dc.contributor.author
Kästner, Jana
dc.date.accessioned
2018-06-08T01:47:35Z
dc.date.available
2010-08-06T09:17:24.800Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13886
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-18084
dc.description.abstract
Bei der forensischen Untersuchung eines Todesfalls nimmt die
Blutalkoholanalyse einen wichtigen Stellenwert ein. Die für rechtliche
Fragestellungen wichtige Beurteilung des Alkoholisierungsgrades zum
Todeszeitpunkt gestaltet sich bei fäulnisveränderten Leichen als schwierig, da
Ethanol auch im Rahmen von Fäulnisprozessen gebildet werden kann. Neben
Ethanol wurden bei fäulnisveränderten Leichen eine Gruppe anderer Substanzen
festgestellt, die sogenannten Fäulnisalkohole, welche allerdings auch als
Begleitstoffe in alkoholischen Getränken vorkommen. Wenn bei stark
fäulnisveränderten Leichen kein Blut mehr gewonnen werden kann, asserviert man
Muskelproben zur Ethanolanalyse. In der vorliegenden Arbeit wurde untersucht,
ob es zwischen Vergleichsgruppen mit und ohne Fäulnisveränderungen
Unterschiede in der Nachweishäufigkeit von Ethanol sowie im Ausmaß der
absoluten Ethanolkonzentrationen gibt. Weiterhin wurde überprüft, ob Blut- und
Muskelethanolkonzentrationen bei fäulnisveränderten Leichen miteinander
korrelieren. Als dritter Komplex wurden die Regelmäßigkeit und das Ausmaß des
Auftretens von Fäulnisalkoholen in Abhängigkeit zur fortschreitenden
Leichenfäulnis und im Zusammenhang mit der Ethanolkonzentration betrachtet.
Die Studiengruppe umfasste 493 Leichen, die im Berliner Landesinstitut für
gerichtliche Medizin im Zeitraum September 2005 bis Juli 2006 obduziert und
toxikologisch untersucht wurden. Es gab keine Ausschlusskriterien. Die
Konzentrationen von Ethanol, Methanol, Isopropanol, Aceton, n-Propanol,
n-Butanol, sekundär-Butanol, tertiär-Butanol und Isobutanol wurden in Blut
(Vena femoralis) und Muskel (Oberschenkelmuskulatur und Hüftbeuger/ Musculus
psoas major) gaschromatografisch bestimmt. Im Urin wurden Ethanol, Methanol,
Isopropanol, Aceton, n-Propanol und n-Butanol bestimmt. Die Nachweisgrenze für
die gemessenen Fäulnisalkohole wurde mit 0,02 g/kg so gewählt, dass eventuell
durch prämortalen Getränkekonsum aufgenommene Begleitstoffe weit unter der
Nachweisgrenze lägen. Die Obduktionsberichte und die polizeilichen
Ermittlungsberichte wurden retrospektiv nach folgenden Angaben ausgewertet und
analysiert: allgemeine Daten, Fäulnisstadium, Todesursache, Auffindeumgebung,
postmortales Zeitintervall und Vorliegen von Alkoholismus zu Lebzeiten. Die
vorliegende Arbeit vergleicht lediglich „Momentaufnahmen“ von
Substanzkonzentrationen in Proben verschiedener Leichen, die sich zum
Untersuchungszeitpunkt in einem bestimmten Fäulniszustand befanden. Aussagen
über einen Prozess der Konzentrationsänderung von Ethanol und Fäulnisalkoholen
in zeitlicher Abhängigkeit zur Leichenfäulnis ließen sich nur treffen, wenn
von denselben Leichen Proben zu unterschiedlichen Stadien der Fäulnis
analysiert würden. Im Blut stiegen sowohl Konzentrationen als auch
Nachweishäufigkeiten von Ethanol mit zunehmender Fäulnis. Hinsichtlich der
Ethanolnachweishäufigkeit in verschiedenen Konzentrationsbereichen zeigte sich
mit zunehmender Fäulnis eine Verschiebung in Form einer Abnahme des Anteils
der Ethanolnachweise zwischen 0 und 0,5 g/kg zugunsten des Anteils mit einer
