Während in Deutschland und in anderen Industrieländern ein zunehmendes Bewusstsein für die Übergewichtigkeit der Bevölkerung zu bemerken ist, wird das Problem Mangelernährung in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Mangelernährung ist ein häufiges Problem bei gynäkologisch-onkologischen Patienten, jedoch ist diese Thematik nur durch wenige Studien belegt. Die vorliegende Studie erfasste den Ernährungszustand von 274 konsekutiv aufgenommenen Mamma-, Ovarial- und Cervix-Karzinom-Patientinnen anhand 5 verschiedener Messparameter. Dazu gehörten der SGA, der MST, der BMI, die Bioelektrische Impedanz Analyse mittels ECM-BCM-Ratio und der Phasenwinkel. Beim Vergleich der Karzinomgruppe (n=174) gegen die Kontrollgruppe (n=68) wurden die Patientinnen der Karzinomgruppe unter Verwendung des MST, des Phasenwinkels und der ECM/BCM-Ratio signifikant häufiger als mangelernährt eingestuft. Mittels Phasenwinkel (<5°) konnte bei 48% der Krebspatientinnen auf eine Mangelernährung hingewiesen werden. Bei der Karzinomgruppe konnten signifikant längere Liegezeiten, eine erhöhte Komplikationsrate und eine signifikant schlechtere Lebensqualität nach dem EORTC-C30 festgestellt werden. Beim Vergleich der Kontrollgruppe mit der Subgruppe der Mammakarzinompatientinnen (n=100) konnte ebenfalls das erhöhte Risiko einer Mangelernährung mittels Phasenwinkel und ECM/BCM-Ratio gezeigt werden. Allerdings lagen nach dem MST und SGA keine signifikanten Unterschiede vor und mittels BMI wurden sogar 52% der Mammakarzinompatientinnen signifikant häufiger als übergewichtig eingestuft. Bei den Mammakarzinompatientinnen fanden sich Komplikationen nicht signifikant häufiger, verschiedene Parameter der Lebensqualität waren jedoch signifikant schlechter und die Liegezeit signifikant verlängert. Beim Vergleich der Kontrollgruppe mit Patientinnen mit erstdiagnostiziertem gynäkologischem Karzinom (n=119) konnte ebenfalls mittels Phasenwinkel und ECM/BCM-Ratio ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung nachgewiesen werden, die Liegezeit war signifikant 3 Tage länger. Bei Untersuchung des Phasenwinkels in Abhängigkeit von den Komplikationen und der Liegezeit konnte gezeigt werden, je kleiner der Phasenwinkel desto signifikant häufiger waren die untersuchten Komplikationen und desto länger die Liegezeiten. Es zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Ergebnissen des Phasenwinkels, der ECM/BCM-Ratio und dem SGA. Insgesamt konnte die erhöhte Prävalenz von Mangelernährung bei gynäkologischen Krebspatientinnen deutlich gemacht werden. Der BMI dient nach unserer Ansicht nicht als alleiniger Indikator für eine Mangelernährung. In Ermangelung einer sicheren länderübergreifenden Definition von Mangelernährung und deren Erfassung bei gynäkologischen Krebspatientinnen sind langfristigere und größere Studien erforderlich, welche auch die Morbidität und Mortalität erfassen und den Nutzen ernährungstherapeutischer Interventionen evaluieren sollten. Weitere Ziele sollten eine internationale Einigung auf eine klare Definition bzw. Klassifizierung von Mangelernährung und die Verwendung von international einheitlichen Messmethoden und Grenzwerten sein.
Whereas there is a growing awareness of obesity in the population in Germany and other industrialized countries, the problem of malnutrition goes largely unnoticed among the public. Malnutrition is a common problem in gynaecological oncology patients, but only a few studies cover this topic. The present study documented the nutritional status of 274 consecutively admitted breast, ovarian and cervical carcinoma patients using five different measurement parameters. These included the SGA, the MST, the BMI, bioelectrical impedance analysis using ECM-BCM ratio and phase angle. Comparison of the cancer group (n = 174) with the control group (n = 68) showed that patients in the cancer group were classed as malnourished significantly more often using the MST, the phase angle and the ECM / BCM ratio. Use of the phase angle (<5 °) revealed malnutrition in 48% of the cancer patients. The EORTC-C30 revealed significantly longer admission times, increased complication rates and a significantly worse quality of life in the cancer group. Comparison of the control group with the subgroup of breast cancer patients (n = 100) also indicated an increased risk of malnutrition using the phase angle and the ECM / BCM ratio. However, the MST and SGA showed no significant differences, and using the BMI 52% of breast cancer patients were actually classified as overweight significantly more often. Complications in breast cancer patients were not significantly more frequent, but quality of life parameters were significantly worse and admission times were significantly prolonged. Comparison of the control group with recently diagnosed gynaecological cancer patients (n = 119) by means of phase angle and ECM / BCM ratio demonstrated an increased risk of malnutrition, and admission times were 3 days longer. Examination of the phase angle as a function of the complications and admission times showed that the smaller the phase angle, the greater the frequency of the complications and the longer the admission times. There was a significant correlation between the results of the phase angle, the ECM / BCM ratio and the SGA. Overall, it was possible to demonstrate the increased prevalence of malnutrition among gynaecological cancer patients. In our opinion the BMI is not the only indicator for malnutrition. In the absence of a reliable cross-national definition of malnutrition and its detection in gynaecological cancer patients longer-term and larger studies are needed which would also have to cover morbidity and mortality and evaluate the nutritional benefits of therapeutic interventions. Other goals should be an international consensus on a clear definition and classification of malnutrition and the use of internationally standardized measurement methods and limits.