf ein Zusammenleben in Deutschland einstellen müssen, und es stellt sich die Frage nach der Integration in Deutschland. Da der Begriff der Integration sehr unscharf ist, ist ein erster Schritt die theoretische Auseinandersetzung mit den häufigsten Konzepten zur Eingliederung von Individuen in Gesellschaft. Dabei ist eine genaue Analyse der Wurzeln der Migrationsforschung (ROBERT EZRA PARK 1950) notwendig, um zu prüfen, welches Konzept die Eingebundenheit von Individuen in Gesellschaft unter den Bedingungen der reflexiven Modernisierung am erklärungskräftigsten ist. Es werden daher der Integrationsbegriff von LOCKWOOD (1964), der von ESSER (1980) weiterentwickelt und ausdifferenziert wurde, Assimilationskonzepte sowie der Inklusionsbegriff von Luhmann (1985) gegenübergestellt. Es soll in dieser Arbeit weiter versucht werden, anhand der Migration nach Deutschland das Phänomen der Identitätsfindung junger Menschen zu diskutieren. Türkische Jugendliche sind insofern eine besonders interessante Gruppe, als sie vor Herausforderungen stehen, die charakteristisch sind für eine reflexiv-moderne Gesellschaft (Verlust von Eindeutigkeit aufgrund nachlassender Traditionen, Wahlmöglichkeiten und verschiedene Referenzgruppen). Es soll daher geprüft werden, inwiefern diese Form der Identifikation mit der Aufnahmegesellschaft im Zusammenhang steht mit der Ausbildung einer autonomen Identität. Hier ist zudem zu prüfen, inwiefern die Qualität der Freundschaftsbeziehungen die Ausbildung einer autonomen Identität fördert. Dabei wird aufgrund der empirischen Ergebnisse diskutiert, welche Konsequenzen und Ansatzpunkte sich für Migrationsforschung, Pädagogik und Politik ergeben. Diese Arbeit entstand auf Basis der Daten, die im Rahmen des von der Volkswagen-Stiftung geförderten Forschungsprojektes ?Individuation und soziale Identität türkischer Jugendlicher in Berlin? an der Freien Universität Berlin erhoben wurden.
The political relevance of the subject ýmigrationý has been evident throughout the last few months and years: the discussions on dual citizenship or the demand for Islamic religious knowledge lessons at state schools still evoke fierce debates. In fact, the discussion no longer involves primarily the issue of migrants but rather migrant teenagers: young people in Germany whose parents have immigrated. In this connection, neither the parents nor the Federal Republic realized that the phenomenon was not just a temporary one. Meanwhile it has become apparent that both sides have to find a way of living together in Germany and the question of integration into the German society arises. The indistinct nature of the term integration requires a theoretical discussion of the most common concepts of integration of individuals into society. This, furthermore, requires a precise analyses of the origins of migration studies (ROBERT EZRA PARK 1950) to find out what concept explains best the integration of individuals into society under the conditions of reflexive modernisation. Hence the term ýintegrationý as defined by LOCKWOOD (1964) is contrasted with the term further developed by ESSER (1980) as well as the concept of assimilation and the term of inclusion by LUHMANN (1985). Furthermore, the aim of this paper is to discuss the phenomenon of establishing an identity in young people on the basis of migration in Germany. Turkish teenagers are in so far of primary interest as they face challenges which are typical of a reflexive modern society (loss of unambiguousness due to fading traditions, multiple choices and various groups of reference). Therefore it should be examined how this form of identification with the host society is related to the development of an autonomous identity. Furthermore it needs to be examined how the quality of friendly relations benefits the development of an autonomous identity. In this context it will be discussed on the grounds of empirical results which consequences and starting points arise for the studies of migration, teachers and politics. This paper is founded on the data that has been ascertained within the research project ýIndividuation and social identity of Turkish teenagers in Berliný promoted by the Volkswagen Foundation.