dc.contributor.author
Knossalla, Norbert
dc.date.accessioned
2018-06-08T01:40:17Z
dc.date.available
2015-08-17T08:19:34.873Z
dc.identifier.uri
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/13696
dc.identifier.uri
http://dx.doi.org/10.17169/refubium-17894
dc.description.abstract
Thema dieser Untersuchung sind die pazifische Stachelauster Spondylus
einerseits sowie Meeresschnecken der Gattung Strombus, die beide ein über
Jahrtausende hinweg kontinuierliches Paraphernalium im Andenraum darstellen.
Dieses findet sowohl Bestätigung im archäologischen Fundgut als auch anhand
zahlreicher kolonialzeitlicher Aufzeichnungen und übermittelter Mythen aus
vorspanischer Zeit. Aufgrund der Tatsache, dass in der Forschung erst in den
letzten Jahrzehnten ein größeres Augenmerk auf beide Spezies gelegt wurde,
existieren bislang nur wenige Untersuchungen bezüglich der Bedeutung der
Mollusken im nordperuanischen Andenraum, insbesondere für die Zeiträume des
ausgehenden Archaikums und dem Formativum (ca. 2400 – 100 v.Chr.). In dem
Zusammenhang erörterte Themen beinhalteten überwiegend Fragen zur Herkunft und
Gewinnung sowie damit in Verbindung stehende Aspekte wie Handel, Handelsrouten
und Austauschmechanismen. Da beide Mollusken oftmals nicht genau spezifiziert
wurden, beziehen sich vormalige archäologische Untersuchungen, die sich mit
der Rolle von Spondylus und Strombus befassen, häufig nur auf bestimmte
Textpassagen ausgesuchter Chronisten und/oder beispielhaft herangezogener
archäologischer Funde, die räumlich begrenzt sind. Dies hat als Ergebnis, dass
der Gebrauch von Spondylus und Strombus als unveränderbare Konstante sowohl
räumlich als auch zeitlich dargestellt wurden und eine eingehende Untersuchung
des Datenmaterials in der Gesamtheit nicht stattfand. Insofern beginnt die
vorliegende Arbeit mit einer Vorstellung sämtlicher für den betreffenden Raum
infrage kommender Spezies, gefolgt von einer Zusammenstellung von Hinweisen
auf beide Mollusken, die aus frühen publizierten Aufzeichnungen entnommen
sind. Diese Hinweise sind nach ihrem jeweiligen Kontext in Kategorien
eingeteilt, beginnend mit ableitbaren und möglichen Definitionen aus
verschiedenen Erklärungen, Wörterbüchern und kontextuellen Nennungen früher
Aufzeichnungen. Dabei wird jede einzelne Textpassage untersucht, in ihrem
Zusammenhang kommentiert und die Ergebnisse in Tabellenform festgehalten.
Anhand der Summe der Überlieferungen war es möglich, die Ergebnisse in
verschiedene Kategorien mit teilweise weiteren Unterkategorien zu
klassifizieren und vorab generellen Fragestellungen bezüglich Gewinnung,
Handel, Handelsrouten, Verarbeitung und Produktion, Arbeitseinsatz in Cusco,
Tambos und Depots, Schifffahrt, Ortsbezeichnungen, Personennamen und Hinweisen
zu unterziehen, die insbesondere für Spondylus die Nutzung als eine Art
Währung vermuten lassen. Ebenso werden vor allem mit Hinsicht auf Spondylus
die Wertschätzung und die Verwendung der Mollusken als Schmuck sowie der
besondere Bezug zu Frauen herausgestellt. Im nächsten Schritt wird der
Gebrauch von Spondylus in sakralen Kontexten untersucht, wozu in erster Linie
Opferkontexte zählen, darüber hinaus aber auch Hinweise auf mögliche bestimmte
Opferpriester sowie Zusammenhänge, die in Verbindung mit Heiligtümern, Götzen,
Wahrsagerei, Beichte, Liebeszauber und Medizin stehen. Im Hinblick auf die
genannten Kategorien ergibt sich für Strombusschnecken und daraus
hergestellter Produkte eine andere Sachlage, die das wenig komplexe Bild der
überwiegenden Nutzung als Musikinstrumente zeigt, welche offensichtlich zu
bestimmten Anlässen und zum Teil wohl auch von offiziellen Personen gespielt
wurden. Der zweite Schwerpunkt dieser Arbeit umfasst archäologische Funde und
Befunde von Spondylus und Strombus aus der Zeit des ausgehenden Archaikums und
dem Formativum. Dabei handelt es sich einerseits um ikonografische
Darstellungen der Mollusken in Stein, Keramik, Knochen, Metall, Kalebassen,
Textilien und Molluskenschale. In einer großen Zahl der Fälle stammen die
Objekte aus nicht dokumentierten Raubgrabungen, zu denen keine oder nur vage
Angaben existieren. Damit einhergehend werden aber auch wissenschaftlich
dokumentierte Objekte aus archäologischen Untersuchungen mit einbezogen,
welche in die Kategorien Grabfunde, Deponierung, Fußbodenstreuung, mögliche
Werkstätten und Streufunde eingeordnet werden können. Diese Kategorien lassen
sich wiederum in weitere Unterkategorien aufgliedern und beziehen sich
beispielsweise auf die Art des Materials, der Fundlage oder auch den
Verwendungszweck. In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, dass es
auch in diesem Abschnitt zu Überschneidungen kommt und in zahlreichen Fällen
mehrere Kategorien zutreffen können, da eine klare Trennung nicht immer
möglich ist. Die Vorstellung aller Objekte erfolgt in Form von Katalogen mit
anschließender Analyse und Festhalten der Ergebnisse in Tabellenform.