Ethanolkonzentration zwischen 0,5 und 1,5 g/kg. Eine Ethanolmenge zwischen 0,5
und 1,5 g/kg kann demnach als möglicher Umfang einer Ethanolneogenese im Blut
angenommen werden. Ein Versuch der Differenzierung zwischen konsumiertem und
durch Fäulnis gebildetem Ethanol wurde unternommen, indem man von der Gruppe
zu Lebzeiten Alkoholabhängiger annahm, dass sie größtenteils auch zum
Todeszeitpunkt alkoholisiert waren. Zu Lebzeiten nicht Alkoholabhängige wurden
mit der Annahme versehen, größtenteils zum Todeszeitpunkt nicht alkoholisiert
gewesen zu sein. Betrachtete man die Ethanolkonzentrationsänderung in
Abhängigkeit zur fortschreitenden Fäulnis unter diesem Aspekt, so zeigte sich
bei den Alkoholabhängigen eine Ethanolkonzentrationsabnahme in Blut, Urin und
Muskel und bei den nicht Alkoholabhängigen eine Ethanolkonzentrationszunahme
in Blut und Urin. Frische Leichen mit Alkoholabhängigkeit zu Lebzeiten wiesen
eine um 1,19 g/kg höhere mittlere Blutethanolkonzentration auf als frische
Leichen ohne Alkoholabhängigkeit. Bei fäulnisveränderten Leichen betrug diese
Differenz 0,36 g/kg. Wenn die Beobachtung der fäulnisbedingten Abnahme einer
initial hohen Blutethanolkonzentration experimentell bestätigt werden könnte,
würde dies für die rechtsmedizinische Praxis bedeuten, dass man für
fäulnisveränderte Leichen je nach initialer Ethanolkonzentration eine Ab- oder
Zunahme der Ethanolmenge berücksichtigen müsste. Die Ethanolkonzentrationen im
Musculus psoas lagen in allen Stadien der Leichenfäulnis auf dem annähernd
selben Niveau. Im M. quadrizeps femoris war mit fortschreitender Fäulnis
zunächst ein Abfall der Ethanolkonzentration, gefolgt von einem Anstieg zu
verzeichnen. In 70% der Fälle wurden im Musculus psoas höhere
Ethanolkonzentration gemessen als im Musculus quadrizeps femoris bei einer
mittleren Differenz von 0,4 g/kg. Dies könnte mit der topografisch nähren Lage
des Musculus psoas zu Darm erklärt werden. Ein linearer Zusammenhang zwischen
den Muskelethanolkonzentrationen beider Entnahmestellen und der
Blutethanolkonzentration war nicht gegeben. Sowohl die Nachweishäufigkeiten
als auch die Konzentrationen der Begleitstoffe stiegen in Blut, Muskel und
Urin mit zunehmender Fäulnis an und lagen insgesamt bei Fäulnis in vielfach
höherer Konzentration vor als bei frischen Leichen. Eine Ausnahme stellte
Isobutanol dar, welches nur im Muskel nachgewiesen wurde und dort mit
fortschreitender Fäulnis an Konzentration und Nachweishäufigkeit abnahm.
Methanol wurde in keiner Probe nachgewiesen. Tertiär-Butanol kam weder im Blut
noch im Muskel vor. Unter den untersuchten Substanzen scheint n-Propanol als
Fäulnisindikator in Blut- und Urinproben am geeignetsten, da es am häufigsten
nachgewiesen wurde und in seiner Menge mit fortschreitender Fäulnis
kontinuierlich zunahm. Im Muskel war n-Butanol die höchstkonzentrierte und am
häufigsten nachgewiesene Substanz, gefolgt von n-Propanol. Sowohl im Blut als
auch im Oberschenkelmuskel stand die n-Propanolkonzentration in linearem
Zusammenhang zur Ethanolkonzentration. Damit kann n-Propanol als Indikator für
Fäulnis und damit verbundene Ethanolneogenese betrachtet werden. Als
zuverlässiger Marker für Fäulnis und damit verbundene Ethanolneubildung kann
jedoch keiner der bestimmten Fäulnisalkohole betrachtet werden, denn keiner
wurde in ausreichender Häufigkeit und in stabiler Relation zur
Blutethanolkonzentration nachgewiesen.
