Das Konzept der ”„wirtschaftlichen Entwicklung„ dominiert die internationale Zusammenarbeit. Das Pro-Kopf-Einkommen (gemessen am Bruttoinlandsprodukt bip) zeigt, ob ein Land mehr oder weniger entwickelt ist. Der Standardindikator dafür, dass Entwicklung stattfindet, ist das bip-Wachstum. Dieser Artikel untersucht die Entstehung des Konzepts der wirtschaftlichen Entwicklung als das Ergebnis eines besonderen Zusammenspiels von Modellierung, Statistik und politischen Rahmenbedingungen. In dieser Geschichte spielt Arthur Lewis eine besondere Rolle – aber nur weil er auf die ersten internationalen Einkommensstatistiken Colin Clarks zurückgreifen konnte, die eine grundlegende Basis für Lewis berühmtes Modell der wirtschaftlichen Entwicklung darstellten. Lewis Modell der wirtschaftlichen Entwicklung wurde von Politikern dankbar aufgegriffen, da es endlich das lange sehr vage verstandene Konzept der Entwicklung konkretisierte und operationalisierbar machte. Wichtiger jedoch war, dass die Statistiken, auf die Lewis seine Argumentation aufbaute, schon lange poltisch etabliert und akzeptiert waren, bevor sie theoretisch untermauert wurden. Mit anderen Worten: Statistik kam in dieser Geschichte vor der Theorie. Dies ist eine wichtige Lektion für den Versuch, Alternativen zur Idee der wirtschaftlichen Entwicklung zu etablieren. Es kann gezeigt werden, warum das Konzept der wirtschaftlichen Entwicklung so fest im Sattel sitzt und welche Bedingungen und Schritte notwendig wären, damit sich Alternativen durchsetzen.
The notion of “economic development” dominates aid policy. A nation’s per capita Gross Domestic Product (gdp) determines whether that country is considered developed or less developed, and the standard measure of any developmental progress is gdp growth. This article investigates the evolution of the concept of economic development, as it emerged from a specific combination of modeling, statistics and political circumstances. In this story, Arthur Lewis played a decisive role, but only by building upon Colin Clark’s first global national income statistics, an indispensible foundation for Lewis’s seminal model of economic development. This model was embraced by policy makers longing for a theoretical framework to clarify and operationalize the hitherto vague concept of development. More importantly, however, the statistical indicator on which Lewis based his theory had already been universally accepted. In other words: statistics came before theory. This holds important lessons for alternative development ideas. It explains why the idea of economic development remains so firmly entrenched and suggests the conditions that might be necessary for an alternative theory to take hold.