Insgesamt wurde dabei versucht, eine anhand der Publikationslage möglichst
umfassende Zusammenstellung vorzunehmen, jedoch kann generell kein Anspruch
auf Vollständigkeit erhoben werden. Auch wenn archäologische und literarische
Kontexte unterschiedlicher Art und zeitlicher Tiefe sind, ist es möglich,
zahlreiche Parallelen herauszustellen. Hinsichtlich Spondylus sind
beispielsweise eine überwiegende Verwendung als Schmuck, als Grabbeigabe sowie
im Bereich von Opferungen, rituellen Kontexten und der starke Bezug zu Frauen
ersichtlich. Auf der anderen Seite kann entgegen der weitverbreiteten Meinung,
dass der Ausdruck „mullu“ gleichbedeutend mit Spondylus ist, nicht bestätigt
werden. Vielmehr steht „mullu“ zusammen mit dem spanischen Ausdruck „chaquira“
eher als Synonym für Perlen verschiedenster Art und Materialien bzw. für
Fertigprodukte, die vornehmlich als Kettenschmuck getragen wurden. Im Hinblick
auf Strombus ergibt sich ein ähnliches Bild und zeigt, dass die
Meeresschnecken anscheinend überwiegend als Musikinstrumente verwendet wurden,
deren Nutzung offensichtlich bestimmten Personen oblag, welche möglicherweise
mit gewissen Privilegien oder offiziellen Eigenschaften ausgestattet waren.
Bei diesen Personen handelt es sich in der Regel um männliche Individuen,
wobei jedoch teilweise Ausnahmen im Zusammenhang mit Funden aus Grabkontexten
bestehen. Zusammenfassend kann insgesamt auch eine hohe Wertschätzung beider
Mollusken konstatiert werden, was sich nicht nur auf spätere Zeiten bezieht,
sondern auch für frühe Epochen nachvollziehbar ist. Ersichtlich ist dies
sowohl aus den frühen spanischen Aufzeichnungen als auch aus den
archäologischen Befunden des ausgehenden Archaikums und dem Formativum. Auf
der anderen Seite konnten jedoch keine Hinweise darauf gefunden werden, die
beispielsweise auf eine Nutzung von Spondylus als Bioindikator schließen
lassen, um ein möglicherweise bevorstehendes ENSO-Phänomen vorherzusagen.
Ebenso wenig ergab die Auswertung Hinweise darauf, dass der Verzehr von
Spondylusmuscheln im Sinne einer Rauschdroge ausgeübt wurde und beispielsweise
Schamanen die toxischen Substanzen in abgemilderter Form über den Urin
eingenommen hätten. Abschließend muss gesagt werden, dass die vorliegende
Arbeit darauf abzielte, eine nach Publikationslage möglichst umfassende
Zusammenstellung literarischer, archäologischer und ikonografischer Kontexte
zu erfassen und diese als Ganzes gewissen Fragestellungen zu unterwerfen,
wobei der Anspruch auf Vollständigkeit nicht erhoben werden kann. Insofern
bleiben zahlreiche Fragen offen bzw. haben sich neue ergeben, deren
Beantwortung weiteren Untersuchungen obliegt, für welche diese Arbeit Anreize
auf Grundlage einer größtmöglichen Datenbasis schaffen soll.