de
dc.description.abstract
In the forensic investigation of a death of a person, the analysis of blood
alcohol plays a crucial role. Significant legal issues for assessing the
degree of intoxication at the designated time of death is difficult as ethanol
can also be formed as part of the decaying process. In addition to ethanol in
decomposed corpses, a group of other substances may be found, they are the so-
called decay alcohols or putrefactive oils, which are present but may also be
found as substances present in alcoholic beverages. If one cannot obtain a
blood sample in heavily putrefied corpses, a muscle sample may be used for
ethanol analysis. The present study investigated whether comparisons may be
made between groups with and without decay changes, differences in the
frequency of detection of ethanol, and the extent of absolute ethanol
concentrations. Furthermore, comparisons were made where blood and muscle
ethanol concentrations correlate with each other in putrefied corpses. The
third comparison made was the regularity and the extent of the occurrence of
putrefaction in alcohol dependence, to the progressive decaying corpses and
were considered in connection with the ethanol concentration. The study group
consisted of 493 corpses that were examined in the Berlin National Institute
of Forensic Medicine during the period of September 2005 to July 2006. There
were no exclusion criteria. The concentrations of ethanol, methanol,
isopropanol, acetone, n-propanol, n-butanol, secondary butanol, tertiary-
butanol and isobutanol were determined in the blood (femoral vein) and muscle
(thigh muscles and hip flexors/psoas major by gas chromatography. In urine
ethanol, methanol, isopropanol, acetone, n-propanol and n-butanol were
determined. The detection limit for the measure decay alcohol was 0.02g/kg
chosen such that possibly far pre-mortal beverage consumption recoded by the
compounds lie below the detection limit. The autopsy reports and police
investigation reports were retrospectively evaluated and analyzed according to
the following information: date when the body was found, decay stage, cause of
death, the environment in which the body was found, post-mortem interval, and
presence of alcoholism during their lifetime. The present study compares only
“snapshots” of substance concentrations in samples of different corpses, which
at the time of investigation, were in different degrees of decay. Statements
about a process of change in concentration of ethanol and alcohols could decay
in time, depending on the decaying corpse that only apply if bodies were
analyzed by the same samples at different stages of decay. As the blood
increased, there was increasing corruption of both concentrations and
detection frequency of ethanol. Regarding the frequency of detection of
ethanol in different areas of concentration showed decay with increasing
displacement in the form of a decrease in the percentage of ethanol evidence
from 0 to 1.5 g/kg, therefore can be accepted as a possible extent of
putrefactive ethanol in the blood.
en
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject
decomposed corpses
dc.subject
forensic investigation
dc.subject
putrefactive alcohol
dc.subject
putrefactive oil
dc.subject
ethanol analysis
dc.subject.ddc
600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften::610 Medizin und Gesundheit
dc.title
Ethanol und Fäulnisalkohole in Blut, Urin und Muskel in verschiedenen Stadien
der Leichenfäulnis
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. med. H. Maxeiner
dc.contributor.furtherReferee
Priv.-Doz. Dr. med. habil. St. Koch
dc.contributor.furtherReferee
Priv.-Doz. Dr. rer. nat. H. Fuchs
dc.date.accepted
2010-09-03
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000017095-4
dc.title.translated
Ethanol and fusel oils in blood, urine and muscle in different stages of
decomposition of human bodies
en
refubium.affiliation
Charité - Universitätsmedizin Berlin
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000017095
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000011844
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open access