dc.contributor.author
Deckert, P. Markus
dc.date.accessioned
2018-06-07T15:42:57Z
dc.date.available
2010-02-15T08:11:32.015Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/1499
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-5701
dc.description.abstract
Ungeachtet der Fortschritte seit Mitte der 1990er-Jahre besteht für das
kolorektale Karzinom insbesondere in metastasierten Stadien weiterhin ein
erheblicher Bedarf zur Verbesserung und Weiterentwicklung der
Therapiemöglichkeiten. Da 5-Fluorouracil sowohl beim Kolon- wie beim
Rektumkarzinom unverändert eine zentrale Säule der Chemotherapie ist, liegt in
der Verbesserung von Wirksamkeit und Verträglichkeit dieses Medikaments ein
Potential zur Therapieoptimierung. Der hier verfolgte Ansatz dazu ist die
gezielte Aktivierung einer ungiftigen Prodrug im Tumorgewebe durch ein
bifunktionales Proteinkonstrukt, das die Bindungseigenschaften eines
tumorspezifischen monoklonalen Antikörpers mit der katalytischen Aktivität
eines geeigneten Enzyms verbindet. Für dieses als Antikörper-gesteuerte Enzym-
Prodrug Therapie (ADEPT) bezeichnete Konzept wurden hier das intestinale
gpA33-Antigen und der dafür namengebende A33-Antikörper als Targeting-System
ausgewählt. Nach ermutigenden proof-of-principle-Untersuchungen mit einer
Methotrexat-Prodrug, die durch ein chemisches Konjugat des kompletten IgG-
Antikörpers mit Carboxypeptidase aktiviert wurde, folgte die Entwicklung
rekombinanter Fusionsproteine eines Einzelkettenfragments des Antikörpers A33
mit Cytosindeaminase-Isoenzymen aus E. coli oder S. cerevisiae, die die
Umsetzung des für Säuger ungiftigen Antimykotikums 5-Fluorocytosin in das
Zytostatikum 5-Fluorouracil katalysieren. Das als Adhäsionsmolekül aus der
Immunglobulin-Superfamilie klassifizierte gpA33 wird in gesundem
gastrointestinalem Gewebe und in mehr als 95 % der kolorektalen Karzinome
exprimiert. Als Besonderheit zeigt es eine zeitabhängige Spezifität für
Tumorgewebe in der Weise, dass der A33-Antikörper initial im gesamten
Darmtrakt, nach ca. zwei Wochen jedoch nur noch in primären und metastatischen
Tumorläsionen nachweisbar ist. Die Grundlage dieses Verhaltens ist ebenso wie
die genaue Funktion des Moleküls noch nicht eindeutig geklärt, gezeigt und
hier bestätigt wur-de jedoch, dass gpA33 zumindest in der Zelllinie LIM 1215
nach Bindung des A33-Antikörpers oder eines fluoreszierenden A33scFv-
Fusionskonstrukts in Mikrovesikeln internalisiert und später wieder an der
Oberfläche reexponiert wird. In eigenen Untersuchungen konnte außerdem gezeigt
werden, dass die Oberflächenexpression des gpA33 zwar in reproduzierbarer
Weise mit dem Konfluenzgrad der Zellkultur und mit der Zellzyklusphase, in der
ein medikamentöser Zyklusstopp erzeugt wurde, korreliert, nicht aber mit der
zu denselben Zeitpunkten gemessenen gpA33-mRNA. Diese Ergebnisse legen nahe,
dass die Regulation der Oberflächenexpression von gpA33 weniger durch die
Kontrolle der Gentranskription als durch den intrazellulären Umsatz des
internalisierten Antigens erfolgt. Diese Interpretation ist mit einer bereits
früher an Mäusen postulierten Signalfunktion des gpA33 in der
Embryonalentwicklung, die möglicherweise in maligne transformierten Zellen
reaktiviert ist, ebenso vereinbar wie mit einer adulten Funktion in der
Präsentation im Darmlumen aufgenommener Antigene gegenüber abluminalen Zellen
des Immunsystems. Ein wesentlicher Einwand gegen ADEPT ist die Immunogenität
der in den meisten Fällen nicht-humanen Enzymkomponenten. Für Enzyme stellt
die Konjugation mit Polyethylenglykol jedoch einen erprobten Weg zur
immunologischen „Maskierung“ dar. Unklar war, ob dieses Verfahren sich auch
für Antikörper mit ihrer größeren Kontaktfläche zum Liganden eignet, ohne das
Eindringen in Tumorgewebe durch verschlechterte Diffusionsbedingungen
übermäßig zu beeinträchtigen. In einer Untersuchung am kompletten
humanisierten A33-Antikörper konnte hier gezeigt werden, dass mit einer
zeitlichen Verzögerung dieselbe spezifische Anreicherung in Tumorgewebe durch
das PEGylierte wie durch das native Protein erreicht, die Immunogenität in
immunkompe-tenten Mäusen jedoch soweit herabgesetzt wurde, dass eine
wiederholte Gabe möglich ist. Aus theoretischen Überlegungen heraus wurde für
die Entwicklung rekombinanter Fusionspro-teine für ADEPT die Verwendung von
Einzelkettenfragmenten des Antikörpers (scFv) und eines C-terminal über eine
Linkersequenz angeschlossenen Enzyms für die sinnvollste Struktur gehalten.