de
dc.description.abstract
Subject of this research are the pacific spiny oyster Spondylus and marine
snails of the genus Strombus, both constituting paraphernalia over a long
temporal sequence of several millennia in the Andean region. This evidence is
confirmed by archaeological findings as well as by numerous colonial notations
and transmitted myths from prehispanic times. Due to the fact that research
turned more attention to the animals quite in the last decades, only few
studies do exist concerning the role of these mollusks in the northern
Peruvian Andes, especially in late archaic and formative times (around 2400 –
100 B.C.). Discussed themes mostly comprehended questions about the origin and
procurement of the animals as well as aspects of trade, trade routes and
exchange mechanisms. Disregarding the fact that both mollusks frequently are
not exactly specified, early archaeological research dealing with the role of
Spondylus and Strombus in Peru predominantly rely on single text passages of
chosen chroniclers and/or exemplified archaeological findings and are often
spatially limited. As a result, the use of Spondylus and Strombus was pointed
out as inalterable in space as well as in time, and that a more detailed
examination of the data did not take place at large. Therefore, this paper
first starts with a listing of all species of Spondylus and Strombus that can
or could be considered for the respective area, followed by a compilation of
hints of both mollusks, extracted from publications of early records. These
references are arranged in categories according to their contexts, beginning
with deducible and possible definitions gathered from different dictionaries,
as well as contextual and explanatory notes from early records. In this
aspect, every text passage is examined and commented within its context and
the evaluated results are recorded in tables. Taking into all notes, it was
possible to classify and arrange the contents into different categories with
subcategories that first comprise general questions relating to procurement,
trade, trade routes, manufacture and production, employment of labor in Cusco,
tambos and storage, shipping, toponymy, personal names and indications for the
use of Spondylus as a sort of currency. Additionally, and in particular with
regard to Spondylus, the valuation and usage of the mollusks as jewelry or
adornment, together with references to women are pointed out. The next step
examines Spondylus in sacral contexts that cover different kinds of offerings,
possible designated offering priests, sanctuaries, idols as well as relations
with fortune-telling, confession, spell of love and medical application. In
view of these categories, the situation for Strombus and finished products
manufactured of the marine snails shows a different picture. All the
indications concerning Strombus or possibly Strombus display a less complex
picture and show that fighting-conchs mainly have been used as musical
instruments, apparently played by official persons and for different purposes
and occasions. The second focus of this work comprises archaeological findings
and records of Spondylus and Strombus pertaining to late archaic and formative
times. Included are on one hand objects with iconographic depictions of the
mollusks, containing representations in stone, ceramic, bone, metal, gourd,
textiles and shell. Along with these items, in some extent originating from
illegal excavations without or poor documentation, this work examines also
findings and records of scientific archaeological investigations which can be
classified into the categories of burial findings, depots, scattering on
ground floors, possible workshops and stray finds. These categories can be
divided in further subdivisions that are relating e.g. to material, location
or purpose of use. In this context it has to be pointed out that overlaps
occur and a clear differentiation is not always possible. The presentation of
all the items is carried out in form of catalogues with subsequent analysis
and listing in tables. It was intended to provide a compilation as much as
possible comprehensively but a claim for completeness cannot be demanded.
Although archaeological and literary contexts are of different nature and
chronological depth, it is possible to establish numerous parallels. With
regard to Spondylus there is a predominant use as ornament or jewelry and in
contexts of grave furniture, offering and in ritual contexts. At the same
time, a certain reference to female persons is apparent. However, and in
opposition to the widely held belief that Spondylus is synonymous with the
term “mullu”, this equation cannot be accepted as tenable. The term together
with the Spanish expression “chaquira” rather stands as a synonym for “pearls”
that could also be of different kinds and materials and were primarily worn as
chains. Referring to Strombus a similar situation can be pointed out and shows
that the large marine snails evidently were used for the most part as musical
instruments and obviously restricted to designated persons of higher standing,
perhaps endowed with certain privileges or of official character. These
persons mainly are male individuals with the exception of findings that partly
could be discovered in grave-contexts. All in all, a high valuation of both
mollusks can be stated, not only in later times but also for early periods.
This is the case in early written documents and also visible in archaeological
records concerning late archaic and formative ages. On the other hand, no
indications could be found for example, that Spondylus could have served as a
bioindicator in order to predict a forthcoming ENSO phenomenon. Neither do the
results reveal any hint of the practice that Spondylus could have served as a
possible hallucinogenic drug for shamans by means of a softened intake of the
toxins through drinking urine. At the end, this work aimed at a compilation of
literary, archaeological and iconographic contexts as extensive as possible to
submit altogether to certain questions. It is also obvious that a claim for
completeness cannot be stated. With simultaneous consideration of all the
questions that keep unanswered and that have emerged newly, this work should
provide an incentive to further explorations on the basis of a combined and as
much as possible exhaustive data base.
en
dc.format.extent
X, 624 S., [121 S.]
dc.rights.uri
http://www.fu-berlin.de/sites/refubium/rechtliches/Nutzungsbedingungen
dc.subject.ddc
900 Geschichte und Geografie::980 Geschichte Südamerikas
dc.subject.ddc
900 Geschichte und Geografie::980 Geschichte Südamerikas::985 Geschichte Perus
dc.title
Spondylus und Strombus: Die Rolle zweier Paraphernalien im Übergang vom
Archaikum zum Formativum im nördlichen Peru.
dc.contributor.firstReferee
Prof. Dr. Jürgen Golte
dc.contributor.furtherReferee
Prof. Dr. Debora Gerstenberger
dc.date.accepted
2014-10-27
dc.identifier.urn
urn:nbn:de:kobv:188-fudissthesis000000099944-4
dc.title.translated
Spondylus and Strombus: The role of two paraphernalia in the transition from
the Archaic to the Formativum in northern Peru
en
refubium.affiliation
Geschichts- und Kulturwissenschaften
de
refubium.mycore.fudocsId
FUDISS_thesis_000000099944
refubium.mycore.derivateId
FUDISS_derivate_000000017574
dcterms.accessRights.dnb
free
dcterms.accessRights.openaire
open access