Komplementär- und Alternativmedizin (CAM) erfreuen sich großer Popularität in Deutschland. Hierzu gehören auch fernöstliche Systeme wie auch die weniger bekannte tibetische Medizin (TM). Im ersten Teil dieser Arbeit wurde der Stand der klinischen Forschung zu TM in einer systemati-schen Literaturübersicht untersucht. Im zweiten Teil wurden Daten aus einer britischen TM-Praxis analysiert, um Erkenntnisse über die Inanspruchnahme von TM zu erhalten. In die systematische Literaturübersicht wurden nach Recherche in sieben Datenbanken und spe-zialisierten Archiven ergänzt durch Expertenempfehlungen 39 Publikationen (40 Studien) einge-schlossen. Wie in anderen CAM-Reviews waren die Studientypen heterogen und die Studiengrö-ße klein, die Qualität der Studien war hingegen gut. Die Anzahl untersuchter Krankheiten war ebenfalls groß (n=21+). Ein großer Teil der Studien wurde in Europa durchgeführt (n=28) und untersuchte aus der TM adaptierte Kräuterpräparate (n=28): Aus den vorliegenden Studien geht die beste Evidenz für die Wirksamkeit des Präparats Padma 28 in der Behandlung von pAVK (neun Studien, davon sechs RCTs) hervor. Studien zur traditionellen TM ergaben trotz Vorliegen methodischer Defizite am ehesten Anhalt für deren Wirksamkeit bei Gelenkbeschwerden und Diabetes mellitus. Für die meisten untersuchten Indikationen fehlen jedoch Studien mit ausrei-chend großer Fallzahl, um eine Evidenzbewertung zu ermöglichen. In einem zweiten Teil wurde in einer prospektiven Beobachtungsstudie die Inanspruchnahme von TM in einer britischen Praxis mit fünf Standorten untersucht. Während des Beobachtungs-zeitraumes von 21 Monaten wurden 269 Patienten (182 Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 42,6 Jahren eingeschlossen. 41% der Patienten wurden im Beobachtungszeitraum häufiger als einmal gesehen (Durchschnitt aller Patienten: 2,2). Trotz einer Unterrepräsentanz der über 65jährigen unterschieden sich TM-Patienten nicht signifikant von Patienten aus anderen CAM-Bereichen in Großbritannien. Es wurden durchschnittlich 1,9 Diagnosen bzw. Beschwerden als Behandlungsanlass angegeben: Die am häufigsten genannten Beschwerden waren Müdig- keit/Kraftlosigkeit (17,1%), Gelenkschmerzen (11,5%) und Depressionen (7,8%). 39,7% der Patienten gaben Beschwerdeverbesserungen im Behandlungsverlauf an. Keine Veränderungen beobachteten 50,0%, wobei jüngere und männliche Patienten den Verlauf häufiger positiv beur-teilten.
Complementary and Alternative Medicines (CAM) are increasingly popular in Germany. These therapies also include Far Eastern systems including the less known Tibetan medicine (TM). For the first part of this book the current state of clinical research on TM has been investigated in a systematic review. In the second part, I investigated the utilization of TM in the UK. For the systematic review, a query for clinical studies was conducted in seven databases as well as several specialized archives and supplemented by expert advice. 39 publications (40 studies) were identified. As known from other CAM reviews, study designs were heterogeneous and study sizes small, the quality of the studies, however, was good. The number of investigated diseases was large (n=21+). The majority of studies were carried out in Europe (n = 28) and examined TM-adapted herbal preparations (n=28): The best evidence for the effectiveness of TM is available for the preparation Padma 28 in the treatment of peripheral artery disease (nine studies, of those six RCTs). Despite methodological deficiencies, studies showed some benefits of traditional TM in the treatment of arthritis and diabetes mellitus. For most indications, however, sample sizes were too small to allow conclusions. In a second part, the use of TM in a British practice was investigated in a prospective observational study. During the observational period of 21 months, 269 patients (of which 182 were women) were included with a mean age of 42.6 years. 41% of patients were seen more than once during the observational period (average: 2.2). Despite an underrepresentation of patients over 65 years of age, TM patients did not differ significantly from patients utilizing other CAM in the UK. The reasons for treatment most commonly reported were fatigue / asthenia (17.1%), joint pain (11.5%) and depression (7.8%), on average 1.9 diagnoses were given. 39.7% of patients described improvements in the course of treatment and 50.0% observed no changes. Younger and male patients were most likely to report improvements after treatment.