Hierfür wurden das in phage-display-Technologie von C. Rader entwickelte
A33scFv und zunächst die bakterielle Cytosindeaminase eingesetzt. Nach der
Überwindung umfangreicher technischer Schwierigkeiten, deren Ursache
wahrscheinlich in immanenten Problem der heterologen Proteinarchitektur zu
suchen ist, gelang eine Herstellung des projektierten Fusionsproteins in
ausreichender Menge für den Nachweis der bifunktionalen Aktivität in vitro.
Für In-vivo-Versuche war die mit diesem Konstrukt erzielbare Ausbeute jedoch
zu gering. Es folgte deshalb parallel die Entwicklung eines analog aufgebauten
A33scFv::GFP-Fusionsproteins zur Expression in der Hefe P. pastoris. Hierdurch
wurden bereits deutlich verbesserte, aber immer noch zu geringe
Produktionsmengen für Tierversuche erreicht. Dieses Verfahren konnte im
weiteren jedoch auf die Expression eines modifizierten Fusionsproteins mit der
aufgrund ihrer dimeren Funktionsstruktur gegenüber der notwendigen
Hexamerisierung des bakteriellen Isoenzyms mittlerweile bevorzugten
Cytosindeaminase aus S. cerevisiae angewandt werden. Die Herstellung dieses
als A33scFv::CDy bezeichneten Konstrukts durchlief umfangreiche Arbeiten zu
ihrer Opti-mierung, bis schließlich ein reproduzierbar einsetzbares und auch
auf andere analog aufgebaute Fusionsproteine übertragbares
Herstellungsverfahren im Bioreaktor etabliert werden konnte. Das auf diese
Weise hergestellte Fusionsprotein mit hoher Affinität für gpA33 und hoher
katalytischer Aktivität zeigte in vivo für das therapeutische Ziel verwertbare
pharmakokinetische Eigenschaften, so dass die Durchführung von Tierversuchen
zur Anwendung des ADEPT möglich wurde. Hier zeigte sich ein statistisch
signifikanter inhibierender Effekt auf das Wachstum von humanen Tumor-
Xenotransplantaten in immundefizienten Mäusen. Diese Untersuchungen beweisen
die Durchführbarkeit von ADEPT mit dem gpA33 als Zielantigen und mit einem
Enzym-Prodrug-System, das ein für das kolorektale Karzinom relevantes
Zytostatikum spezifisch im Tumorgewebe freisetzt. Ungeachtet der
fortbestehenden Schwierigkeiten in der therapeutischen Realisierung dieses
Konzepts stellen Pretargeting-Strategien wie ADEPT in den Augen des Autors
einen wesentlichen künftigen Entwicklungsweg für antikörperbasierte Therapien
maligner Erkrankungen dar.
