Chronisch niereninsuffiziente Patienten Stadium 5 (terminale Niereninsuffizienz) haben eine erheblich erhöhte kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität. Es ist bekannt, dass bei diesen Patienten eine Erhöhung der arteriellen Gefäßsteifigkeit einen Risikofaktor darstellen kann. In der vorliegenden Arbeit wurde der Gefäßzustand mit einer nichtinvasiven Methode bei chronisch niereninsuffizienten Patienten Stadium 5 unter extrakorporaler Hämodialyse (n=31) und unter Peritonealdialyse (CAPD, n=19) sowie bei gesunden Kontrollpersonen (n=40) näher untersucht. Die arteriellen Steifigkeit der großen Gefäße (S1) und der kleinen Gefäße (S2) wurde nichtinvasiv durch die Analyse der Pulswelle, die mittels Applanationstonometrie über der Arteria radialis gemessen wurde, bestimmt. Zunächst wurde bei gesunden Kontrollpersonen die methodische Zuverlässigkeit der Applanationstonometrie bezüglich der Erfassung funktioneller Veränderungen des arteriellen Gefäßsystems überprüft. Eine Vasokonstriktion durch Eintauchen der Hand in Eiswasser (Eiswasserversuch) führte zu einem signifikanten Anstieg der arteriellen Gefäßsteifigkeit S2. Eine Vasodilatation durch Nitroglyceringabe führte dagegen zu einer signifikanten Verminderung der arteriellen Gefäßsteifigkeit S2. Während der Durchführung des Schellong-Tests (Orthostase- Test) kam es beim Übergang vom Liegen zum Stehen im Rahmen der Vasokonstriktion zu einem signifikanten Anstieg der Steifigkeit der großen Gefäße (S1) und der kleinen Gefäße (S2). Weiterhin zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen der Bestimmung der Steifigkeit der großen Gefäße (S1) sowie der kleinen Gefäße (S2) und dem Augmentations-Index, einem Parameter, der mit einem weiteren etablierten nichtinvasiven Mess-System zur nicht-invasiven Bestimmung der Gefäßsteifigkeit mittels Applanationstonometrie erfasst wurde. Nun wurde bei chronisch niereninsuffizienten Patienten Stadium 5 die Reproduzierbar-keit der Gefäßmessungen überprüft. Wiederholte Messungen mit Ab- und Anlegen des Tonometers innerhalb eines kurzen Zeitraums von 5 Minuten und auch innerhalb eines langen Zeitraums von 24 Stunden zeigten eine reproduzierbare Bestimmung der arteriellen Gefäßsteifigkeit S1 und S2 bei chronisch niereninsuffizienten Patienten Stadium 5. Der Variationskoeffizient war 9,4% für S1 und 17,8% für S2. Die arterielle Steifigkeit der großen Gefäße (S1) war bei chronisch niereninsuffizienten Patienten Stadium 5 (Hämodialyse- Patienten) im Vergleich zu den gesunden Kontroll-personen signifikant erhöht (1,48±0,13 mmHg/ml, n=31 vs. 0,98±0,11 mmHg/ml, n=40; Mittelwerte ± SEM; p=0,0002). Die arterielle Steifigkeit der kleinen Gefäße (S2) zeigte keinen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die arterielle Steifigkeit der großen Gefäße (S1) zeigte eine signifikante Korrelation mit dem systolischen Blutdruck, nicht aber mit dem diastolischen Blutdruck. Die arterielle Steifigkeit der großen Gefäße (S1) zeigte eine signifikante Korrelation mit der Körpergröße, nicht aber mit Laborparametern wie Hämoglobin, Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure oder Kalzium-Phosphatprodukt. In der Querschnittsuntersuchung zeigte sich, dass mit zunehmender Dauer der Dialysebehandlung (Dialysedauer in Monaten) der Anteil an terminal nierenin- suffizienten Patienten mit erhöhter arterieller Steifigkeit der großen Gefäße (S1) sowie der kleinen Gefäße (S2) zunimmt. Bei Wiederholungsmessungen bei 9 chronisch niereninsuffizienten Patienten Stadium 5 (Hämodialyse-Patienten) zeigte sich innerhalb von 12 Monaten noch keine signifikante Veränderung der arteriellen Steifigkeit der großen Gefäße (S1) (1,20 ± 0,18 mmHg/ml vs. 1,14 ± 0,09 mmHg/ml; p>0,05). Dagegen zeigten Wiederholungsmessungen bei 10 chronisch niereninsuffizienten Patienten Stadium 5 (CAPD-Patienten) innerhalb von 12 Monaten einen signifikanten Anstieg der arteriellen Steifigkeit der großen Gefäße (S1) von 1,02 ± 0,09 mmHg/ml auf 1,22 ± 0,13 mmHg/ml (p<0,05). Zusammenfassend zeigt die Arbeit, dass bei chronisch niereninsuffizienten Patienten Stadium 5 mit nichtinvasiven Messungen eine erhöhte Steifigkeit der arteriellen Gefäße nachweisbar ist. Die Etablierung einer solchen Methode im klinischen Alltag, welche das individuelle Risiko bezüglich kardiovaskulärer Ereignisse abschätzen kann, könnte bei terminal niereninsuffizienten Patienten einen präventiven Nutzen haben, da das Therapieregime bei diesen Patienten optimiert werden könnte.
Patients with chronical renal failure have an increased cardiovasculare mortality. We investigated the arterial stiffness of these patients with a noninvasive method. The arterial stiffness of patients with chronical renal failure is significant higher than the arterial stiffness of healthy control subjects.