de
dc.description.abstract
Despite the progress made since the 1990s, there is a substantial need for
improving the therapy of colorectal carcinoma especially in its metastasized
stage. As 5-fluorouracil remains a central pillar of chemotherapy both in
colon and in rectal carcinoma, the improvement of efficacy and tolerability of
this drug holds potential for optimizing therapy. The approach followed here
is the activation of an essentially non-toxic prodrug in tumor tissue by a
bifunctional protein construct that combines the binding properties of a
tumor-specific antibody with the catalytic activity of a suitable enzyme. For
this concept, termed antibody-directed enzyme-prodrug therapy (ADEPT), here
the intestinal gpA33 antigen and the namesake cognate A33 antibody were chosen
as the targeting system. After encouraging proof of principle investigations
with a methotrexate prodrug to be activated by a chemical conjugate of the
complete antibody and carboxypeptidase A, the development of recombinant
fusion proteins of a single chain fragment of the A33 antibody with cytosin
deaminase isoenzymes from either E. coli oder S. cerevisiae, which convert the
in mammals non-toxic antifungal agent 5-fluorocytosine into the cytostatic
drug 5-fluorouracil was pursued. The gpA33 protein, which has been classified
as an adhesion molecule and novel member of the immunoglobulin superfamily, is
expressed in healthy gastrointestinal tissue and in more than 95 % of
colorectal carcinomas. As a particularity, it shows a time-dependent
specificity for tumor tissue in that it binds initially to the complete
gastrointestinal tract, after about two weeks, however, it is only detectable
in primary and metastatic carcinoma lesions. The basis for this behaviour as
well as the exact biological function of this molecule is not yet fully
understood. It has been demonstrated and confirmed here, however, that at
least in the cell line LIM 1215 gpA33, after binding of A33 antibody or a
fluorescent A33scFv fusion construct, is internalized in microvesicles and
resurfaces later. In our studies it could also be demonstrated that the
surface expression of gpA33 correlates reproducibly with cell culture
confluence and with the cell cycle phase at which a cycle stop was imposed,
but not with gpA33 mRNA levels measured at the same time points. These results
suggest that gpA33 surface expression is regulated less by control of gene
transcription than by intracellular turnover of the internalized antigen. This
interpretation is compatible with a signal function of gpA33 in emryonal
development as postulated earlier in mice, which may possibly be reactivated
in malignantly transformed cells as well as with an adult function in the
presentation of antigens the immune presentation of antigens taken up from the
intestinal lumen to abluminal cells of the immune system. A major caveat
against ADEPT is the immunogenicity of the - mostly non-human - protein
components. For enzymes, polyethylen glycol conjugation is a tested way of
immunologic "masking". It was unknown whether this method was also suitable
for antibodies with their larger ligand contact surface without excessively
hindering their penetration into tumor tissue by reduced diffusion
characteristics. In an investigation of complete humanized A33 antibody, it
could be demonstrated here that with a temporal delay the same specific tumor
enrichment as compared to native protein was achieved with the PEGylated
version, while immunogenicity in immunocompetent mice was reduced to a level
allowing repeated application. From theoretical considerations, the
development of recombinant fusion proteins for ADEPT based on single chain
antibody fragments (scFv) and an enzyme attached C-terminally via a linker
sequence was regarded as the most suitable structure. To this avail, we used
the A33scFv developed by C. Rader in phage display technology and - initially
- bacterial cytosine deaminase. After surmounting numerous technical obstacles
probably caused by inherent problems of this heterologous protein
architecture, the projected fusion protein was produced in sufficient quantity
to demonstrate its bifunctional activity in vitro. However, the protein yield
of this construct did not allow in vivo experiments. Therefore, in parallel an
analogously designed A33scFv::GFP fusion construct was devised for expression
in the yeast P. pastoris. This alone led to a vastly improved, but still
insufficient for animal experiments, expression yield. This process, however,
could be employed for the expression of a modified fusion protein with
cytosine deaminase from S. cerevisiae, which was meanwhile preferred for its
dimeric as opposed to the bacterial isoenzyme's hexameric functional
structure. The production of this construct, termed A33scFv::CDy, underwent
extensive work for its optimization until a production procedure in a
biorector was established that was reproducible and transferable to other
analogously designed fusion proteins. The fusion protein produced in this
fashion with high affinity for gpA33 and high catalytic activity demonstrated
desirable pharmacokinetic characteristics suitable for the proposed
therapeutic aim, so that animal experiments of its application in ADEPT became
possible. Here, a statistically significant inhibitory effect on the growth of
human tumor xenotransplants in immunodeficient mice could be shown. These
investigations demonstrate the feasibility of ADEPT with gpA33 as target
antigen and an enzyme-prodrug-system that releases a cytostatic agent relevant
for colorectal carcinoma specifically in tumor tissue. Regardless of the
persisting difficulties in the therapeutic realization of this concept, this
author regards pretargeting-strategies such as ADEPT as a substantial avenue
for future development of antibody-based therapies for malignant disease.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Rekombinante Antikörper-Enzym-Fusionskonstrukte zur zielgerichteten Therapie
kolorektaler Karzinome
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. rer. nat. Dr. rer. medic. Stefan Barth
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. med. Alexander Knuth
dc.date.accepted
2010-01-25
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000015840-9
dc.title.translated
Recombinant antibody-enzyme fusion constructs for targeted therapy of
colorectal carcinoma
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
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FUDISS_thesis_000000015840
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FUDISS_derivate_000000007038
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